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KfW Research
Fachkräfte für Deutschland
Noch bis März 2020 hatte sich der Arbeitsmarkt in Deutschland positiv entwickelt. Doch die Corona-Krise hat die Lage schlagartig verändert. Viele Beschäftigte arbeiten in Kurzarbeit, die Arbeitslosigkeit ist deutlich gestiegen, die meisten Unternehmen zögern Beschäftigte einzustellen, und je länger die Krise anhält, umso mehr Arbeitsplätze drohen wegzufallen. Mit dem schrittweisen Hochfahren der Wirtschaft wird sich die Nachfrage nach Arbeitskräften jedoch wieder erhöhen und es werden zunehmend wieder andere Herausforderungen für die Zukunft Deutschlands entscheidend sein. Die gewachsenen Spannungen in den internationalen Handelsbeziehungen werden die Exportwirtschaft, an der rund ein Viertel aller Arbeitsplätze in Deutschland hängen, weiter unter Druck setzen. Gleichzeitig wird sich in bedeutenden Wirtschaftsbereichen wie dem Handwerk oder dem Gesundheitswesen der Fachkräftemangel durch den demografischen Wandel voraussichtlich wieder verschärfen. Und die Digitalisierung wird großen Einfluss darauf haben, welche Kompetenzen künftig gefragt sein werden.
Dies wirft wegweisende Zukunftsfragen auf: Wie werden sich Fachkräftenachfrage und Fachkräfteangebot in Deutschland entwickeln? Welche Kompetenzen werden wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten brauchen? Und wie können insbesondere kleine und mittlere Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter für sich gewinnen und halten?
Hier ein Überblick der aktuellen KfW Research Veröffentlichungen zu diesem Thema:
KfW-ifo-Fachkräftebarometer
KfW-ifo-Fachkräftebarometer Januar 2021 (Februar 2021)
Das neu konzipierte KfW-ifo-Fachkräftebarometer zeigt auf, in welchem Umfang Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit durch Fachkräftemangel behindert sehen – insgesamt und nach Wirtschaftszweigen und Regionen differenziert. Im 1. Quartal 2021 wurde die Geschäftstätigkeit von 20,6 % der Unternehmen in Deutschland von Fachkräftemangel behindert. Trotz des Lockdowns waren das 5,6 % mehr als noch im 3. Quartal 2020. In wichtigen Dienstleistungsbereichen wie Architektur- und Ingenieurbüros, Rechts- und Steuerberatung und Dienstleistungen der Informationstechnik sind zwischen 30 und 50 % der Unternehmen betroffen. In den folgenden Jahren kann Fachkräfteknappheit durch den sukzessiven Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge und das schwache Wachstum der Arbeitsproduktivität zu einem gravierenden Wachstumshemmnis werden. Das KfW-Ifo Fachkräftebarometer erscheint künftig im Frühjahr und Herbst, um die Entwicklung zu analysieren.
Corona-Krise und Fachkräftemangel
Corona-Krise und Fachkräftemangel bremsen das Wachstum (Juni 2020)
Ohne ausreichendes Gegensteuern kann das Wirtschaftswachstum durch Corona-Krise und Fachkräftemangel schon bis 2030 deutlich abnehmen und bis 2040 gegen Null tendieren. Die Auswirkungen dieser Entwicklung würden auch sozial Bedürftige und Geringverdiener treffen. Auch die Akzeptanz für Investitionen in den Klimaschutz könnte darunter leiden. Wachstumsstärkende Investitionen, Innovationen, Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen können dies verhindern – doch sie brauchen Zeit. Deshalb ist es geboten, das Notwendige früh genug einzuleiten.
Berufsbildung im Sog von Corona: In der Krise an die Fachkräfte von morgen denken! (Mai 2020)
Dem Druck der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt kann sich auch die Berufsausbildung in Deutschland nicht entziehen: Leiden die Ausbildungsbetriebe, hat das Folgen für das Angebot an Ausbildungs- und Übernahmekapazitäten für Absolventen. Gerade mit Blick auf die Fachkräftesituation in Deutschland gilt es deshalb, den aktuellen Krisenschock nicht auf die Berufsbildung durchschlagen zu lassen. Deutschland braucht gut ausgebildete Fachkräfte, je eher desto besser. Eine „verlorene Generation“ an Absolventen kann und darf man sich nicht leisten.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Mittelständler setzen im Wettbewerb um Fachkräfte auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen (Februar 2020)
Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt für die Fachkräftesicherung eine zentrale Rolle – auch im deutschen Mittelstand. Zwei von drei kleinen und mittleren Unternehmen haben bereits konkrete Maßnahmen umgesetzt, um familienfreundlichere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Wissensintensive Industrie- und Dienstleistungsunternehmen führen das Feld an und sind vielfach optimistisch, dass die Digitalisierung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter erleichtern wird. Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice gehören im Mittelstand zu den am häufigsten umgesetzten Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Bisher eher selten ist Unterstützung bei der Kinderbetreuung oder der Pflege von Angehörigen.
