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KfW Research – Dossier
Mittelstand ist der Motor der deutschen Wirtschaft
Mittelständische Unternehmen sind entscheidend für Wachstum und Wohlstand einer Volkswirtschaft. Sie schaffen Arbeitsplätze, bilden junge Menschen aus und prägen durch Investitionen die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Die Vielzahl an kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) – dazu zählen kleine Handwerksbetriebe genauso wie Selbstständige oder traditionsreiche Familienunternehmen – , eine ausgewogene Branchenstruktur, die zahlreichen regional verankerten Firmen und ihre Innovationen sind wichtige Faktoren für die kontinuierliche Modernisierung und Zukunftsfähigkeit eines Landes. KfW Research analysiert mit seinen einzigartigen Umfragen, Studien und Statistiken die Bedürfnisse der mittelständischen Unternehmen in Deutschland.
18. Oktober 2023
KfW-Mittelstandspanel 2023
Erneut wurde im zurückliegenden Jahr die Resilienz der mittelständischen Unternehmen auf die Probe gestellt. Doch trotz aller Belastungsfaktoren sind die Blessuren überschaubar geblieben. Die Investitionen und die Umsätze haben zugelegt, auch preisbereinigt standen Zuwächse zu Buche. Die Gewinnmargen wurden dennoch belastet, trotz teilweiser Kostenweitergabe. Die Kapitalstruktur der Unternehmen zeigt sich aber insgesamt robust. Die Liquiditätslage ist komfortabel, die Schuldentragfähigkeit ist weiter gegeben Auch die Eigenkapitalausstattung blieb trotz Energiekrise stabil. Aktuell blicken die Unternehmen aber mit Skepsis auf ihre Geschäftsentwicklung: Die Konjunkturaussichten sind gedämpft, die Investitions- wie auch die weiteren Umsatzaussichten sind eingetrübt und der Kreditzugang wird schwieriger. Das zeigt das KfW-Mittelstandspanel 2023 und gibt ein umfassendes Lagebild zur gegenwärtigen Situation im Herbst 2023 als auch zur Entwicklung der Unternehmen im abgelaufenen Jahr.
Eigenkapitalausstattung im Mittelstand bleibt trotz Energiekrise stabil – Kapitalstruktur insgesamt robus
- Die Kapitalstruktur der mittelständischen Unternehmen zeigt sich auch angesichts der jüngsten Krise ausgesprochen robust. Die Unternehmen schafften es trotz Energiekrise, ihre Eigenkapitalausstattung im Jahr 2022 stabil zu halten. Die Eigenkapitalquote der KMU sinkt nur moderat um 0,2 Prozentpunkte auf 31,2 %.
- Für den Mittelstand insgesamt sind erneut strukturelle Verbesserungen bei der Kapitalstruktur ersichtlich: Der Anteil der KMU mit vergleichsweise hoher Eigenkapitalquote von mindestens 30 % steigt um fast einen Prozentpunkt auf 50,7 %. Der Anteil von Unternehmen mit einer niedrigen Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent ist gleichzeitig deutlich auf 25,1 % zurückgegangen.
- Seit 2002 ist die durchschnittliche Eigenkapitalquote im Mittelstand um rund 13 Prozentpunkte gestiegen. Eine negative Eigenkapitalquote weisen nur 6 % der Unternehmen auf.

