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    KfW Research

    Unternehmensbefragung

    Seit 2001 führt die KfW Bankengruppe gemeinsam mit Fach- und Regionalverbänden der deutschen Wirtschaft eine breit angelegte Befragung von Unternehmen zu ihrer Finanzierungs­situation und ihren Finanzierungs­gewohnheiten durch. Ziel der gemeinsamen Untersuchung ist es, durch aktuelle Fakten und Einschätzungen insbesondere auf den Problemfeldern der Themenkreise Banken­beziehungen, Kreditbedinungen und Finanzierungs­gewohnheiten zu einer sachlichen Diskussion beizutragen.

    Kreditzugang nach Wirtschaftszweigen

    Finanzierungsklima erholt sich von der Corona-Krise

    • Das Finanzierungs­klima hat sich gegenüber der vorherigen Befragung wieder etwas verbessert, bleibt jedoch unter dem Vorkrisen­niveau. Beurteilten in der letztjährigen Befragung nur rund 35 % der Unternehmen den Kredit­zugang als leicht, waren es in der aktuellen Befragung knapp 41 %. Vor allem im Dienst­leistungs­sektor und im Einzel­handel bleibt das Finanzierungs­klima angespannt.
    • Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs spiegeln sich in den Befragungs­ergebnissen noch nicht in vollem Ausmaß wider. Die weitere Entwicklung des Finanzierungs­umfelds unterliegt angesichts der sich eintrübenden Konjunktur und einer zunehmenden Straffung der Geldpolitik einer hohen Unsicherheit.

    Wahrscheinlichkeiten einen Kreditzugang zu erhalten nach Jahren

    Weniger Unternehmen fragten im Jahr 2021 Kredite nach

    • Die Kreditnachfrage ist im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr wieder etwas zurückgegangen. Rund 44 % der Unternehmen haben im Jahr 2021 Kredit­verhand­lungen geführt – fast ein Drittel weniger als im Corona-Jahr 2020, in dem viele Unternehmen Kredite in Anspruch genommen hatten, um Liquiditäts­engpässe zu überbrücken.
    • Am häufigsten wurden langfristige Kredite nachgefragt. Rund 56 % aller Unternehmen in Kredit­verhandlungen führten diese zu Krediten mit Laufzeiten von mindestens 5 Jahren. Etwa 48 % der Unternehmen haben sich in ihren Kredit­verhand­lungen um mittelfristige Kredite und rund 47 % der Unternehmen um kurzfristige Kredite bemüht.

    Einschätzung der Unternehmen von Finanzierungsquellen

    Corona-Krise hat Eigenkapitalsituation der Unternehmen belastet

    • Während in der vorherigen Befragung erstmals mehr Unternehmen von gesunkenen als von gestiegenen Eigen­kapitalquoten berichteten, deutet die aktuelle Befragung auf eine Stabilisierung der Entwicklung hin.
    • Für das Jahr 2021 berichtet rund ein Drittel der Unternehmen von einer Verschlech­terung der Eigenkapital­quote, aber auch ein Drittel von einer Verbesserung.

    Zitat der Chefvolkswirtin der KfW

    Protrait von Dr. Fritzi Köhler-Geib
    „Nach einem deutlichen Einbruch in der Corona-Pandemie hat sich das Finanzierungs­klima für Unternehmen bis zum Frühjahr dieses Jahres wieder verbessert. Der Ukraine-Krieg und die Energiekrise stellen die Unternehmen jedoch vor neue Heraus­forderungen. Die schlechteren Konjunktur­aussichten und die steigenden Zinsen zur Eindämmung der Inflation dürften sich perspektivisch negativ auf das Finanzierungs­umfeld und den Kreditzugang der Unternehmen auswirken.“

    Dr. Fritzi Köhler-Geib

    Bedeutung von Finanzierungsquellen

    Verstärkter Trend zur Digitalisierung der Kommunikation

    • Die Corona-Pandemie hat sich auch auf die Kommuni­kation zwischen Unternehmen und Kreditinsti­tuten ausgewirkt und den Trend zur Digitali­sierung beschleunigt.
    • Eine Zunahme der Nutzung digitaler Kanäle wie E-Mail, Video­telefonie oder Chats seit März 2020 stellten 34 % mehr Unternehmen fest als eine Abnahme. Im Saldo zugelegt hat auch die Nutzung digitaler Online-Banking Angebote (28 %) sowie der telefonische Kontakt (14 %). Der persönliche Kontakt (-34 %) sowie die Nutzung der Bankfiliale (-36 %) haben dagegen stark abgenommen.

