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Eine Gruppe von Kindern um einen Tisch versammelt, im Hintergrund ein Bücherregal

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Bürgerbeteiligung

icon-ff Created with Sketch. Stadtentwicklung gemeinsam gestalten

Eine Stadt lebt durch die Menschen, die sich in ihr bewegen. Die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger in Veränderungsprozesse ist damit ausschlaggebend, um ein lebenswertes Umfeld zu gestalten und die Stadt zu einem zukunftsfähigen Ort zu machen.

Menschen und Städte bedingen sich gegenseitig: Die Stadt beeinflusst die Menschen, die Menschen wiederum prägen die Stadt, in der sie leben. Eine wirksame und nachhaltige Stadtentwicklung profitiert damit von der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Nur so kann es gelingen, den Bedürfnissen der Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner gerecht zu werden, Belange zu erkennen und diese zielgerichtet zu fördern. Eine Einbeziehung in Entwicklungsprozesse kann zu einer höheren Akzeptanz von Entscheidungen beitragen. Gleichzeitig steigt die Identifikation der Bevölkerung mit ihrem Lebensumfeld und der soziale Zusammenhalt wird verstärkt. Bürgerbeteiligung gilt damit als Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Gestaltung von Städten. Sie macht eine Stadt lebenswert und attraktiv.

Das Schaffen einer Basisinfrastruktur ist für ein funktionierendes Stadtleben zwar notwendig, aber nicht ausreichend – für unsere Demokratie ist es fundamental, die Bürgerinnen und Bürger an konkreten Entscheidungen vor Ort zu beteiligen. Jede Demokratie ist auf die Mitbestimmung der an ihr beteiligten Personen angewiesen und kann nur funktionieren und lebendig werden, wenn möglichst viele Menschen bereit sind, sich einzubringen. Neue Technologien können die zunehmenden Möglichkeiten der Partizipation vorantreiben: Digitale Plattformen und Kommunikationsräume vereinfachen eine Vernetzung.

Entsprechende Projekte, die die Bürgerbeteiligung stärken, werden durch die KfW gefördert.

Ansicht von mehreren Mehrfamilienhäusern, ein Teil eines Spielplatzes und ein Teil Garten

Aufbruchstimmung in Potsdam-Drewitz

Die Plattenbausiedlung Potsdam-Drewitz stammt aus den 1980er-Jahren und ist eines der letzten Neubaugebiete der DDR. Graue Farbtöne, Materialien von schlechter Qualität und eine lärmende Verkehrsumgebung prägten das Viertel. Im Rahmen eines integrierten Stadtentwicklungsprojekts sollte das Quartier umgestaltet und modernisiert werden: Neben der Sanierung und barrierefreien Gestaltung der Gebäude und Wohnungen wurden Grünflächen und Sportangebote geschaffen, eine vierspurige Straße zurückgebaut und die Anbindung an das öffentliche Verkehrssystem sowie Carsharing-Angebote mitgedacht. Und nicht nur das: Auch die Energieversorgung stammt seither aus regenerativen Quellen, eine energetische Sanierung sorgte für einen geringeren Verbrauch. Im Laufe des Prozesses wurden die Bürgerinnen und Bürger schon frühzeitig in die Planung mit einbezogen. Die Grundlage hierfür bildete die Förderung eines Sanierungsmanagements aus dem KfW-Programm „Energetische Stadtsanierung“.

Die Maßnahmen haben dazu geführt, dass ein ganzer Stadtteil aufblüht. Mit der Bürgerbeteiligung ist es gelungen, eine Aufbruchstimmung zu erzeugen.

Dr. Kay Pöhler, Prokurist Infrastrukturfinanzierung bei der KfW und verantwortlich für das Förderprogramm

Mithilfe einer Vielzahl von Workshops und Bürgerversammlungen in allen Phasen des Prozesses wurden Vorhaben diskutiert, Ideen entwickelt und individuelle Wünsche eingebracht. Die professionelle Moderation ermöglichte es, Kompromisse zu finden und die Akzeptanz für die Maßnahmen zu stärken. Ein wesentliches Thema war der Rückbau einer vierspurigen Straße, da auf diese Weise eine Menge Parkplätze verloren gingen. Durch einen intensiven Austausch und die Erarbeitung überzeugender Alternativen, die den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner entsprachen, wurde eine Lösung erarbeitet, mit der nahezu alle Beteiligten zufrieden waren.

