Eine Frau sitzt an der der Nähmaschine
Ein Mitarbeiter einer Großwäscherei neben einem Sack Wäsche
Ein Bäcker mit einem Bleck Brötchen in der Hand
Ein Gabelstapler in einer großen Lagerhalle

    KfW Research – Dossier

    Mittelstand ist der Motor der deutschen Wirtschaft

    Mittelständische Unternehmen sind entscheidend für Wachstum und Wohlstand einer Volkswirtschaft. Sie schaffen Arbeitsplätze, bilden junge Menschen aus und prägen durch Investitionen die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Die Vielzahl an kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) – dazu zählen kleine Handwerksbetriebe genauso wie Selbstständige oder traditionsreiche Familienunternehmen – , eine ausgewogene Branchenstruktur, die zahlreichen regional verankerten Firmen und ihre Innovationen sind wichtige Faktoren für die kontinuierliche Modernisierung und Zukunftsfähigkeit eines Landes. KfW Research analysiert mit seinen einzigartigen Umfragen, Studien und Statistiken die Bedürfnisse der mittelständischen Unternehmen in Deutschland.

    15. Oktober 2024

    KfW-Mittelstandspanel 2024

    Mittelstand kann sich Konjunkturflaute nicht entziehen

    Im vergangenen Jahr setzte das konjunkturelle Umfeld den Mittelstand deutlich unter Druck. Insgesamt weist der Mittelstand in der Breite zwar weiterhin eine hohe Stabilität auf, jedoch zeigen sich im Fundament einige Risse, die vor allem der konjunkturellen Situation geschuldet sind. Umsätze und Investitionen sind im Jahr 2023 real gesunken. Und auch für das laufende Geschäftsjahr sind Verbesserungen kaum zu erwarten. Die Gewinn­margen und Kapital­struktur zeigen sich in der Gesamtsicht zwar stabil – aber die Kluft zwischen kleinen und großen Unternehmen wächst. Auch das Finanzierungs­klima wird rauer. Strukturelle Finanzierungs­nachteile kleiner Unternehmen treten dadurch deutlicher hervor. Trotz gestiegener Zinslast ist die Schulden­tragfähigkeit im Mittelstand aber weiterhin hoch. Das zeigt das KfW-Mittelstandspanel 2024 und gibt ein umfassendes Lagebild zur gegenwärtigen Situation im Herbst 2024 als auch zur Entwicklung der Unternehmen im Jahr 2023.

    KfW-Mittelstandspanel 2024

    Weitere Informationen zum KfW-Mittelstandspanel

    Kapitalstruktur und Eigenkapitalausstattung sind im Mittelstand in der Gesamtsicht weiterhin stabil

    • Das Eigenkapitalpolster des Mittelstands ist trotz eines leichten Rückgangs weiterhin auf hohem Niveau. Die Eigenkapital­quote für den gesamten Mittelstand fiel leicht um 0,6 Prozentpunkte auf durchschnittlich 30,6 %.
    • Das wirtschaftlich herausfordernde Umfeld der vergangenen Jahre wirkt sich zunehmend belastend auf das Eigenkapital­polster der Unternehmen aus. Strukturell zeigt sich eine Verschlechterung: mehr KMU weisen eine niedrige Eigenkapital­quote mit weniger als zehn Prozent auf (+8 Prozentpunkte) und weniger KMU eine hohe Eigenkapital­quote von mehr als 30 Prozent auf (-13 Prozentpunkte).
    • Seit 2002 ist die durchschnittliche Eigenkapital­quote im Mittelstand um rund 13 Prozent­punkte gestiegen. Eine negative Eigenkapital­quote weisen 12 % der Unternehmen auf.
    Eigenkapitalquoten des Mittelstands in Porzent und nach Jahren

    Die schwierigen Rahmenbedingungen lasteten 2023 auf der Investitionsbereitschaft im Mittelstand