    Investitionstätigkeit nach Wirtschaftszweigen

    Nachhaltigkeit von wachsender Bedeutung für die Unternehmen

    • Das Thema Nachhaltigkeit hat für 57 % der Unternehmen aktuell einen hohen oder sogar sehr hohen Stellenwert. Rund 78 % der Befragten gehen davon aus, dass das Thema Nachhaltig­keit in drei bis fünf Jahren einen hohen oder sehr hohen Stellenwert für ihr Unternehmen haben wird.
    • Ein Bedeutungs­zuwachs wird dabei in allen Wirtschafts­zweigen und allen Unternehmens­größenklassen erwartet.
    Investitionstätigkeit nach Wirtschaftszweigen

    Gesellschaftliche Verantwortung ein zentrales Motiv

    • Als wichtigsten Grund, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit intensiver auseinander­zusetzen, geben drei Viertel aller befragten Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung an. Weitere wichtige Motive sind Kunden­anforderungen (65 %), die Senkung von Betriebskosten (57 %) und – insbesondere für größere Unternehmen – gesetzliche Vorgaben (53 %).
    • Eine stärkere Mitarbeiter­motivation (40 %),­ der Zugang zu neuen Märkten (22 %) oder Anfor­derungen von Lieferanten (15 %) spielen eine kleinere Rolle. Anforderungen von Kreditinstituten sind bislang kaum ausschlaggebend (3 %).
    Investitionstätigkeit nach Wirtschaftszweigen

    Fehlende finanzielle Ressourcen bremsen Engagement

    • Fehlende finanzielle Mittel stellen für 43 % der Unternehmen ein wichtiges Hemmnis für ein stärkeres Nachhaltigkeits­engagement dar. Besonders betroffen sind kleinere Unternehmen mit geringen Jahresumsätzen. Ein größeres Hemmnis sind nur fehlende personelle Ressourcen (49 %).
    • Darüber hinaus spielen fehlende alternative Technologien oder Materialien (41 %), fehlende Beratungs­angebote (32 %) und mangelndes Wissen über das Thema (29 %) eine Rolle. Keine Notwendigkeit, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu befassen, sehen nur 12 % aller Befragten.

    Unternehmensbefragung 2020 – Digitalisierung

    Planung von Digitalisierungsvorhaben nach Umsatzgrößenklassen

    Große Unternehmen sind Vorreiter bei der Digitalisierung

    • Knapp zwei Drittel der Unternehmen planen in den kommenden zwei Jahren Digitalisierungs­vorhaben umzusetzen. Nur jedes sechste Unternehmen schließt dies aus.
    • Vorreiter der Digitalisierung sind große Unternehmen (über 50 Mio. EUR Umsatz). Von diesen Unternehmen haben 94 % Digitalisierungs­vorhaben fest eingeplant.
    • Auch bei den kleinen Unternehmen (bis 1 Mio. EUR Jahresumsatz) planen fast zwei von fünf Digitalisierungs­vorhaben durchzuführen.
    • Gegenüber der Vorbefragung hat der Anteil der Digitalisierungsplaner jedoch nicht weiter zugenommen, sondern ist geringfügig gesunken.

    Gründe für die Durchführung von Digitalisierungsvorhaben

    Ergreifen von Chancen überwiegt

    • Das Ergreifen von Chancen ist unverändert das mit Abstand wichtigste Motiv für die Digitalisierung (92 % der Nennungen).
    • Allerdings nimmt der Druck zur Digitalisierung aus dem Unternehmensumfeld zu. So steigt die Nennung eines allgemeinen Wettbewerbsdrucks am Markt hin zur Digitalisierung um 6 Prozentpunkte sowie eines Drucks zur Digitalisierung in der Wertschöpfungskette um 7 Prozentpunkte gegenüber der Befragung des Jahres 2017.
    Digitalisierungshemmnisse im Zeitvergleich

    Digitalisierungshemmnisse nehmen zu

    • Die Unternehmen sehen sich bei der Digitalisierung häufiger Problemen gegenüber als noch in der Befragung vor zwei Jahren. Nahezu jedes Digitalisierungs­hemmnis wird aktuell häufiger genannt als damals.
    • Die drei am häufigsten genannten Digitalisierungs­hemmnisse sind die Anforderung an Datensicherheit bzw. Datenschutz (46 %), fehlende IT-Kompetenzen im Unternehmen in Verbindung mit mangelnder Verfügbarkeit von IT-Fachkräften auf dem Markt (38 %) und Schwierigkeiten bei der Anpassung der Unternehmens- und Arbeitsorganisation (36 %).
    • Auf den weiteren Positionen folgen: Schwierigkeiten bei der Umstellung bestehender IT-Systeme (35 %) und eine mangelnde Qualität der Internet­verbindung (30 %).
    • Anteil der Unternehmen, der keine Hemmnisse bei der Digitalisierung wahrnimmt, sinkt von 21 auf 13 %.

    Schwierigkeit des Kreditzugangs nach Art des Vorhabens

    Zugang zu Krediten für Digitalisierungsprojekte schwieriger als für andere Investitionen

    • Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen seinen Kreditzugang als "schlecht" oder "sehr schlecht" bezeichnet, liegt für Unternehmen, die Kreditverhandlungen über Kredite für Digitalisierungs­vorhaben geführt haben, um gut zwei Drittel höher als für Unternehmen mit Kreditver­handlungen über Investitions­vorhaben.
    • Kredite für Digitalisierungsvorhaben werden jedoch nur selten nachgefragt.

    Stand: September 2022

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