Frauen stellen mehr als die Hälfte aller Beschäftigten im Mittelstand (August 2019)
Die wachsende Erwerbsbeteiligung von Frauen schlägt sich auch im Mittelstand nieder. Rund 54 % der Beschäftigten hier sind weiblich. Im Detail gibt es jedoch deutliche Unterschiede. Der Frauenanteil hängt nicht nur von Unternehmensgröße, Branche und Region ab, sondern auch von betrieblichen Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zeitlich und räumlich flexibles Arbeiten, Erleichterung des Wiedereinstiegs nach Elternzeit, Kinderbetreuungsangebote und andere Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind so ein wichtiger Ansatzpunkt für den Mittelstand, um weibliche Fachkräfte zu gewinnen und einem drohenden Mangel an qualifizierten Arbeitskräften entgegenzuwirken.
Herausforderung Digitalisierung
Digitalisierung und Fachkräftemangel erfordern neue Personalpolitik in Kommunen (Januar 2021)
Der Fachkräftemangel in der öffentlichen Verwaltung stellt schon heute eine enorme Herausforderung dar und wird zukünftig noch drängender. Die Kommunalverwaltungen betrifft dies mit am stärksten, was die Erbringung der Daseinsvorsorge in Mitleidenschaft zieht. Die Digitalisierung könnte helfen, mit weniger Personal auszukommen. Doch um die Verwaltung erfolgreich zu digitalisieren, bedarf es der richtigen personellen Expertise. Um dieses Dilemma zu lösen, muss es verschiedene Anpassungen im öffentlichen Dienst geben. Dies betrifft nicht nur das Gehalt, sondern auch die Art und Weise, wie Verwaltung arbeitet. Künftig wird weniger, dafür aber besser qualifiziertes und bezahltes Personal benötigt. Diese Umstellung der Stellenpläne wird nur gelingen, wenn verschiedene Maßnahmen in eine langfristige Personalstrategie eingebunden werden. Und damit sollte besser heute als morgen begonnen werden, denn das Problem wird sonst jeden Tag größer.
Download der Studie (PDF, 139 KB, nicht barrierefrei)
European SME Survey 2019 – Going digital (November 2019)
Mehr als jeder zweite europäische Mittelständler hält die Nutzung neuer digitaler Technologien für notwendig, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Dass viele Mittelständler in der Umsetzung noch nicht so weit sind, liegt an vielfältigen Digitalisierungshemmnissen – darunter fehlende digitale Infrastruktur und mangelnde Digitalkompetenzen in den Unternehmen und auf dem Arbeitsmarkt. Dies zeigt eine gemeinsame Studie von KfW Research mit den europäischen Förderbanken Bpifrance, BGK, ICO und der British Business Bank, für die mehr als 2.500 kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland, Frankreich, Polen, Spanien und dem Vereinigten Königreich befragt wurden. Obwohl einige Mittelständler davon ausgehen, dass durch die Digitalisierung einzelne Tätigkeiten in ihrem Unternehmen wegfallen könnten, erwarten die allermeisten, dass die Zahl ihrer Mitarbeiter in der Zukunft gleich bleibt – oder sogar wächst.
Download der Studie (PDF, 7 MB, nicht barrierefrei)
Digitalisierung: Viel Lärm um nichts oder kommt da noch was? (März 2019)
Die Studie unterzieht drei populäre Thesen zu den Arbeitsmarktwirkungen der Digitalisierung einem Faktencheck. Zentraler Befund: Es werden Arbeitsplätze verloren gehen, aber dies wird voraussichtlich nur einen Bruchteil der Beschäftigten betreffen. Ein wünschenswerter Produktivitätsschub durch die digitale Revolution bleibt bisher aus. Dazu bedarf es des Abbaus von Investitions- und Innovationsdefiziten sowie einer digitalen Bildungsinitiative.