Mittelständische Investitionstätigkeit erfährt zuletzt einen Schub
- Die Investitionen der mittelständischen Unternehmen in neue Anlagen und Bauten (Bruttoanlageinvestitionen bzw. Neuinvestitionen) beliefen sich im Jahr 2022 auf rund 211 Mrd. EUR. Die Neuinvestitionen nahmen damit in Summe um 15 % (nominal) bzw. 4 % (preisbereinigt) zu.
- Befürchtungen einer krisenbedingt scharfen unterjährigen Anpassung von Investitionen haben sich nicht bestätigt. Die Bereitschaft mittelständischer Unternehmen, Investitionsvorhaben anzugehen, ist im vergangenen Jahr stark angewachsen (+5 Prozentpunkte bzw. +183.000 Unternehmen).
- Mehr noch: KMU haben die Investitionstätigkeit prozentual stärker ausgeweitet als der gesamte Unternehmenssektor in Deutschland (10,5 % nominal). Der Anteil des Mittelstands an allen Unternehmensinvestitionen steigt folglich und liegt aktuell bei 45 %.
- Dienstleistungen prägen dabei das Investitionsvolumen stark. Im Jahr 2022 entfällt auf Dienstleistungsbranchen ein Anteil von 57 % an den Neuinvestitionen. Im Jahr 2004 lag der Dienstleistungsanteil gerade einmal bei 42 %.
- Das durchschnittliche Investitionsvolumen je Unternehmen lag 2022 nominal bei 179.000 EUR. Preisbereinigt lag das mittlere Investitionsvolumen bei 161 Tsd. EUR und damit etwa auf dem Niveau von vor der Corona-Krise. Die Hälfte der Investitionsvorhaben hatte ein Volumen von weniger als 30.000 EUR.

Bankkredite machen etwa ein Drittel der Investitionsfinanzierung von KMU aus
- Der Mittelstand finanzierte im Jahr 2022 seine Investitionen zu 32 % über Bankkredite (76 Mrd. EUR). Dabei haben insgesamt 763.000 KMU Bankkredite zur Finanzierung ihrer Investitionen aufgenommen.
- Das Durchschnittsvolumen der im Jahr 2022 neu zur Investitionsfinanzierung aufgenommenen Bankkredite lag bei 100.000 EUR. Fast drei Viertel aller neu aufgenommenen Investitionskredite hatten im Jahr 2022 einen Betrag von maximal 50.000 EUR (71 %).
- Etwa die Hälfte der Mittelstandsfinanzierung wird über Eigenmittel erbracht. (51 %). Dazu zählen Rücklagen, Gewinne oder Cash Flow. Im Jahr 2022 entspricht dies einer Finanzierungshöhe von 120 Mrd. EUR.
- Auf Fördermittel entfielen 14 % der Investitionsfinanzierung. Eher untergeordnete Bedeutung haben beispielsweise Beteiligungskapital, Mittelstandsanleihen oder Mezzanine-Kapital (zusammengefasst als sonstige Quellen). Diese sind für viele KMU aufgrund hoher Transaktionskosten nicht interessant.

Mittelstand ist überwiegend klein und dienstleistungsorientiert
- 83 % der mittelständischen Unternehmen weisen lediglich einen Jahresumsatz von bis zu 1 Mio. EUR auf. Weniger als 0,5 % der Mittelständler hat einen Jahresumsatz von über 50 Mio. EUR. 80 % der KMU hat weniger als 5 Mitarbeiter.
- Über drei Viertel der Unternehmen findet sich in Dienstleistungsbranchen. Den höchsten Anteil mit 30 % weisen die unternehmensnahen Dienstleistungen auf. Weniger als 6 % der KMU sind im Verarbeitenden Gewerbe tätig.
- Rund 3,1 Mio. KMU haben ihren Sitz in Westdeutschland (82 %), bei rund 686.000 Mittelständlern, die ihren Sitz in Ostdeutschland haben.

Auslandsengagement variiert mit Unternehmensgröße und Branche
- Im Jahr 2021 hat etwa ein Fünftel aller Mittelständler – rund 790.000 Unternehmen – Umsätze im Ausland erzielt. Die gesamten mittelständischen Auslandsumsätze beliefen sich im Jahr 2021 auf 617 Mrd. EUR. Die Auslandsumsätze des deutschen Mittelstands entsprachen damit im Jahr 2021 rund 36,1 % der gesamten deutschen Waren- und Dienstleistungsausfuhren.
- Den größten Internationalisierungsgrad weist das Verarbeitende Gewerbe auf, mit einem Anteil auslandsaktiver Unternehmen von 39 %.
- Auslandsaktive Mittelständler erzielen gut 26 % ihres gesamten Umsatzes im Ausland. Europäische Märkte sind dabei für die meisten KMU wichtiger als das außereuropäische Ausland.

Kontakt
KfW Research, KfW Bankengruppe, Palmengartenstr. 5-9, 60325 Frankfurt,
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