Naturschutz

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Waldschutz ist Klimaschutz

Rund ein Fünftel der globalen CO₂-Emissionen entsteht, weil Wälder zerstört und der in ihnen gebundene Kohlenstoff freigesetzt wird. Dem Schutz des Waldes kommt daher eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz zu. KfW-Expertin Christiane Ehringhaus erklärt, wie ein innovativer Finanzierungsansatz die internationalen Bemühungen unterstützt.

Die Autorin
Christiane Ehringhaus

Dr. Christiane Ehringhaus ist Koordinatorin des Programms „REDD for Early Movers“ beim Geschäftsbereich Entwicklungsbank der KfW. Sie studierte Biologie in Bayreuth und Florida und erlangte ihren Doktortitel in Umweltwissenschaften an der Yale University.

Einen ganz besonderen Schatz hütet der Bundesstaat Acre im brasilianischen Amazonasbecken: Hier stehen 14 Millionen Hektar ursprünglichen Regenwalds. In den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatten Gewerkschafter gegen Rinderfarmer und Holzfäller gekämpft, um den Wald zu schützen. Einer von ihnen, der Kautschukzapfer Chico Mendes, erlangte traurige Berühmtheit, weil er sein Engagement mit dem Leben bezahlte.

Seitdem hat die Regierung eine innovative Politik zum Erhalt des Waldes entwickelt und die Entwaldung in den letzten Jahren stark reduzieren können. Die Regierung in Acre investierte über Jahrzehnte in den Waldschutz, indem sie sowohl Anreize für nachhaltige Landnutzung schuf, als auch die staatliche Aufsicht stärkte.

Das innovative bundesstaatliche System zur Förderung von Umweltdienstleistungen SISA (Sistema Estadual de Incentivos a Serviços Ambientais) gilt als eines der weltweit führenden Waldschutzkonzepte. Unter anderem ermöglichte es den Aufbau des internationalen Waldschutzprogramms REDD.

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REDD steht für Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation (deutsch: Minderung von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern). Es ist ein internationales System von Zahlungen, das den Schutz von Wäldern belohnt. Seit 2012 unterstützt die Bundesregierung den innovativen Finanzierungsansatz mit dem „REDD für Early Movers“-Programm, um Pionierregionen bei der Umsetzung von REDD zu fördern.

Das deutsche Programm vergütet die Klimaschutzleistung von Ländern, die bereits eigenverantwortlich Abholzung reduziert haben. Mit Hilfe von Satelliten wird überprüft, wie sich der Waldbestand und damit die Emissionen eines Jahres gegenüber einem historischen Durchschnittswert verändert haben. So fließen im brasilianischen Bundestaat Acre fünf US-Dollar je Tonne eingesparter Emissionen in einen bundesstaatlichen Fördertopf. Die Mittel stammen vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie aus der internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumweltministeriums (BMUB) und werden von der KfW Entwicklungsbank verwaltet. Bisher wurden etwa sechs Millionen Tonnen eingesparte Emissionen vergütet – das entspricht dem jährlichen CO₂-Ausstoß von knapp drei Millionen Autos in Deutschland.

Die KfW fördert

Der Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank fördert weltweit zahlreiche Entwicklungsprojekte mit Programmen zum Klima- und Umweltschutz.

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Der überwiegende Teil der Gelder geht an die lokale Bevölkerung, insbesondere Kleinbauern, Kautschukzapfer und indigene Volksgruppen, die einen besonders wichtigen Beitrag zum Erhalt des Regenwaldes leisten. So entsteht Einkommen durch nachhaltige Waldnutzung. Insgesamt haben etwa 15.000 Familien davon profitiert. Dabei wurden auch fast 6000 Indigene durch ein eigenes Indigenenprogramm unterstützt. Das REM-Programm vergütet somit einerseits bereits erbrachte Klimaschutzleistungen und schafft andererseits Anreize für weitere Reduktion der Entwaldung und nachhaltige Entwicklung.

REM-Programm

Das REM-Programm in Acre wurde auf der COP23 2017 erweitert: Die Regierung in Großbritannien beteiligt sich nun mit rund 17 Millionen Pfund. Weitere zehn Millionen Euro kommen vom BMZ. Auch die Verträge mit dem Bundestaat Mato Grosso über deutsche und britische Mittel wurden auf dem Klimagipfel in Bonn unterzeichnet.

Das globale REM-Programm wächst. 2015 wurden auf dem Klimagipfel in Paris Verträge mit Kolumbien unterzeichnet. Derzeit wird das Programm in Ecuador vorbereitet. In Brasilien wurde zudem die Partnerschaft mit dem Bundestaat Mato Grosso beschlossen.

Anders als in Acre geht es hier um einen Bundesstaat der Superlative. Mato Grosso verfügt einerseits über riesige Waldflächen und unglaubliche kulturelle Vielfalt mit einer großen Anzahl an indigenen Völkern und indigenen Gebieten. Andererseits ist der Bundestaat der größte Agrobusiness-Produzent Brasiliens und einer der größten weltweit – mit global bedeutsamer Fleisch- und Soja-Produktion, die klassischer Entwaldungstreiber ist.

Die Herausforderung in Mato Grosso ist groß: Es muss ein Entwicklungsmodell umgesetzt werden, das Waldschutz gewährleistet, Menschenrechte schützt, Kleinbauern und Indigene fördert – aber auch die nachhaltige Produktion des Agrobusiness-Sektors und globaler Güter stimuliert. Ein Abenteuer, aus dem Erfahrungen für die Welt gesammelt werden können.

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Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 13. November 2017.