Noch ist der Prozess nicht abgeschlossen: Bis 2050 soll das Quartier vollständig CO2-neutral werden. Mehr Informationen zum Projekt: „Ein internationales Vorbild“.

Teil eines Spielplatzes und im Hintergrund Kinder und Mehrfamilienhäuser

Kommunalentwicklung in palästinensischen Gebieten

Das Westjordanland und der Gazastreifen sind geprägt von gewaltsamen Konflikten. Um das Leben der Menschen vor Ort zu verbessern, verfolgt das „Municipal Development Program“ das Ziel, die Gemeinden in den palästinensischen Gebieten zu stärken. Das Programm bietet eine Kombination aus praktischer Hilfe und leistungsbezogenen Zuschüssen für vorrangige Teilprojekte – auf diese Weise soll die Erbringung kommunaler Dienstleistungen verbessert werden. Im Zentrum steht die soziale Verantwortung der Kommunen hinsichtlich der vier Säulen Transparenz, Beteiligung, Überwachung und Reaktion.

Ansicht auf eine sandige Landschaft mit einem Turm und Häusern

Die Bürgerbeteiligung ist das Herzstück dieses Programms. So kann die Lebensqualität der Bewohner in den Gemeinden nachhaltig verbessert werden.

Waddah Hamadalla, Mitarbeiter des Büros Ramallah - Al Bireh der KfW Entwicklungsbank
Bild auf wolkenbedeckten Himmel und Häuser

Die Kommunen identifizieren und definieren Maßnahmen sowie Projekte, die besonders wirksam sind, um die Dienstleistungen vor Ort weiterzuentwickeln. Dabei spielen die Bürgerinnen und Bürger eine entscheidende Rolle. Die Einführung eines kommunalen Beschwerdesystems trägt darüber hinaus dazu bei, Beschwerden und Bedenken der Menschen während der Durchführung der Teilprojekte zu berücksichtigen – und bei Bedarf direkt darauf zu reagieren. Außerdem werden Zufriedenheitsumfragen durchgeführt, um die Sicht der Bürgerinnen und Bürger abzubilden und die Maßnahmen gegebenenfalls anzupassen. So konnte das Feedback die Programmgestaltung bereits deutlich bereichern.

Regelmäßig werden die durchgeführten Maßnahmen von Expertinnen und Experten evaluiert, um das Programm zu optimieren. Mehr Informationen dazu: „Eine Reise entlang der Mauern Palästinas“.

Ein Mann schneidet mit einer Gartenschere ein Gebüsch, im Hintergrund Bäume

Naherholung in Kabul

Der etwa zwölf Hektar große Chihilsitoon-Park inmitten von Kabul (Afghanistan) war nach Jahren der Zerstörung und Vernachlässigung völlig verfallen. Im Auftrag des Auswärtigen Amtes sollte das Gelände wieder zu einer grünen Oase gestaltet und auf diese Weise ein Treffpunkt und attraktiver Platz für die Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Quartiere in Kabul geschaffen werden. Dabei ging es nicht nur darum, den Park zu rehabilitieren, sondern ihn neu zu konzipieren und die umliegenden Quartiere mit einzubeziehen. Zentral in diesem Zusammenhang: die Bedürfnisse der Bevölkerung.

Eine Bedarfsanalyse zu Beginn der Planungsphase gab Auskunft über Lebensumstände, Bedürfnisse und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger. Die Ergebnisse stellten die Basis der Umstrukturierung und Maßnahmenerarbeitung dar. So konnten konkrete Bedürfnisse im neu geplanten Park zielgerichtet umgesetzt werden.

Um zielgerichtete Maßnahmen realisieren zu können, befragten wir die Bürgerinnen und Bürger zu ihren Erwartungen

Dr. Anna-Christine Janke, Senior-Projektmanagerin, die das Projekt bei der KfW betreute

Im Rahmen von sechs- bis zwölfmonatigen Trainings wurden die Bewohnerinnen und Bewohner im nächsten Schritt in Bereichen wie Schneiderei, Teppichknüpfen, Schreinerei sowie Garten- und Landschaftsbau ausgebildet – um anschließend den Umbau des Parks unterstützen zu können. Gleichzeitig erhielten die Menschen eine Ausbildung, um auch nach dem begrenzten Zeitraum der Umstrukturierung ihren Lebensunterhalt aufzubessern.

Mehr Informationen zum Projekt: „Revitalisierung Chihilsitoon-Garten, Kabul“

Vogelperspektive auf den Park mit einem Springbrunnen und großen Laubbäumen