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icon-ff Created with Sketch. Die Finanzindustrie im Wandel

Viele Hochhäuser, Bäume im Vordergrund

Unter dem Schlagwort „Sustainable Finance“ wird national und international diskutiert, wie ein nachhaltiges Finanzwesen aussehen kann. Die KfW Bankengruppe gestaltet die Transformation nicht nur mit ihrem Fördergeschäft, sondern auch auf EU‑Ebene.

Mit dem Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums hat die EU-Kommission das Thema Sustainable Finance im Jahr 2018 auf den Plan gerufen: In zehn Handlungsfeldern definiert sie den Beitrag des Finanzsektors zu einer nachhaltigen Entwicklung und treibt damit stärker als zuvor dessen Transformation voran. Bisher war die Finanzindustrie eher partiell in die Pflicht gerufen worden. Der Aktionsplan der EU bezieht die gesamte Wertschöpfungskette ein: angefangen bei Anreizsystemen für langfristiges Wirtschaften über Vorgaben für die Beratung der institutionellen Kunden und kleiner Anleger bis hin zu den Berichtspflichten von Finanzinstituten.

Die KfW als staatliche Förderbank Deutschlands gestaltet diesen Wandel zu einem nachhaltigen Finanzsystem aktiv mit und bringt seit 2018 ihre Expertise im Rahmen der von der EU-Kommission eingesetzten Technical Expert Group on Sustainable Finance ein.

Warum Sustainable Finance?

Wir sind zunehmend mit unvorhersehbaren Folgen des Klimawandels und der Ressourcenverknappung konfrontiert – ein geschlossenes Handeln ist erforderlich, um sich an diese neue Realität anzupassen. Dem Finanzsystem kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Damit privates Kapital in nachhaltigere Investitionen umgelenkt werden kann, muss das Finanzsystem transformiert werden. Die EU möchte ein nachhaltigeres Wirtschaftswachstum generieren und dabei die Stabilität des Finanzsystems gewährleisten und mehr Transparenz und Langfristigkeit fördern. Um diese ambitionierten Anforderungen zu erfüllen, muss die Hebelwirkung des Finanzsektors für eine nachhaltige Entwicklung genutzt werden.

Der Hebel der Finanzindustrie

Der Finanzbedarf, um die 2015 von der Staatengemeinschaft beschlossenen globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) umzusetzen, ist immens. Schätzungen belaufen sich auf rund 1,5–2,5 % des jährlichen Weltbruttoinlandsprodukts. Großprojekte in den Bereichen erneuerbare Energien, Wasser und Abwasser oder in der Landwirtschaft müssen finanziert und begleitet werden. Der Finanzindustrie als Geldgeber der Wirtschaft kommt folglich eine Schlüsselrolle für eine nachhaltige Entwicklung zu.

Die SDGs und das Pariser Klimaabkommen sind zwei wesentliche Pfeiler unseres neuen KfW-Nachhaltigkeitsleitbildes. Als Förderbank des Bundes und der Länder helfen wir, mit finanziellen Anreizen politische Beschlüsse umzusetzen. Wir wollen aber auch Standards im Markt setzen und unser fachliches und Finanzierungs-Know-how in der Beratung einsetzen.

Foto von Dr. Karl Ludwig Brockmann und anderen Menschen im Hintergrund

Der Konzernbeauftragte Nachhaltigkeit der KfW Bankengruppe, Dr. Karl Ludwig Brockmann, in Diskussion mit Teilnehmern des Stakeholder Round Table 2019 der KfW in Berlin

Neuer KfW-Podcast: Nachhaltigkeit kontrovers diskutiert

Kann der Finanzsektor der entscheidende Hebel für eine nachhaltige Entwicklung sein? Wie realistisch ist dieses Wunschbild? Um diese Fragen dreht sich die erste Folge des neuen KfW-Podcasts „ausgesprochen nachhaltig“. Von Fridays for Future über EU-Vorhaben in Brüssel bis hin zur Rolle der KfW bei der Transformation der Finanzwirtschaft: Alexander Baunach, KfW-Mitarbeiter in Unternehmensstrategie und Nachhaltigkeitsmanagement, beleuchtet im Gespräch mit dem KfW Nachhaltigkeitsbeauftragten Dr. Karl Ludwig Brockmann und seinem Kollegen Nico Schützhofer das Thema Sustainable Finance aus verschiedenen Blickwinkeln.

ausgesprochen nachhaltig – #1 Sustainable Finance

Woher kommt Sustainable Finance?

Die Entwicklung in Schlaglichtern

  1. Juni 1992
    UN-Klimarahmenkonvention

    Die UN-Klimarahmenkonvention wird beim Weltumweltgipfel in Rio de Janeiro beschlossen und tritt 1994 in Kraft. Die Industrieländer verpflichten sich, die Entwicklungsländer mit finanziellen Mitteln im Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen.

  2. April 2006
    UN Principles for Responsible Investment

    Die Principles for Responsible Investment (PRI) werden ins Leben gerufen. Die Finanzinitiative der UN spiegelt die zunehmende Bedeutung der Bereiche Umwelt, Soziales und Unternehmensführung für Investitionsentscheidungen wider. Die KfW hat die PRI im Jahr 2006 unterzeichnet und damit der besonderen Bedeutung von Nachhaltigkeitsaspekten für Finanzanlagen Rechnung getragen. Mit einem jährlichen Assessment Report berichtet die KfW zum Umsetzungsstand der PRI.

