Agrarfinanzierungen der KfW Bankengruppe in Afrika

    Agrarfinanzierungen der KfW in Afrika

    Nahrung ist ein Menschenrecht. Doch weltweit hungern mehr als 800 Millionen Menschen, eine weitere Milliarde leidet unter Unterernährung - die meisten in den Entwicklungsländern. Vor allem die Bevölkerung auf dem Land ist betroffen. Armut ist allerdings nicht der einzige Faktor, der Ernährung vielerorts zu einem Problem macht: Auch das hohe Bevölkerungswachstum, der fortschreitende Klimawandel sowie Naturkatastrophen, Kriege und Konflikte tragen dazu bei.

    Die Förderung der Ernährungssicherung gehört deshalb zu den wichtigsten Aufgaben der internationalen Entwicklung. Neben der Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion fördert die KfW im Auftrag der Bundesregierung die Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und die Verbesserung der landwirtschaftlichen Vermarktung. Das hilft nicht nur, den eigenen Bedarf an Nahrung zu decken, sondern bietet Arbeit und Einkommen. Die KfW Entwicklungsbank hat ihre Aktivitäten im Agrarsektor in den vergangenen Jahren ausgeweitet und fördert im Auftrag der Bundesregierung momentan 31 Projekte mit einem Zusagevolumen von rund 1,1 Mrd. EUR. Dazu gehören nicht nur Vorhaben, die explizit auf Ernährungssicherung ausgerichtet sind, sondern auch die Verbesserung der Bewässerungsanlagen, Ausbau ländlicher Verkehrswege oder die Sicherung der Trink- und Abwasserversorgung.

    Das aktuelle Agrarportfolio der KfW-Tochter DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft in Afrika beläuft sich auf rund 177 Mio. EUR. Die DEG finanziert in Entwicklungs- und Schwellenländern Investitionen vor allem von lokalen, aber auch deutschen Privatunternehmen.

    Folgende Beispiele bieten einen Einblick in die Agrarfinanzierung der KfW Bankengruppe in Entwicklungsländern:

    Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank

    Africa Agriculture Trade and Investment Fund (AATIF)

    Wegen stark steigender Nahrungsmittelpreise und Hungerkrisen in Afrika wurden die KfW im Nachgang zum G8-Gipfel 2008 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) aufgefordert, ein innovatives Instrument zur Förderung der Landwirtschaft in Afrika zu entwickeln. Dies war nötig, weil der Kapitalbedarf bei weitem die Möglichkeiten staatlicher Entwicklungshilfe übersteigt und private Investoren eingebunden werden müssen. Hier setzt der Africa Agriculture Trade and Investment Fund (AATIF) an: Der Fonds ist ein innovatives, die "klassische" Entwicklungsfinanzierung ergänzendes Instrument und stellt in Afrika ansässigen und erfahrenen privatwirtschaftlichen kleinen und großen Unternehmen sowie Landwirten Kredite, Garantien und in kleinerem Umfang auch Eigenkapital zur Verfügung.

    Dadurch werden vorhandene Potentiale in der Landwirtschaft und im Handel nachhaltig gehoben. Denn es fehlen den afrikanischen Agrarunternehmen weitgehend Mittel und Vermarktungsmöglichkeiten, um den Sprung in die konkurrenzfähige Produktion zu schaffen. Nun erhalten sie entweder direkt über AATIF oder indirekt über Finanzinstitute oder andere Intermediäre Kredite, um in die Verbesserung der Produktion oder der Produktion nachgelagerten Bereiche zu investieren. Dadurch werden auch Einkommen der im Landwirtschaftssektor arbeitenden Bevölkerung gesichert sowie die Wettbewerbsfähigkeit lokaler Unternehmen verbessert.

    www.aatif.lu

    AATIF hat seit Gründung 10 Investments (z.B. Bewässerungsanlagen für den Sojaanbau sowie Reismühlen) finanziert und kann beträchtliche Ergebnisse vorweisen:

    Mehr als 50.000 Tonnen verschiedener Agrarprodukte wurden zusätzlich produziert, darunter mehr als 14.400 Tonnen Mais, rund 26.400 Tonnen Weizen und rund 11.600 Tonnen Soja.

    Der Fonds ist auf die Finanzierung von so genannten Vertragsanbausystemen (outgrower-schemes) ausgerichtet. Die Investments kamen seit 2011 mehr als 30.000 Kleinbauern, die einen Vertrag mit den finanzierten Farmen eingehen, zu Gute. Viele der afrikanischen Exportkulturen sind durch einen hohen Anteil kleinteiliger manueller Arbeit geprägt (Kaffee, Kakao, Baumwolle, Cashew), deshalb bietet es sich an, sie in kleinbäuerlichen Betrieben zu belassen. Die abnehmenden Großbetriebe unterstützen die Kleinbauern unter anderem auch hinsichtlich einer möglichen Zertifizierung ihrer Produkte oder bieten Trainings zu ökologischen Anbaumethoden an. Die Finanzierungen haben dazu beigetragen, die jeweiligen Potential vor Ort zu heben.