    • Die Investitionen der mittelständischen Unter­nehmen in neue Anlagen und Bauten (Bruttoanlage­investitionen bzw. Neuinves­titionen) beliefen sich im Jahr 2023 auf rund 219 Mrd. EUR. Die Neuinves­titionen nahmen damit nominal um 4 % zu. Preisbereinigt allerdings sank das Investitions­volumen um rund 2 % im Minus.
    • Besonders hemmend auf die Investitions­neigung wirkten das Preisniveau (für Material, Energie und Löhne) (54 %), die gesamtwirt­schaftliche Entwicklung Deutschlands (53 %) sowie gesetzliche Vorgaben (49 %). Finanzierungs­kosten bzw. -konditionen rangieren weiter hinten.
    • Der Anteil von Unternehmen mit Investitions­projekten nahm um 4 Prozentpunkte (oder um 141.000 Unternehmen) auf 39 % ab. Dabei zieht sich die verstärkte Investitions­zurückhaltung durch alle Segmente im Mittelstand.
    • Dienstleistungen prägen dabei das Investitions­volumen stark. Im Jahr 2023 entfällt auf Dienstleistungs­branchen ein Anteil von 61 % an den Neuin­vestitionen. Im Jahr 2004 lag der Dienstleis­tungsanteil gerade einmal bei 42 %. Am aktuellen Rand ist die Relevanz der Dienstleistungen für das Investitions­geschehen im Mittelstand so ausgeprägt wie nie.
    • Das durchschnittliche Investitions­volumen je Unternehmen lag 2023 nominal bei 200.000 EUR. Preisbereinigt lag das mittlere Investitions­volumen bei 188 Tsd. EUR. Die Hälfte der Investitions­vorhaben hatte ein Volumen von weniger als 30.000 EUR.
    Eigenkapitalquoten des Mittelstands in Porzent und nach Jahren

    Bankkredite machen etwa ein Drittel der Investitionsfinanzierung von KMU aus

    • Der Mittelstand finanzierte im Jahr 2023 seine Investitionen zu 32 % über Bankkredite (79 Mrd. EUR). Insgesamt sank die Zahl der Unternehmen mit Bankkrediten im Finanzierungs­mix ihrer Investitionen um 244.000 (-32 %) auf 519.000. Der Rückgang zieht sich durch alle Segmente.
    • Das Durchschnitts­volumen der im Jahr 2023 neu zur Investitions­finanzierung aufgenommenen Bankkredite lag bei 152.000 EUR. Mehr als zwei Drittel aller neu aufgenommenen Investitions­kredite hatten im Jahr 2022 einen Betrag von maximal 50.000 EUR (69 %).
    • Etwa die Hälfte der Mittelstands­finanzierung wird über Eigenmittel erbracht. (51 %). Dazu zählen Rücklagen, Gewinne oder Cash Flow. Im Jahr 2023 entspricht dies einer Finanzierungs­höhe von 129 Mrd. EUR.
    • Auf Fördermittel entfielen 13 % der Investitions­finanzierung. Eher untergeordnete Bedeutung haben beispiels­weise Beteiligungskapital, Mittelstands­anleihen oder Mezzanine-Kapital (zusammengefasst als sonstige Quellen). Diese sind für viele KMU aufgrund hoher Transaktions­kosten nicht interessant.
    Finanzierungsquellen (Bankkredite, Eigenmittel, Fördermittel, Sonstiges) im MIttelstand nach Jahren

    Mittelstand ist überwiegend klein und dienstleistungsorientiert

    • 82 % der mittelständischen Unternehmen weisen lediglich einen Jahresumsatz von bis zu 1 Mio. EUR auf. Weniger als 0,5 % der Mittelständler hat einen Jahresumsatz von über 50 Mio. EUR. 81 % der KMU hat weniger als 5 Mitarbeiter.
    • Über drei Viertel der Unternehmen findet sich in Dienstleistungs­branchen (77 %). Den höchsten Anteil mit 32 % weisen die unternehmens­nahen Dienstleistungen auf. Rund 5 % der KMU sind im Verarbeitenden Gewerbe tätig.
    • Rund 3,1 Mio. KMU haben ihren Sitz in Westdeutschland (82 %), bei rund 690.000 Mittelständlern, die ihren Sitz in Ostdeutschland haben.
    Der Mittelstand aufgeteilt nach Branchen in Prozent (in Form eines Tortendiagramms)

    Auslandsengagement variiert mit Unternehmensgröße und Branche

    • Im Jahr 2022 hat etwa ein Viertel aller Mittelständler – rund 879.000 Unternehmen – Umsätze im Ausland erzielt (23 %). Die gesamten mittel­ständischen Auslands­umsätze beliefen sich im Jahr 2022 auf 701 Mrd. EUR. Die Auslands­umsätze des deutschen Mittelstands entsprachen damit im Jahr 2022 rund 35,4 % der gesamten deutschen Waren- und Dienstleistungs­ausfuhren.
    • Den größten Internationali­sierungsgrad weist das Verarbeitende Gewerbe auf, mit einem Anteil auslandsaktiver Unternehmen von 43 %.
    • Auslandsaktive Mittel­ständler erzielen gut 27 % ihres gesamten Umsatzes im Ausland. Europäische Märkte sind dabei für die meisten KMU wichtiger als das außer­europäische Ausland.
    Anteil Auslandsumsatz am Gesamtumsatz je nachdem, ob das Unternehmen im Ausland aktiv ist

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