Verwaltungsgebäude

Neue Maßstäbe für die kommunale Energiewende

Null Emissionen, viele Bauteile wieder­verwendbar: Es ist schon erstaunlich, wie durch­dacht das neue Verwaltungs­gebäude der Stadtwerke Neustadt in Holstein ist. Ein Vorzeige­projekt mit insgesamt 3 Gebäuden, das die KfW mit 4,2 Mio. Euro fördert.

Nachhaltig in die Zukunft

Erbaut in den 1960er Jahren, war der ehemalige Verwaltungs­sitz der Neustädter Stadtwerke 2014 abbruchreif – ein Neubau sollte entstehen. Das Projekt war von Anfang an ehrgeizig: „Es sollte ein Null-Emissions-Gebäude in nach­haltiger Bauweise werden. Und wir wollten wieder­verwend­bare Bau­teile integrieren“, erinnert sich Vera Litzka, die Leiterin der Stadtwerke. Heraus kam ein Neubau, der alle Standards übertrifft und Maßstäbe für Energie­effizienz und Nach­haltigkeit setzt.

Ein Neubau mit ausge­glichener Energiebilanz

Entwickelt wurde ein Energie­konzept, dessen wesent­licher Bestand­teil die Lebens­zyklus­analyse ist. Dabei wird für jedes Bauteil abgewogen, welches Material und welche Konstruktion zu einem CO2-sparenden Gebäude führt.

Ein Ergebnis dieser Analyse: Statt nur einer groß dimen­sionierten Lüftungs­anlage mit Wärme­rück­gewinnung wurden 5 kleinere verbaut. Die sorgen für ein gutes Klima im Gebäude, sind günstiger bei Anschaffung und Wartung und dazu CO2-effizienter. Energie liefern eine Erdreich­wärme­pumpe und ein Block­heiz­kraft­werk sowie Photovoltaik­anlagen auf den Dächern. So führt ein geringerer Energie­verbrauch bei gleich­zeitiger Senkung des CO2-Ausstoßes zu einer ausge­glichenen Energiebilanz.

Die Umsetzung übernahm ein ganzes Forschungs­team, bestehend aus dem Ingenieur­büro Tara, der Architekten­gesell­schaft Ibus, den Architekten Rissmann & Spieß, dem Kompetenz- und Wissen­schafts­zentrum für intelligente Energie­nutzung der TH Lübeck und der Stadt­werke-Leiterin Vera Litzka.

Mit diesem Gebäude gewinnen alle

Eine mit gebrauchten Fliesen gekachelte Wand und ein Handwaschbecken
Ein 2. Leben für gebrauchte Badfliesen.

Nach vierjähriger Planungs- und Bauzeit steht der hoch­moderne Verwaltungs­bau, der das Herz­stück im drei­teiligen Gebäude­ensemble bildet. Energie- und Resourcen­effizienz sowie Nach­haltig­keit sind hier im Einklang. In der durch­dachten Innen­architektur fühlen sich die derzeit 62 Mitarbeiter sehr wohl. Große dreifach­verglaste Fenster bringen viel Tages­licht bis ins Innere und lassen den Lärm draußen. Die Zwischen­wände der Büros sind in Leicht­bau­weise erstellt und damit für spätere Anforderungen flexibel veränderbar.

Wiederverwendbare Materialien finden sich überall: Teppich­böden aus alten Fischer­netzen, Akustik­wände aus Seegras, Boden­dämmung aus recyceltem Glas, gebrauchte Badfliesen und eine historische Stütz­säule als Blickfang.

Gefördert und ausge­zeichnet als Modellprojekt

Das 10 Mio. Euro teure Gesamt­vorhaben wurde von der KfW mit 4,2 Mio. Euro gefördert. Und das Geld ist gut investiert: Das Verwaltungs­gebäude ist ein echtes Modell­projekt – es erfüllt heute den Standard Null-Emissions-Passivhaus. Kein Wunder, dass es beim Ideen­wett­bewerb EnEff.Gebäude.2050 des Bundes­ministeriums für Wirtschaft und Energie für sein innovatives Energie­konzept ausge­zeichnet wurde.

Finanzielle Unter­stützung gab es auch von der Deutsche Bundes­stiftung Umwelt, die das Gebäude gemeinsam mit der TH Lübeck auch weiterhin mit einem Energie­monitoring begleitet.

Verglichen mit einem konventionellen Büro­gebäude sind die Einsparungen während des Leben­zyklus des Gebäudes beein­druckend: 29 % weniger CO2-Ausstoß, der sich zusammen­setzt aus dem ressourcen­schonenden Einsatz von Technik, nach­wachsenden Roh­stoffen wie Holz und der Wieder­verwendung von Bauteilen.

Schon die ersten Auswertungen ermöglichten Optimierungen im Betrieb der Anlagen­technik. Das Monitoring nach knapp 2 Jahren hat gezeigt: Der tats­ächliche Energie­verbrauch liegt sogar noch unter­halb des berechneten Bedarfs.

Historische Stützsäule im Verwaltungsgebäudes der Stadtwerke Neustadt

"Der Bau ist zukunfts­weisend und hat eine Vorbild­funktion auch für andere Kommunen."

Susanne Korhammer, Ingenieurbüro Tara

Die Fakten im Überblick

Das Vorhaben

KurzbeschreibungNeubau von Verwaltungs­gebäude, Techniker­gebäude und Garagen
KreditnehmerStadtwerke Neustadt in Holstein
Maßnahmen
  • Neubau im Sinne der Kreislaufwirtschaft
  • Energieeffizienter Neubau
  • Verwendung nachhaltiger Materialien
  • Flexible Leichtbauweise mit variablen Zwischenwänden
Ziele
  • Null Emissionen
  • Wiederverwendbare Bauteile (Kreislaufwirtschaft)
  • Minimaler Energieverbrauch und CO2-Ausstoß
  • Änderbare Bürogrundrisse
Einsparpotenzial29 % weniger CO2 gegenüber einem konventionellen Gebäude
Anlage für 62 Mitarbeiter (Stand 2020/08)
ProjektstartNovember 2014
AbschlussOktober 2018
AuszeichnungIdeenwettbewerb „EnEff.Gebäude.2050" des Bundes­ministeriums für Wirtschaft und Energie

Finanzierung und Förderung

Gesamtkosten10 Mio. EUR
Fördersumme4,2 Mio. EUR
Förderprodukt IKK – Energie­effizient Bauen und Sanieren (217) – diesen Kredit können Sie nicht mehr beantragen

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