Meldung vom 05.11.2012 / KfW
"Eine schwach kapitalisierte KfW rechnet sich nicht für Deutschland"
Herr Schröder, Sie leiten das drittgrößte Kreditinstitut nach der Deutschen Bank und der Commerzbank. Und Sie stellen Milliardengewinne in Aussicht. Das weckt bestimmt Begehrlichkeiten bei den Eigentümern, dem Bund und den Ländern?
Nein, unsere Eigentümer sind sich einig, dass die Gewinne zur Stärkung unserer Fördertätigkeit thesauriert werden müssen, wie es auch das KfW-Gesetz vorsieht. Ich denke, dass das Einbehalten der Gewinne auch richtig ist, weil auf uns im Zuge der Finanzkrise immer mehr Aufgaben zugekommen sind.
Wir haben in den Parteien schon Stimmen vernommen, die über eine teilweise oder vollständige Ausschüttung der Gewinne nachdenken. Ein Gesetz ist schnell geändert. Würde das die Bank tatsächlich schwächen?
Ja, ich glaube, das würde die KfW schwächen. Sie dürfen nicht vergessen, dass eine Förderbank wie die KfW besondere Aufgaben hat, für die angemessen Vorsorge zu treffen ist. Deshalb führen wir in unserem Einzelabschluss dem Fonds für allgemeine Bankrisiken im Rahmen unserer Ergebnisverwendung Beträge für die besonderen Risiken einer Förderbank zu.
...das könnte die KfW auch trotz Ausschüttungen verkraften.
Zudem sind wir auch zunehmend mit Aufgaben für den Bund betraut, wie zum Beispiel die Beteiligung am Unterseekabel, das von Norwegen nach Deutschland führt, oder bei einer möglichen Beteiligung an EADS. Das wird uns auch Eigenkapital kosten.
Sie haben bereits gute Argumente gesammelt, obwohl Sie die Forderung nach einer Ausschüttung für hypothetisch halten.
Nein, das ist keine Argumentationssammlung, sondern die Realität. Wenn wir weiterhin unsere Förderaufgaben erfüllen und für besondere Aufgaben zur Verfügung stehen sollen, dann müssen wir auch die Kapitalausstattung dafür haben.
Aber mit einer Kernkapitalquote von zukünftig 13 bis 14 Prozent würde man bei einer Aktiengesellschaft sagen, sie ist überkapitalisiert, schüttet einmal aus.
Wir sind aber keine AG, sondern eine Förderbank. Hohe Kapitalquoten sind für große Förderbanken nicht unüblich. Unser Fonds für allgemeine Bankrisiken lag vor der IKB-Krise noch bei über fünf Milliarden Euro. Wir haben in den letzen Jahren aus eigener Kraft zwar wieder knapp zwei Milliarden Euro angesammelt, bis zu dem Betrag, den wir vor der IKB-Krise hatten, ist allerdings noch ein Stück Weg. Wenn wir jetzt ausschütten würden, dann müssten der Bund und die Länder - da uns der Eigenkapitalmarkt nicht zur Verfügung steht - in schlechten Zeiten mit Sicherheit wieder Geld einlegen, damit wir unsere Förderkraft aufrechterhalten könnten. In Zeiten fiskalpolitischer Konsolidierung stelle ich mir das schwierig vor. Nein, um es auf den Punkt zu bringen: Eine schwach kapitalisierte KfW rechnet sich nicht für Deutschland.
Das Interview mit Dr. Ulrich Schröder (Vorstandsvorsitzender der KfW Bankengruppe) führte Peter Köhler.
Quelle: Handelsblatt, 2. November 2012.
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