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icon-ff Created with Sketch. Wege zu einer nachhaltigen Finanzwelt diskutieren

Foto von Frank Pierschel

Wichtige Stakeholder der KfW Bankengruppe sehen das Unternehmen zunehmend in einer Vorreiterrolle, insbesondere beim Thema Sustainable Finance. Nach den Vorstellungen der EU geht es dabei um nichts Geringeres als um die Transformation der Finanzmärkte.

Als Förderbank des Bundes und der Länder setzt die KfW Bankengruppe auf Transparenz und Dialog als Bausteine der Unternehmenskultur. Dazu gehört auch der jährliche Stakeholder-Dialog, der zuletzt am 26.02.2019 in Berlin stattfand. Thema war diesmal „Sustainable Finance“ – eine besonders von der Europäischen Kommission angestoßene Initiative für mehr Nachhaltigkeit an den Finanzmärkten.

Der Stakeholder Round Table 2019 zu Sustainable Finance

Die Politik wird aktiv

Mit dem „Aktionsplan: Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ – oder neudeutsch: Sustainable Finance – hat die Europäische Kommission einen wichtigen Stein ins Rollen gebracht: In zehn Handlungsfeldern macht sie deutlich, wie der Beitrag des Finanzsektors zu einer nachhaltigen Entwicklung aussehen könnte – und sollte. Denn dass es nicht allein bei Ratschlägen bleibt, steht außer Frage, wenn sich die EU mit gleich drei Kommissaren einem Politikfeld widmet. Und das ist der entscheidende Unterschied zu früheren Initiativen, ob sie nun vonseiten des Finanzmarktes, der Zivilgesellschaft oder der Politik kamen. Inzwischen ist das Bewusstsein für die Bedrohungen durch den Klimawandel und andere Umweltfaktoren größer denn je. Der Handlungsdruck steigt, die Politik wird aktiv.

Als Bank des Bundes und der Länder ist die KfW naturgemäß nah an der Politik. Sie setzt finanzielle Anreize, die politische Beschlüsse umsetzen. Aber wie genau sie dies tut, welche Schwerpunkte sie setzt, welche Instrumente sie nutzt – all dies ist auch Bestandteil einer gesellschaftlichen Debatte. Im Kleinen fand diese nun auch beim KfW Stakeholder-Dialog in den Räumen der KfW in Berlin statt. Dabei wurde auch thematisiert, dass noch immer Zweifler zu überzeugen sind, auch in der Politik. Und dies, obwohl die Bundesregierung mit ihrer Unterschrift unter das Pariser Klimaabkommen im Hinblick auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen wie auch die Energie- und Klimapolitik der EU rechtliche Verpflichtungen eingegangen ist. Fragen wie „Warum Nachhaltigkeit?“ oder „Warum Klimaschutz?“ dürfte sich eigentlich niemand mehr stellen.

Foto von Dr. Sabrina Schulz

Bei vielen ist der ganze Begründungszusammenhang noch nicht angekommen. Wir haben rechtlich verbindliche Verpflichtungen aus internationalen Abkommen. Die müssen wir umsetzen.

Dr. Sabrina Schulz, Teamleiterin Bundesangelegenheiten,
KfW Bankengruppe

Kein Klimaschutz? Zu riskant!

Wie ernst es um den Klimaschutz steht, haben Studien des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) und namhafter Forschungsinstitute in den vergangenen Jahren immer wieder eindrucksvoll untermauert. KfW-Stakeholder wiesen auf das jüngste Positionspapier des Chief Risk Officers Forum hin. Für das im Januar 2019 veröffentlichte Dokument wurde errechnet, dass es auch dann zu beträchtlichen volkswirtschaftlichen Verlusten durch den Klimawandel kommen wird, wenn das 2-Grad-Ziel der Weltgemeinschaft erreicht werden sollte. Denn selbst in diesem Fall fiele das weltweite Bruttosozialprodukt um 10 % geringer aus – bei einer Durchschnittserwärmung um 3 Grad sogar um 23 %. So ist es kein Wunder, dass sich inzwischen auch die Bundesbank und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mit Klimarisiken beschäftigen.

Foto von Frank Pierschel

Ich gehe davon aus, dass wir uns sehr bald auch aus Finanzstabilitätsgründen mit Nachhaltigkeit beschäftigen müssen.

