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Urbanisierung in Südafrika

icon-ff Created with Sketch. Johannesburg im Wandel

Die Bevölkerung von Johannesburg wächst schnell und unaufhaltsam. Welche Herausforderungen ergeben sich aus der fortschreitenden Urbanisierung für Infrastruktur und Mobilität? KfW-Mitarbeiter vor Ort analysieren die vorherrschenden Probleme und erarbeiten mögliche Lösungsansätze.

Afrika ist nach Asien die sich am schnellsten verstädternde Region. Derzeit leben insgesamt über 1 Mrd. Menschen auf diesem Kontinent. Und die Urbanisierung schreitet weiter voran: Voraussichtlich wird die Bevölkerung in afrikanischen Städten bis 2040 jedes Jahr um rund 20 Mio. Menschen wachsen. Die entstehenden Ballungsräume bieten zwar viele Chancen, doch unkontrolliertes Wachstum bringt auch enorme Herausforderungen mit sich. Dieser Prozess wirkt sich unmittelbar auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung aus und nimmt Einfluss auf Infrastruktur, Mobilität und den Ressourcenverbrauch.

Auf den Straßen Südafrikas

Bild einer Straße von oben mit Passanten und Fahrzeugen
Fotografie von Joseph Mbuyi, KfW IPEX-Bank, Johannesburg

Joseph Mbuyi, KfW IPEX-Bank, Johannesburg

Bild mit Teilen von Häusern und einer Ampel

Johannesburg – lebendige Metropole und führendes Wirtschaftszentrum von Südafrika. Einschließlich der angrenzenden Vororte leben hier rund 10 Mio. Menschen. Auch in den kommenden Jahren wird die Zuwanderung weiter zunehmen. „Die Stadt wächst in die Breite. Dies ist leider ein Überbleibsel des alten Apartheidregimes. Damit werden insbesondere die ärmeren Bevölkerungsschichten immer weiter an den Stadtrand gedrängt“, erklärt Joseph Mbuyi, Leiter der Repräsentanz der KfW IPEX-Bank in Johannesburg.

Das Wachstum stellt die Stadt vor vielfältige Probleme, ein Großteil davon betrifft die Mobilität: Tausende von Menschen müssen täglich weite Wege auf sich nehmen, um zur Arbeit, in die Schule oder in die Universität zu gelangen. Das öffentliche Verkehrssystem basiert hauptsächlich auf dem Straßenverkehr. „Unfälle, dreckige Luft, verstopfte Straßen und ein hoher Geräuschpegel sind die Regel. Es herrschen teilweise gefährliche Verhältnisse vor, verkehrswidriges Verhalten ist weit verbreitet“, beschreibt Joseph Mbuyi das Leben in der Stadt. Wer sich kein Auto leisten kann, ist auf die umstrittenen Minibusse angewiesen. Das ist der einzige Wirtschaftszweig, der komplett von schwarzen Unternehmern beherrscht wird und ohne Subventionen auskommt. Minibusse sind verhältnismäßig kostengünstig und decken ein großes Gebiet ab, sodass auch Regionen am Stadtrand erreicht werden können. Sie gelten jedoch durch häufige Unfälle und aufgrund einer hohen Zahl von Strafdelikten – darunter die Belästigung anderer Verkehrsteilnehmer – als sehr unsicher. Darüber hinaus unterliegen sie informellen Strukturen, die teilweise keine Scheu vor dem Gesetz haben.

Die Bestandsaufnahme zeigt deutlich: Die Situation auf den Straßen Johannesburgs erfordert grundlegende Veränderungen. „Eine integrative Zukunftsvision, die die Elektrifizierung des Verkehrs und den Ausbau des Schienennetzes vorsieht, kann das Problem verringern“, so Mbuyi.

Probleme im Mobilitätssektor gezielt angehen

Um den Herausforderungen des südafrikanischen Mobilitätssektors aktiv zu begegnen, unterstützt die KfW Entwicklungsbank die südafrikanische Regierung dabei, klimafreundliche Verkehrssysteme zu entwickeln und sie in den Städten zu etablieren. „Wir fördern das Land bei der Transformation zur Green Economy unter anderem auch im Transportsektor“, erklärt Christina Rollin, Projektmanagerin in der KfW Entwicklungsbank in Pretoria. Dabei sollen insbesondere die Regionen an der Peripherie der Großstädte besser integriert werden. Beispielsweise wird die KfW den Aufbau eines Schnellbussystems in Durban fördern, das benachteiligte Gebiete mit den Stadtzentren verbindet. Im Rahmen des „Corridors of Freedom“-Projekts der Stadt Johannesburg werden erste ähnliche Ansätze implementiert.

Fotografie von Christina Rollin, K, Pretoria

Christina Rollin, KfW Entwicklungsbank, Pretoria

Neben dem Straßenverkehr sollen auch die öffentlichen Transportmittel auf den Schienen ausgebaut und verbessert werden: „Täglich nutzen schätzungsweise rund 55.000 Pendler den Gautrain – ein Schnellzugsystem, das Johannesburg mit der Hauptstadt Pretoria verbindet. Mit der Inbetriebnahme des Gautrain 2011 wurde eines der ambitioniertesten Infrastrukturprojekte realisiert und eine der verkehrsdichtesten Strecken Südafrikas entlastet. Jedoch erfordert das Streckennetz bei einem wachsenden Bedarf dringend eine Erweiterung“, so Christina Rollin. Um dies zu fördern, unterstützt die KfW Entwicklungsbank eine Studie für Finanzierungsoptionen zum Ausbau des Gautrain-Streckennetzes. Und auch die KfW IPEX-Bank setzt hier an: „Derzeit stellen wir der Gautrain Management Agency in anfänglichen Gesprächen unsere Erfahrung im Ausbau integrativer Verkehrskonzepte zur Verfügung“, ergänzt Joseph Mbuyi.

Bild eines fahrenden Zugs

Besonders wichtig beim Ausbau des südafrikanischen Mobilitätssektors ist die Integration der einzelnen Maßnahmen und Verkehrskonzepte. Über das südafrikanische Umweltministerium unterstützt die KfW im Auftrag der Bundesregierung Kommunen beim Ausbau des nichtmotorisierten Straßenverkehrs (NMT) und bei der Umsetzung einer nachhaltigen, kostengünstigen und sicheren Verkehrsstrategie. Im Rahmen von „Green Goal“ werden in drei südafrikanischen Städten Fahrradwege und NMT-Strategien finanziert. Damit unterstützt die KfW die Etablierung einer Fahrradkultur in Johannesburg, die in Südafrika noch nicht sehr weit entwickelt ist. „Um Veränderungen zu erwirken, setzen wir vor allem da an, wo die südafrikanischen Gemeinden bisher keine Priorität sehen“, erläutert Christina Rollin. „Mit unseren Projekten wollen wir erreichen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner Johannesburgs künftig sicher und umweltfreundlich an ihr Ziel kommen – und sich ihre Lebensqualität auf diese Weise verbessert.“

Urbanisierung in Südafrika – Joseph Mbuyi und Christina Rollin sprechen über Herausforderungen und Lösungsansätze.