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KfW Research – Dossier
Mittelstand ist der Motor der deutschen Wirtschaft
Mittelständische Unternehmen sind entscheidend für Wachstum und Wohlstand einer Volkswirtschaft. Sie schaffen Arbeitsplätze, bilden junge Menschen aus und prägen durch Investitionen die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Die Vielzahl an kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) – dazu zählen kleine Handwerksbetriebe genauso wie Selbstständige oder traditionsreiche Familienunternehmen – , eine ausgewogene Branchenstruktur, die zahlreichen regional verankerten Firmen und ihre Innovationen sind wichtige Faktoren für die kontinuierliche Modernisierung und Zukunftsfähigkeit eines Landes. KfW Research analysiert mit seinen einzigartigen Umfragen, Studien und Statistiken die Bedürfnisse der mittelständischen Unternehmen in Deutschland.
19. April 2023
Hohe Energiekosten im März 2023 für deutlich mehr Unternehmen im Mittelstand finanziell gut zu verkraften
Das vergangene Jahr war von turbulenten Preisentwicklungen auf den Energiemärkten gekennzeichnet. Sorgen um eine überfordernde Energiekostenbelastung infolge der Energiekrise waren im Mittelstand bis zuletzt allgegenwärtig.
Eine Sondererhebung zum KfW-Mittelstandspanel aus dem März 2023 zeigt, dass eine deutliche Entspannung mit Blick auf die Tragbarkeit des aktuellen Energiekostenniveaus zu beobachten ist. Ein Grund dafür ist, dass viele Unternehmen seit Kriegsbeginn vielfältige Maßnahmen zur Energiekostendämpfung umgesetzt haben. Daneben tragen Preisrückgänge an den Energiemärkten, eine insgesamt nachlassende Krisensymptomatik sowie die Einführung der Energiepreisbremsen zu Entspannung und erhöhter Planungssicherheit bei.
Ein Vergleich mit den Jahren vor dem Ukraine-Krieg zeigt jedoch auch, dass vor allem das Verarbeitende Gewerbe eine höhere relative Energiekostenbelastung wahrnimmt. Daher gilt es die Kostenentwicklungen bei belasteten Branchen weiterhin im Auge zu behalten
Eigenkapitalausstattung im Mittelstand erholt sich rasch von der Corona-Krise
- In der Corona-Krise hatte sich der seit der Jahrtausendwende im Mittelstand anhaltende Trend stetig steigender Eigenkapitalquoten nicht fortsetzen können. Die Eintrübung der Ertragslage sowie die zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen aufgenommenen Kredite haben die Kapitalstruktur der KMU belastet. Die Eigenkapitalquoten gaben moderat nach. Bereits im Jahr 2021 hat sich die Eigenkapitalquote im Mittelstand aber überraschend schnell und deutlich erholt und erreicht fast das Vorkrisenniveau.
- In der Gesamtsicht ist die Eigenkapitalausstattung der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland weiterhin komfortabel. Im Jahr 2021 betrug die durchschnittliche Eigenkapitalquote im Mittelstand etwas über 31 %.
- Seit 2002 ist die durchschnittliche Eigenkapitalquote im Mittelstand um rund 13 Prozentpunkte gestiegen. Eine negative Eigenkapitalquote weisen nur 5 % der Unternehmen auf.
Mittelständische Investitionstätigkeit von Dienstleistungen geprägt
- Die Investitionen der mittelständischen Unternehmen in neue Anlagen und Bauten (Bruttoanlageinvestitionen bzw. Neuinvestitionen) beliefen sich im Jahr 2021 auf rund 183 Mrd. EUR.
- Dienstleistungen prägen dabei das Investitionsvolumen stark. Im Jahr 2021 entfällt auf Dienstleistungsbranchen ein Anteil von 59 % an den Neuinvestitionen. Im Jahr 2004 lag der Dienstleistungsanteil gerade einmal bei 42 %.
- Im zweiten Jahr der Corona-Krise stiegen die Neuinvestitionen um 6 %. Dominierten im ersten Krisenjahr noch kleinere Investitionsvorhaben zur raschen Krisenanpassung, konzentrierte sich die Investitionstätigkeit im Jahr 2021 wieder auf größere Projekte mit höheren Durchschnittsvolumen.
- Das durchschnittliche Investitionsvolumen je Unternehmen lag 2021 bei 170.000 EUR. Die Hälfte der Investitionsvorhaben hatte ein Volumen von weniger als 28.000 EUR.
- Der Anteil des Mittelstands an allen Unternehmensinvestitionen sinkt seit einiger Zeit und liegt aktuell bei 42 %. Seit 2008 gingen sieben Prozentpunkte verloren. Die Corona-Krise hat die Entwicklung weiter beschleunigt.
Bankkredite machen etwa ein Drittel der Investitionsfinanzierung von KMU aus
- Der Mittelstand finanzierte im Jahr 2021 seine Investitionen zu 31 % über Bankkredite (67 Mrd. EUR). Dabei haben insgesamt 538.000 KMU Bankkredite zur Finanzierung ihrer Investitionen aufgenommen.
- Das Durchschnittsvolumen der im Jahr 2021 neu zur Investitionsfinanzierung aufgenommenen Bankkredite lag bei 125.000 EUR. Fast drei Viertel aller neu aufgenommenen Investitionskredite hatten im Jahr 2021 einen Betrag von maximal 50.000 EUR.
- Etwa die Hälfte der Mittelstandsfinanzierung wird über Eigenmittel erbracht. Dazu zählen Rücklagen, Gewinne oder Cash Flow. Im Jahr 2021 entspricht dies einer Finanzierungshöhe von 111 Mrd. EUR.
- Auf Fördermittel entfielen 13 % der Investitionsfinanzierung. Eher untergeordnete Bedeutung haben beispielsweise Beteiligungskapital, Mittelstandsanleihen oder Mezzanine-Kapital (zusammengefasst als sonstige Quellen). Diese sind für viele KMU aufgrund hoher Transaktionskosten nicht interessant.
Mittelstand ist überwiegend klein und dienstleistungsorientiert
- 85 % der mittelständischen Unternehmen weisen lediglich einen Jahresumsatz von bis zu 1 Mio. EUR auf. Weniger als 0,3 % der Mittelständler hat einen Jahresumsatz von über 50 Mio. EUR. 82 % der KMU hat weniger als 5 Mitarbeiter.
- Über drei Viertel der Unternehmen findet sich in Dienstleistungsbranchen. Den höchsten Anteil mit 34 % weisen die unternehmensnahen Dienstleistungen auf. Weniger als 6 % der KMU sind im Verarbeitenden Gewerbe tätig.
- Rund 3 Mio. KMU haben ihren Sitz in Westdeutschland (81 %), bei rund 689.000 Mittelständlern, die ihren Sitz in Ostdeutschland haben.
Auslandsengagement variiert mit Unternehmensgröße und Branche
- Im Jahr 2020 hat etwa ein Fünftel aller Mittelständler – rund 816.000 Unternehmen – Umsätze im Ausland erzielt. Die gesamten mittelständischen Auslandsumsätze beliefen sich im Jahr 2020 auf 566 Mrd. EUR.
- Den größten Internationalisierungsgrad weist das Verarbeitende Gewerbe auf, mit einem Anteil auslandsaktiver Unternehmen von 35 %.
- Auslandsaktive Mittelständler erzielen gut 26 % ihres gesamten Umsatzes im Ausland. Europäische Märkte sind dabei für die meisten KMU wichtiger als das außereuropäische Ausland.
Kontakt
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