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Pressemitteilung vom 09.06.2022 / KfW, KfW Research

KfW Research: Digitalisierungsstrategie führt zu mehr und breiter angelegten Digitalisierungsaktivitäten im Mittelstand

  • Auch Anwendung fortschrittlicher Technologien wie KI und Big Data häufiger
  • Mittelständler mit Digitalisierungsstrategie geben rund die Hälfte mehr für ihre Digitalisierung aus als Unternehmen ohne
  • Bisher gehen jedoch nur 20 % der kleinen und mittleren Unternehmen Digitalisierung strategisch an

Deutschland rangiert bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich bestenfalls im Mittelfeld. Ein wichtiger Grund hierfür dürfte sein, dass viele Unternehmen ihre Digitalisierung nur kleinteilig und punktuell angehen und die strategische Perspektive außer Acht lassen, wie eine Sonderauswertung auf Basis des repräsentativen KfW Mittelstandspanels zeigt. Mit Hilfe einer Regressionsanalyse hat KfW Research hierzu die tatsächlichen Zusammenhänge zwischen der Existenz einer Digitalisierungsstrategie und den beobachteten Digitalisierungsaktivitäten im Mittelstand ermittelt. Die Ergebnisse belegen eindeutig, dass Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie häufiger und anspruchsvollere Digitalisierungsvorhaben verfolgen.

Aktuell verfügt nur jeder fünfte der 3,8 Millionen Mittelständler hierzulande über eine Digitalisierungsstrategie. Insbesondere in kleinen Unternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten existieren diese mit 16 % bislang deutlich seltener als in großen mittelständischen Unternehmen mit 45 % (50 und mehr Beschäftigte). Der KfW-Analyse zufolge hat ein typisches mittelständisches Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie alle der möglichen abgefragten Projektarten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit durchführt als Unternehmen ohne Digitalisierungsstrategie: Hinsichtlich der Erneuerung der IT-Strukturen und Einführung neuer Anwendungen fällt der Unterschied in der Häufigkeit mit rund einem Achtel moderat aus. In Bezug auf die Digitalisierung des Kontakts zum Unternehmensumfeld – die als eine Vorhabensart, mit einem eher niedrigen Schwierigkeitsgrad zu beurteilen ist – übertreffen die Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie ihre Pendants ohne Digitalisierungsstrategie schon etwas häufiger, nämlich um ein Viertel. Insbesondere bei anspruchsvollen Vorhaben, wie der Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen, der Reorganisation von Workflows mit Hilfe von Digitalisierungsmaßnahmen sowie der umfassenden Vernetzung des Unternehmens, durch die Verknüpfung der IT zwischen betrieblichen Funktionsbereichen, sind Unternehmen mit einer Digitalisierungsstrategie im besonderen Maße aktiv. Bei diesen Projektarten übertrifft ein typischer Mittelständler mit Digitalisierungsstrategie sein Pendant ohne Strategie um Werte zwischen gut einem Drittel und knapp der Hälfte.

Weitere zentrale Ergebnisse der Analyse sind:

  • Nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die thematische Breite gleichzeitig durchgeführter Digitalvorhaben übertrifft in Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie die in ihren Pendants ohne (durchschnittlich 3,0 verschiedene Projektarten ggü. durchschnittlich 2,4).
  • Zudem nutzen Mittelständler mit Digitalisierungsstrategie häufiger anspruchsvolle Digitalisierungsanwendungen wie Cloud Computing, Big Data oder Künstliche Intelligenz.
  • Die umfangreicheren und anspruchsvolleren Digitalisierungsaktivitäten von Unternehmen mit einer Digitalisierungsstrategie gehen auch mit deutlich höheren Ausgaben für die Digitalisierung einher. Ein typisches mittelständisches Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie gibt mit knapp 29.000 EUR gut die Hälfte mehr aus als sein Pendant ohne Digitalisierungsstrategie (18.000 EUR).

„Die Digitalisierung im deutschen Mittelstand muss weiter gestärkt werden – das beinhaltet auch, ihre strategische Bedeutung dort stärker zu verankern“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Deshalb sind Ansatzpunkte einerseits Digitalisierungshemmnisse wie Internetanbindung oder Finanzierungsprobleme anzugehen, und andererseits mittelständischen Unternehmen in stärkerem Maße als bislang die strategische Bedeutung der Digitalisierung zu vermitteln. Gerade die Positionierung auf Märkten, die Erschließung neuer Kundengruppen oder die Weiterentwicklung der bestehenden Geschäftsmodelle sind hier zentral.“ Gerade kleine Unternehmen, regional agierende Unternehmen sowie Unternehmen ohne Innovationen verfügen selten über eine Digitalisierungsstrategie. Die gezielte Ansprache insbesondere dieser Unternehmensgruppen dürfte somit der drohenden Spaltung des Mittelstands in eine Gruppe zumeist großer, bei der Digitalisierung sehr aktiver Vorreiterunternehmen mit einer Digitalisierungsstrategie und in eine Gruppe bei der Digitalisierung abgehängter Unternehmen ohne Digitalisierungsstrategie entgegenwirken.

Die aktuelle Analyse von KfW Research ist abrufbar unter:
www.kfw.de/fokus

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Christine Volk

Pressestelle KfW Bankengruppe

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