  3. Dezember 2009
    UN-Klimakonferenz in Kopenhagen
    Grafik der Erdkugel, gestapelten Münzen, eine Säule mit roter und blauer Färbung, -2 Grad Celsius

    Auf der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen wird in dem lediglich „zur Kenntnis“ genommenen Vertrag Copenhagen Accord das Ziel erwähnt, die Erderwärmung auf weniger als 2° C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Die Industrieländer bekennen sich dazu, für die Zeit von 2010 bis 2012 bis zu 30 Mrd. USD für Klimaschutz in Entwicklungsländern zur Verfügung zu stellen. Ab 2020 sollen jährlich 100 Mrd. USD bereitstehen.

  4. September 2015
    Agenda 2030

    Die Vereinten Nationen verabschieden die Agenda 2030 mit ihren 17 SDGs. Anders als frühere Programme gilt die Agenda gleichermaßen für Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer. Eine nachhaltige Entwicklung soll durch einen grundlegenden Umbau von Strukturen und Prozessen und durch neue Denk- und Verhaltensweisen vorangebracht werden. Neben politischen Akteuren werden explizit Wirtschaft und Zivilgesellschaft eingebunden.

  5. Dezember 2015
    Klimakonferenz COP21

    Das in Paris beschlossene Abkommen zur Begrenzung der Klimaerwärmung wird verabschiedet. Der Weltklimavertrag bekräftigt den Ausbau einer Klimafinanzierung –sowohl für eine emissionsärmere Entwicklung als auch für die Anpassung an Klimafolgen.

  6. Dezember 2015
    Task Force on Climate-related Financial Disclosure

    Im Nachgang der Klimakonferenz COP21 haben die G20-Finanzminster und ­Zentralbanken den Finanzstabilitätsrat damit beauftragt, Empfehlungen für eine einheitliche Klimaberichterstattung zu entwickeln. Hierfür wurde die Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) gegründet.

    Die KfW Bankengruppe unterstützt die TCFD seit Oktober 2018. Im Rahmen unserer Roadmap Sustainable Finance haben wir 2018 eine eigene Arbeitsgruppe eingesetzt, die intensiv prüft, wie die TCFD-Empfehlungen optimal in unsere Prozesse integriert werden können.

  7. März 2018
    EU-Aktionsplan: Finanzierung nachhaltigen Wachstums

    Die EU Kommission verabschiedet den „Aktionsplan: Finanzierung nachhaltigen Wachstums“. „Sustainable Finance“ deckt neben Klima- und Umweltaspekten auch wirtschaftliche und soziale Aspekte ab und definiert die Rolle der Finanzindustrie für eine nachhaltige Entwicklung. Ein Klassifizierungssystem (Taxonomie) soll für den Finanzsektor u. a. nachhaltige Investitionen einheitlich definieren und damit Klarheit schaffen.

  8. Juli 2018
    Gründung der Technical Expert Group on Sustainable Finance (TEG)

    Die technische Expertengruppe für ein nachhaltiges Finanzwesen nimmt ihre Arbeit auf. Sie unterstützt die Europäische Kommission bei der Umsetzung des Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums. Die KfW ist Mitglied der TEG und bringt durch den Konzernbeauftragten für Nachhaltigkeit Dr. Karl Ludwig Brockmann ihre Expertise ein.

  9. Januar 2019
    TEG: Transparenz und Offenlegung von Nachhaltigkeitsaspekten

    Die TEG legt einen Bericht zur Transparenz und Offenlegung von Nachhaltigkeitsaspekten durch Unternehmen vor. Die dort enthaltenen Empfehlungen sollen in die Non-Binding Guidelines zur nichtfinanziellen Berichterstattung der EU eingearbeitet werden.

  10. März 2019
    TEG: freiwilliger EU-Standard für grüne Anleihen

    Die TEG veröffentlicht einen Zwischenbericht für einen freiwilligen EU-Standard für grüne Anleihen, der auf den bestehenden Marktpraktiken aufbaut und mit diesen kompatibel sein soll. Die Norm soll eng mit dem neuen EU-weiten Klassifizierungssystem für ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten (Taxonomie) verknüpft werden.

KfW und Sustainable Finance

Die KfW fördert eine nachhaltige Entwicklung auf verschiedenen Wegen. Im Vordergrund steht ihre Rolle als Förderbank. Sie finanziert weltweit Projekte, die etwa dem Umwelt- und Klimaschutz dienen oder die Armut bekämpfen. Weitere zentrale Hebel sind ein klima- und ressourcenschonender Bankbetrieb und die Rolle eines verantwortungsvollen Arbeitgebers – alles flankiert von einer umfassenden Berichterstattung.

Um ein nachhaltiges Wirken der Finanzindustrie insgesamt voranzubringen, hat sich die KfW dem Thema Sustainable Finance verschrieben. Sie möchte Standards setzen und mit dem Engagement in verschiedenen Initiativen das Thema in die Breite tragen.

Zentrale Elemente sind

Sustainable Finance war auch Thema des jährlichen KfW-Stakeholder-Dialogs, der am 26.02.2019 in Berlin stattfand. Stakeholder aus Politik und Gesellschaft diskutierten zur Transformation der Finanzmärkte und darüber, welche Erwartungen sie dabei an die KfW haben.