Aus- und Weiterbildung von Fachkräften
Corona-Krise und Strukturwandel gefährden Arbeitsplätze – Weiterbildung wichtiger denn je (Februar 2021)
Die meisten Deutschen sind Weiterbildungsmuffel. Das gilt gerade für Geringqualifizierte und Beschäftigte im Niedriglohnbereich. Der Trend steigt zwar, aber im Jahr 2018 nahmen 60 % der Erwerbspersonen nicht an betrieblicher Weiterbildung teil. Unter den Erwerbspersonen mit niedrigem Bildungsabschluss waren es sogar 75 %. Dies ist bedenklich, weil die Corona-Krise viele Arbeitsplätze gefährdet und der digitale, demografische und ökologische Strukturwandel die Anpassungsfähigkeit der Erwerbspersonen weit stärker fordert. Auch kann Weiterbildung den zunehmenden Fachkräfteengpässen entgegenwirken. Für eine Kultur lebenslangen Lernens gilt es daher, die Defizite bei Bildung und Weiterbildung zu beheben.
Download der Studie (PDF, 124 KB, nicht barrierefrei)
Mangel an Digitalkompetenzen bremst Digitalisierung des Mittelstands – Ausweg Weiterbildung? (Februar 2020)
Ein Drittel der KMU kann seinen Bedarf an Digitalkompetenzen nicht decken. Das Problem betrifft sowohl digitale Grundkompetenzen wie z. B. die Bedienung von Standardsoftware und digitalen Endgeräten als auch fortgeschrittene Kompetenzen wie Programmieren und statistische Datenanalyse. Die meisten KMU versuchen Digitalkompetenzen durch Weiterbildung aufzubauen. Allerdings dominieren kurze Weiterbildungsmaßnahmen mit oft begrenzter Qualifikationswirkung. Intensiverer Weiterbildung stehen vor allem finanzielle Hürden im Weg: Ein Drittel der KMU bezeichnet die direkten Kosten als Problem, ein Viertel den Arbeitsausfall abwesender Mitarbeiter. Digitale Lernformate ermöglichen flexibleres Lernen und haben deshalb das Potenzial, die berufliche Weiterbildung im Mittelstand künftig zu beleben.
Download der Studie (PDF, 144 KB, nicht barrierefrei)
Azubi-Zuwachs ist nur Momentaufnahme (August 2019)
Im beendeten Ausbildungsjahr 2018 ist die Zahl der Ausbildungsverträge zum zweiten Mal in Folge leicht gestiegen – um 1,2 % auf 521.900, wie das Statistische Bundesamt meldet. Doch bereits im Ausbildungsjahr 2019 dürfte sich die Lage wieder ändern: Eine Vorabauswertung des aktuellen KfW-Mittelstandspanels zeigt, dass unter den mittelständischen Ausbildungsunternehmen 21 % von einem Rückgang ihrer Azubizahl im Jahr 2019 ausgehen. Nur 13 % rechnen hingegen mit einem Anstieg.
Regionale Unterschiede
Weniger Fachkräfteprobleme in Großstädten – mehr Pendler und Zugezogene (Juli 2019)
Den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mangelt es im Arbeitsmarktboom an Fachkräften. Zwei Drittel der KMU, die Fachkräfte einstellen wollen, befürchten Schwierigkeiten. Wie eine Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels zeigt, sind die Fachkräfteengpässe auf dem Land gravierender als in den großen Städten. Städte sind für viele Arbeitnehmer attraktiver. Im Wettbewerb um Fachkräfte setzen vor allem die städtischen KMU neben finanziellen Anreizen und flexiblen Arbeitsbedingungen auf die Vermittlung von Wohnraum und Kitaplätzen.
Download der Studie (PDF, 234 KB, nicht barrierefrei)
Erwerbsbevölkerung sieht Bedarf an ausländischen Fachkräften – Unterschiede nach Bildung, Einkommen und Region (März 2019)
Drei Viertel der Bevölkerung zwischen 18 und 67 Jahren stehen der Zuwanderung von Fachkräften grundsätzlich positiv gegenüber. Dies zeigt eine repräsentative Befragung von KfW Research: 44 % der Erwerbsbevölkerung sind der Meinung dass Deutschland sich stärker als bisher um ausländische Fachkräfte bemühen sollte, 30 % sind für gleich bleibende Bemühungen, 21 % für geringere. Akademiker, Gutverdiener und Selbstständige sind überdurchschnittlich häufig für mehr Fachkräftezuwanderung – Arbeitslose hingegen seltener. Auch im ländlichen Raum und in Ostdeutschland sehen weniger Menschen Bedarf an ausländischen Fachkräften.
Stand: Februar 2021
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