Pressemitteilung vom 25.08.2017 / KfW, KfW Research

KfW Research erhöht Konjunkturprognose für Deutschland auf 2,0 % in 2017 und 2018

  • Binnennachfrage weiterhin Hauptwachstumstreiber
  • Exporte profitieren von breiter Erholung in Europa und der Weltwirtschaft
  • Unternehmensinvestitionen ziehen an
  • Unklare Linie der US- Außen- und Wirtschaftspolitik größtes Konjunkturrisiko

Die deutsche Wirtschaft blickt auf ein konjunkturell überzeugendes erstes Halbjahr zurück – und nimmt Kurs auf die Zwei vor dem Komma bei der realen Wachstumsrate für das Gesamtjahr 2017. Neben der hervorragenden Stimmung der Unternehmen spricht die inzwischen sehr breite Basis des Aufschwungs dafür, dass sich die Konjunktur noch stärker belebt als zuvor erwartet. Zur stabil hohen Inlandsnachfrage gesellt sich mehr und mehr die Nachfrage aus dem Ausland, wie etwa an den steigenden Exporterwartungen der Firmen und der Belebung der Auftragseingänge aus dem Ausland – und hier besonders aus der Eurozone – abgelesen werden kann. KfW Research hebt seine Konjunkturprognose für Deutschland daher auf 2,0% im laufenden Jahr an (Vorprognose: +1,6%). Auch im kommenden Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung um 2,0% zulegen (Vorprognose: +1,6%). 2018 wäre damit das fünfte Jahr in Folge, in dem Deutschland schneller wächst als im langfristigen Trend von rund anderthalb Prozent.

Die kräftigsten Impulse kommen in diesem und im nächsten Jahr weiterhin aus dem Inland: Die Ausgaben für Konsum und Wohnungsbau dürften solide aufwärtsgerichtet bleiben, nicht zuletzt aufgrund voraussichtlich stärker steigender Löhne infolge zunehmender Knappheiten am Arbeitsmarkt. Zugleich profitieren die Exporte von einer breiten Erholung in Europa sowie dem Rest der Welt und setzen ihren Aufwärtskurs fort.

Die Zeichen stehen folglich auf Konjunkturoptimismus – wenngleich ein Teil der von KfW Research für 2017 prognostizierten deutlich höheren Wachstumsrate technische Gründe hat: Destatis hat, wie immer im August, die Zeitreihen für die vergangenen vier Jahre anhand nun erstmals verfügbaren basisstatistischen Materials überarbeitet. Etwa die Hälfte der Aufwärtsrevision ist diesem neuen amtlichen Datenstand geschuldet. Somit verbleiben „echte“ 0,2 Prozentpunkte mehr an Optimismus im Vergleich zur Vorprognose aus dem Mai.

„Alles in allem ruht der Aufschwung auf einem sehr breiten Fundament: Die Erholung der Exporte dürfte sich mit dem Rückenwind der europäischen und globalen Konjunktur fortsetzen. Gleichzeitig sorgt die kräftige Binnennachfrage für eine hohe Importdynamik und lässt die Wachstumsbeiträge des Außenhandels um die Nulllinie schwanken – eine willkommene Entwicklung angesichts des sehr hohen deutschen Leistungsbilanzüberschusses“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe.

Mit fortdauerndem Aufschwung werden die gesamtwirtschaftlichen Produktionskapazitäten immer stärker ausgelastet. In der Industrie liegt die Auslastung laut ifo Institut zu Beginn des dritten Quartals bereits bei 86,7% und damit auf dem höchsten Stand seit dem Frühjahr 2008. Die Unternehmensinvestitionen dürften daher in diesem und im kommenden Jahr anziehen, zumal die Finanzierungsbedingungen ungeachtet der künftig voraussichtlich etwas höheren Kreditkosten günstig bleiben. „Ein deutlicher Ausbau des Kapitalstocks ist notwendig, wenn der deutsche Aufschwung über das Jahr 2018 hinaus noch tragen soll“, sagt Dr. Jörg Zeuner. „Andernfalls liefe die deutsche Wirtschaft allmählich heiß.“

Risiken für die deutsche Konjunktur liegen derzeit vor allem im internationalen Umfeld. Neben einer möglichen erneuten Zuspitzung des Nordkorea-Konflikts könnten – primär ausgehend von den USA – nach innen gerichtete Politikansätze und Protektionismus an Boden gewinnen. Dies hätte nicht nur negative Auswirkungen auf den Handel, sondern würde wohl auch in weniger politischer Zusammenarbeit münden. Zudem könnten die Brexit-Verhandlungen aus dem Ruder laufen und den Ausblick trüben. Das Wachstum in Deutschland – wie in Europa insgesamt – könnte besonders 2018 aber auch höher ausfallen, sollten weitergehende strukturelle Fortschritte in der Eurozone gelingen.

KfW-Konjunkturkompass

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