Pflastersteine an einer Baustelle im öffentlichen Bereich

KfW Research

KfW-Kommunalpanel

Das KfW-Kommunalpanel beruht auf einer Befragung der Kämmereien in Städten und Gemeinden mit mehr als 2.000 Einwohnern sowie allen Landkreisen. Die jährliche Umfrage und bundesweit repräsentative Hochrechnung wird im Auftrag der KfW durch das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) seit 2009 durchgeführt. Im Mittelpunkt der Befragung stehen Aspekte zur Finanzlage, Investitionstätigkeit und Finanzierung der Kommunen. Große Bekanntheit hat die Hochrechnung zum wahrgenommenen Investitionsrückstand der Kommunen. Ein wechselndes Sonderthema, die Eckwerte der Finanzstatistik sowie die Berücksichtigung aktueller kommunalpolitischer Debatten ergänzen den Endbericht.

Ausgabe 2025

Der wahrgenommene Investitions­rückstand der deutschen Kommunen ist im Jahr 2024 um 15,9 % auf einen Rekordwert von 215,7 Mrd. EUR gestiegen. Diese Zahl verdeutlicht den wachsenden Investitionsstau, den die Kommunen bewältigen müssen, um ihre Infrastruktur in Qualität und Quantität wieder in einen adäquaten Zustand zu bringen. Den größten Investitionsrückstand sehen die Kommunen einmal mehr bei den Schulgebäuden. Hier beträgt die Lücke 67,8 Mrd. EUR oder 31 % des gesamten Investitionsstaus. Darauf folgt die Straßen- und Verkehrs­infrastruktur mit 53,4 Mrd. EUR oder 25 % des Investitions­rückstands. Angesichts des Rekorddefizits von 24,3 Mrd. EUR in den Kassen der Kommunen geben 19 % der Kommunen an, den Unterhalt ihrer Infrastruktur nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr leisten zu können, was den Sanierungsstau noch verschärfen dürfte.

Kommentar des Chefvolkswirts der KfW

KfW-Chefvolkswirt Dr. Dirk Schumacher
„Der starke Anstieg bei den Schulgebäuden könnte mit dem gesetzlichen Anspruch auf Ganztags­betreuung ab dem Jahr 2026 für Kinder im Grundschulalter zusammenhängen. Den Kommunen wird nun bewusst, dass sie hier noch Nachholbedarf haben.
Nicht alle geplanten Investitionen werden tatsächlich verausgabt. Hier spielen auch nicht-monetäre Hemmnisse eine Rolle, etwa mangelnde personelle Ausstattung in den Bauämtern, komplexe Dokumentations­pflichten und langwierige Genehmigungs­verfahren. Das Sonder­vermögen Infrastruktur der Bundesregierung wird auch den Kommunen zugutekommen. Hier ist es wichtig, dass das Geld zwar zielgerichtet, aber möglichst unbürokratisch verteilt wird.“

Dr. Dirk Schumacher

  • Die Befragungs­ergebnisse des KfW-Kommunalpanels 2025 lassen überwiegend pessimistische Zukunfts­erwartungen in den Kämmereien erkennen. So spiegelt die aktuelle negative Stimmung das Rekorddefizit der kommunalen Haushalte i. H. v. 24,8 Mrd. EUR in 2024 wider, aber auch die zukünftige Entwicklung wird mehrheitlich als nachteilig eingeschätzt. Die Bauinvestitionen der Kommunen sind gesunken, während der Schuldenstand gestiegen ist.
  • Die geplanten Investitionen der Kommunen steigen 2025 leicht auf 48,0 Mrd. EUR (+2 %), bleiben damit jedoch unter den zuletzt aufgetretenen Preissteigerungen im Bausektor.
  • Der für Deutschland hochgerechnete wahrgenommene Investitions­rückstand der Kommunen beläuft sich auf 215,7 Mrd. EUR, wobei Schulgebäude (67,8 Mrd. EUR) und Straßen­infrastruktur (53,4 Mrd. EUR) die größten Posten ausmachen. Insgesamt ist der wahrgenommene Investitions­rückstand damit um fast 30 Mrd. EUR im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Neben dem starken Aufwuchs bei den Schulen ist auch der deutlich höhere Rückstand beim Brand- und Katastrophen­schutz bemerkenswert. Der Rückstand bei Kitas ist dagegen gesunken. In diesem Jahr spiegelt der Anstieg des wahrgenommenen Investitions­rückstands nicht nur die Preisdynamik wider, sondern ist auch preisbereinigt gewachsen.
  • Die Investitionsfinanzierung der Kommunen entfällt strukturell ungefähr hälftig auf Finanzierungs­instrumente aus Eigen- und Fremdmitteln. Angesichts der gegenwärtig angespannten Haushaltslagen erwarten aber 58 % der Kämmereien eine Zunahme bei den Kommunalkrediten.
  • Im Vergleich zu den Vorjahren haben sich die Kreditkonditionen für die Investitions­finanzierung angesichts gesunkener Zinsen aus Sicht der Gemeinden wieder etwas entspannt. Die Kämmereien rechnen mit einer weiteren Verbesserung in den kommenden 12 Monaten. Das Sondervermögen Infrastruktur kann auch einen Beitrag zur Finanzierung des Investitions­rückstands leisten, löst aber nicht die strukturellen finanziellen Defizite der Kommunen.
  • Der Sonderteil in diesem Jahr analysiert den Einsatz von Fördermitteln. Die große Mehrheit der Kommunen (96 %) nutzt Fördermittel, befürwortet jedoch auch ein verbessertes Informations­angebot (72 %) und weniger bürokratische Verfahren (77 %). Angesichts des Investitions­rückstands ist die Effizienz der Förderprogramme entscheidend. Eine Vereinfachung der Förderstrukturen könnte die kommunale Investitions­tätigkeit stärken und Transformations­prozesse unterstützen.

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