KfW Research
Globalisierung in der Krise – die deutschen Unternehmen brauchen neue Wachstumsstrategien
Die deutsche Wirtschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten stark von der Globalisierung profitiert. Sowohl für die direkt exportierenden Unternehmen als auch für ihre indirekt exportierenden Zulieferer – häufig kleine und mittlere Unternehmen – ist das Auslandsgeschäft von hoher Bedeutung. Rund 28 % der Erwerbstätigen und 31 % der Bruttowertschöpfung hängen in Deutschland direkt oder indirekt vom Export ab. Dies ist eines der Ergebnisse einer von KfW Research in Auftrag gegebenen Studie zur Zukunft der Globalisierung und den Wachstumsperspektiven deutscher Unternehmen.
Seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 hat sich die Globalisierungsdynamik deutlich abgeschwächt. Zuletzt hat die Corona-Pandemie den Welthandel stark getroffen und globale Wertschöpfungsketten massiv gestört. Dies wirft die Frage auf, wie es mit der Globalisierung weitergeht – und was dies für die Zukunft des deutschen Wachstumsmodells bedeutet.
Zukunftsszenarien der Globalisierung
In der von Prognos durchgeführten Studie werden drei mögliche Zukunftsszenarien bis 2030 betrachtet – ein erneuter Globalisierungsschub, eine sich weiter fortsetzende verlangsamte Globalisierung und eine Deglobalisierung der Weltwirtschaft.
- Von einem erneuten Globalisierungsschub würde die deutsche Wirtschaftsleistung deutlich profitieren und das reale BIP ab 2023, nach der Erholung von der Corona-Krise, um durchschnittlich 1,2 % pro Jahr zunehmen.
- Bei einer breit angelegten Deglobalisierung hingegen würde die Wachstumsrate mit 0,9 % deutlich niedriger ausfallen.
- Setzt sich die Globalisierung in dem verlangsamten Tempo fort, das zwischen der globalen Rezession 2009 und der Corona-Krise zu beobachten war, dann ordnet sich das Trendwachstum mit 1,1 % zwischen den beiden anderen Szenarien ein.
Für alle drei Szenarien wird dabei unterstellt, dass demografischer Wandel, Digitalisierung und Klimawandel ebenfalls die langfristige wirtschaftliche Entwicklung beeinflussen.
Alternative Wachstumsstrategien für Unternehmen
Ein erneuter Globalisierungsschub ist aus heutiger Sicht weniger wahrscheinlich. Dies stellt die Unternehmen vor die Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle auf Zukunftsfähigkeit zu prüfen, ihre Exportstrategien anzupassen und neue Absatzpotenziale zu erschließen.
Die Prognos-Studie identifiziert drei wesentliche Anpassungsmöglichkeiten für Unternehmen:
- Eine stärkere Fokussierung auf die Binnennachfrage in Deutschland. Wachstumschancen ergeben sich hier vor allem aus den Megatrends demografischer Wandel, Digitalisierung sowie Klima- und Umweltschutz.
- Die Entwicklung neuer, innovativer Exportprodukte oder -dienstleistungen. Die fortschreitende Digitalisierung und die zunehmende Bedeutung von Klima- sowie Umweltschutz dürften auch international wichtige Impulse setzen, sodass trotz insgesamt verlangsamter Globalisierung für ausgewählte Marktsegmente eine dynamisch wachsende Nachfrage im Ausland zu erwarten ist.
- Die Erschließung neuer, viel versprechender Exportmärkte. Jenseits der bisherigen Absatzmärkte in Europa, Nordamerika und Ostasien bieten einige Schwellen- und Entwicklungsländer Chancen.
Für die Politik ergeben sich hieraus verschiedene Ansatzpunkte, wie sie die Unternehmen insbesondere durch die Setzung verlässlicher Rahmenbedingungen unterstützen können.
Stand: Oktober 2021
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