Frank Pierschel, Leiter Internationale Bankenaufsicht und Vorsitzender des BaFin-Netzwerks Sustainable Finance, BaFin

Finanzströme umlenken

Ziel der Bemühungen rund um das Stichwort Sustainable Finance ist es daher, finanzielle Mittel zu mobilisieren, die helfen, den Klimawandel zu bremsen und nachhaltigere Wirtschaftsformen zu fördern. So diente der KfW Stakeholder Round Table dazu, entsprechende Ideen, Wünsche und Erwartungen zu sammeln, zu diskutieren und in Empfehlungen an den Vorstand der KfW einfließen zu lassen.

Mit der KfW Roadmap Sustainable Finance hat die KfW 2018 bereits die Weichen gestellt: Bis 2020 wird ein Konzept erarbeitet, wie die KfW ihr deutsches und internationales Fördergeschäft so ausrichten kann, dass es das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele noch weiter voranbringt. Ein Baustein des Konzepts, so viel steht schon fest, ist die Kommunikation: die Erarbeitung von Zielen und Maßnahmen im Dialog mit der Gesellschaft.

So werden die Veränderungen – bei aller Konzentration auf die Finanzmärkte – vor allem in der Realwirtschaft erfolgen müssen. Um diesen Wandel zu unterstützen, müssen Finanzströme die richtige Richtung nehmen. Die KfW wird die Steuerung ihrer Finanzierungen konsequent auf den Prüfstand stellen und grüne und nachhaltige Investitionen noch stärker fördern. Und was unter „grün“ oder „nachhaltig“ zu verstehen ist, wird sich auch nach den Definitionen richten, die im Rahmen des EU-Aktionsplans zurzeit erarbeitet werden. So schließt sich der Kreis, und so kommen wir auch den Zielen von UN und EU näher, denen sich die Bundesregierung verpflichtet hat.

Für mich sind die ökologischen und die Klimafragen die sozialen Fragen des 21. Jahrhunderts.

Dr. Imme Scholz, stellvertretende Direktorin,
Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
Foto von Menschen sitzend um einen Tisch, Metaplanwände im Hintergrund

Es geht nicht darum, Industrien abzuschalten, sondern darum, die Mittel dahin zu lenken, wo die Transformationsgeschwindigkeit, die Richtung und das Ambitionsniveau ausreichend sind.

Matthias Kopp, Leiter Nachhaltige Finanzsysteme,
WWF Deutschland

Fördern und fordern

Die Akzeptanzschwierigkeiten von Nachhaltigkeit in breiten Teilen von Wirtschaft und Politik sind allerdings nach wie vor ein Hindernis. So ist Nachhaltigkeit im Finanzmarkt bei aller sehr positiven Dynamik oft immer noch eine Nische – nur ein niedriger einstelliger Prozentsatz der im deutschsprachigen Raum angelegten Gelder fließen in nachhaltige Investments. Teilnehmer des Dialogs hielten fest, dass die „Breite der Ökonomen“ noch immer keinen „Business Case“ in nachhaltigen Anlagen sehe.

Es ist entscheidend, das Thema aus der Nische in den Mainstream zu bringen. Finanzielle Bildung spielt eine ganz große Rolle.

Karsten Löffler, Co-Head Frankfurt School of Finance & Management –
UNEP Collaborating Centre for Climate & Sustainable Energy Finance

Neben fehlender Bildung bemängelten Stakeholder aber auch ein gutes Maß an Unwillen und Unfähigkeit zur Veränderung – Faktoren, die nur verhaltenswissenschaftlich zu erklären sind. Hier wirke sich aus, dass es bisher an politischer Regulierung mit Lenkungswirkung gefehlt habe. Diese Lücke will der EU-Aktionsplan zumindest im Finanzsektor mit seinen legislativen Initiativen schließen – das im Sinne der Nachhaltigkeit Sinnvolle fördern und es bei Bedarf qua Regulierung einfordern.

Es ist jetzt sehr wichtig, auch auf der legislativen Ebene schnell und mit Weitsicht voranzukommen. Nur so werden wir die notwendigen Veränderungen in einem angemessenen Zeitrahmen erzielen.