    Allgemeine Informationen zu Entwicklungsfonds der KfW

    Die KfW Entwicklungsbank hält derzeit Beteiligungen an 39 Fonds mit einem Buchwert von insgesamt EUR 1,3 Mrd. Die KfW geht Fondsbeteiligungen im Rahmen der Finanziellen Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern (FZ) vor allem im Auftrag des BMZ sowie des BMU und in geringerem Umfang der EU ein. Rund 60 % der Beteiligungen sind aus Haushaltsmitteln finanziert (Treuhandbeteiligungen), knapp 40% aus KfW-Eigenmitteln.

    Über diese Fonds sollen vor allem die Partner in Ländern gefördert werden, die Empfänger offizieller Entwicklungshilfe (Official Development Assistance - ODA) sind. Der Förderschwerpunkt liegt auf der Mikrofinanzierung. Außerdem werden die Anpassung an den Klimawandel sowie weitere Umweltprojekte, ländliche Entwicklung, Biodiversität und Bildung gefördert. Die Mehrheit der Fonds wurde von der KfW gemeinsam mit anderen öffentlichen Entwicklungsbanken wie IFC, EIB oder der EBRD gegründet.

    DEG - Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft

    Die Agrarwirtschaft ist ein wichtiger Sektor in Entwicklungsländern, der Arbeit und Einkommen gerade für die ländliche Bevölkerung bietet. Investitionen in die Landwirtschaft tragen zur Ernährungssicherung der wachsenden Weltbevölkerung bei. DEG-Finanzierungen in der Agrarwirtschaft decken die ganze Wertschöpfungskette (Primärproduktion, erste Verarbeitungsstufe, Handel und Logistik) ab. Das aktuelle Agrarportfolio der DEG in Afrika liegt bei rund 177 Mio. EUR.

    Privatwirtschaftliche Investitionen in landwirtschaftliche Projekte können für Entwicklungsländer große Chancen und entwicklungspolitischen Mehrwert schaffen, wenn hierbei grundlegende menschenrechtliche, soziale, wirtschaftliche und ökologische Prinzipien befolgt werden. Investitionen haben das Potenzial, landwirtschaftliche Flächen effizienter zu nutzen und Technologietransfer zu bewirken. Die Nahrungsmittelproduktion kann gesteigert, Einkommen und Beschäftigungsmöglichkeiten erhöht und der Marktzugang verbessert werden. Somit können Investitionen zum Aufbau einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft, zur Förderung der ländlichen Entwicklung sowie zur Armutsminderung und Vermeidung von Hunger beitragen.

    Mit dem DEG-Engagement im Agrarsektor werden rund 630.000 Kleinbauern erreicht. Weitere 650.000 Kleinbauern in zwölf afrikanischen Ländern profitieren zudem von dem Programm "Competitive African Cotton Initiative Phase II (COMPACI II)" zur Sicherung des Einkommens von afrikanischen Baumwollfarmern, mit dessen Umsetzung die DEG und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) von der Bill & Melinda Gates Foundation und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beauftragt wurden.

    Die ägyptische Sekem-Gruppe produziert und verarbeitet Rohstoffe in Bioqualität für Tees, Lebensmittel und Arzneimittel. Die DEG finanziert und berät das Unternehmen seit vielen Jahren.

    Seit seiner Gründung vor über 30 Jahren hat das Unternehmen rund 2.000 Arbeitsplätze geschaffen. Sekem betreibt zudem eine Schule, ein Berufsbildungszentrum für Jugendliche und ein medizinisches Versorgungszentrum für Mitarbeiter und Bewohner der umliegenden Dörfer. Der Gewinn des mittelständischen Unternehmens fließt zu einem Teil in die Fortbildung der Mitarbeiter und in die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. Im Jahr 2012 eröffnete Sekem in Kairo die Heliopolis Universität. Sie bietet fünf verschiedene Studiengänge in den Fachrichtungen Betriebswirtschaftslehre, Ingenieurswissenschaften und Pharmazie an, die alle dem übergeordneten Studienschwerpunkt "Nachhaltige Entwicklung" folgen. 2015 wurde Sekem für sein nachhaltiges Engagement im Kampf gegen Bodenerosion ausgezeichnet. Die Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Desertifikation (UNCCD) verlieh ihm den „Land for Life Award“ für innovative Ansätze bei der Förderung nachhaltiger Landnutzung.

    Nachhaltigkeit

    Ökonomisch, ökologisch und sozial verträglich zu arbeiten, ist für die KfW fester Bestandteil ihres Förderauftrags.

    Umwelt- & Sozialverträglichkeitsprüfungen

    Ob internationale Projekte von der KfW gefördert werden, entscheiden umfangreiche Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfungen.

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    Stand: Juli 2017

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