Prof. Dr. Alexander Bassen, Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Kapitalmärkte und Unternehmensführung, Universität Hamburg

Die KfW soll Vorreiter sein

Der Stakeholder Round Table zeigte, dass die größte Erwartung, die Stakeholder im Sustainable-Finance-Umfeld derzeit an die KfW haben, das Einnehmen einer Vorreiterrolle ist. Sie soll anderen Finanzinstituten Wege aufzeigen, wie sie Nachhaltigkeit in ihren Geschäftsprozessen umsetzen können – von der Kreditvergabe über Investments bis hin zu den Eigenanlagen. Bei der Dialogveranstaltung waren sich selbst die unterschiedlichsten Stakeholder darin einig, dass die KfW als Förderbank Orientierung geben und als Vorbild agieren müsse.

Foto von Dr. Susan Krohn, ein Mann im Hintergrund

Die KfW hat ein öffentliches Fördermandat. Schon daraus ergibt sich eine Vorbildfunktion.

Dr. Susan Krohn, Ministerialrätin, Finanzierung des internationalen Klima- und Umweltschutzes, multilaterale Entwicklungsbanken, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit

So könne die KfW beispielsweise Messinstrumente mitentwickeln, die geeignete Kriterien und Indikatoren enthalten, um nachhaltige Fortschritte – etwa bei der Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen – zu erreichen. In der Finanziellen Zusammenarbeit mit Entwicklungs- und Schwellenländern könnten – so ein weiterer Vorschlag aus der Runde – Länder bevorzugt werden, die nationale Umsetzungspläne zum Pariser Klimaabkommen vorweisen können. Viele kleinere Geldinstitute haben nicht die Mittel oder die Kenntnisse, Szenarien zu berechnen, die aufzeigen, wie sich mangelnde Nachhaltigkeit auf die Geschäftslage vor Ort auswirken kann. Auch hier könne die KfW mit Modellen vorangehen. Und die guten Erfahrungen, die die KfW in Deutschland gemacht habe, zum Beispiel mit den KfW-Energieeffizienzhäusern, solle sie international bekannter machen, weil es für solche Konzepte eine große Nachfrage gebe.

Die Rolle von Förderbanken als Vorbilder kann man nicht hoch genug bewerten. Viele KfW‑Produkte sind bahnbrechend gut. Das sind genau die Dinge, die man jetzt braucht.

Martin Koch, Policy Officer, Generaldirektion FISMA,
Europäische Kommission
Foto von Angela McClellan

Die KfW sollte auch als politischer Impulsgeber für Best Practice eine tragende Rolle spielen.

Angela McClellan, Geschäftsführerin, Forum Nachhaltige Geldanlagen

Transformation oder Transition?

Die zahlreichen Anregungen der Dialogveranstaltung fließen nun in die weitere Strategieentwicklung bei der KfW ein. Die Botschaft der Stakeholder, dass sie die Bank in einer Vorreiterrolle sehen, und die dabei unterbreiteten konkreten Vorschläge bieten viele Anregungen zur näheren Auseinandersetzung in der kommenden Zeit.
Mit ihren Produkten in den Bereichen Finanzierung, Risikoinstrumente und Beratung wird die KfW in jedem Fall ihren Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Finanzmärkte – und damit auch der Realwirtschaft – leisten. Möglicherweise geht dies bei der KfW weniger in Form einer sprunghaften Transformation als vielmehr in einer sanfteren Transition vonstatten. Aber die Richtung und auch die Entschiedenheit stehen dabei außer Zweifel.

Foto von Karl-Ludwig Brockmann

Wir wollen unsere Kunden dabei begleiten, ihr Handeln mit den internationalen Klima- und Nachhaltigkeitszielen in Einklang zu bringen.

Dr. Karl Ludwig Brockmann, Konzernbeauftragter Nachhaltigkeit,
KfW Bankengruppe
Foto von mehreren abgewendeten Menschen sitzend an einem Tisch

Die Deutlichkeit, mit der die Stakeholder auf die Vorreiterrolle der KfW hinwiesen, ist beeindruckend. Diese Rolle anzunehmen und – beispielsweise im Rahmen des internen Projekts ,KfW Roadmap Sustainable Finance‘ – umzusetzen, ist eine große Verantwortung.

Jürgen Kern, Direktor Unternehmensstrategie und Nachhaltigkeit,
KfW Bankengruppe