Müll und Plastikverschmutzung am Flussufer in Dhaka, Bangladesch, Flussufer und Boote im Hintergrund
Naturschutz

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Aus Plastikmüll wird Rohstoff

Über das Gangesdelta werden gigantische Kunststoffmengen ins Meer gespült. Umso wichtiger ist dort das Recycling. Unterstützt von der DEG hat ein niederländisches Verpackungsunternehmen mit einem Partner vor Ort ein Start-up für Plastik-Recycling in Bangladesch ins Leben gerufen.

LC Packaging und GreenBangla haben in Bangladesch ein Start-up für Plastik-Recycling ins Leben gerufen
Hilfe vor Ort

Das niederländische Unternehmen LC Packaging kümmert sich in Bangladesch zusammen mit dem lokalen Unternehmen GreenBangla um Re- und Upcycling von Plastikmüll.

Bangladesch hat ein Plastikmüllproblem. Jahr für Jahr verstopfen Tausende Tonnen Kunststofftüten die Abwassersysteme in der Hauptstadt Dhaka, der am dichtesten besiedelten Metropole der Erde. Überschwemmte Kloaken gehören für die Bewohner der häufig vom Monsun heimgesuchten Stadt zum Alltag. Doch das Problem geht weiter: Der Ganges, der in Bangladesch in den Indischen Ozean mündet, gehört zu den Flüssen, die am meisten Kunststoffmüll in die Weltmeere leiten.

LC Packaging hat damit auch ein Problem. Das niederländische Unternehmen hat sich auf die Fertigung sogenannter Big Bags spezialisiert, riesige Taschen aus Kunststoffgewebe. Sie können anderthalb Tonnen fassen und werden im Straßenbau mit Schotter oder Steinen oder in der Landwirtschaft mit Feldfrüchten gefüllt. Vor zehn Jahren eröffnete LC Packaging in Bangladesch seine erste asiatische Big-Bag-Fertigung.

Marcel Schouten, Manager des Verpackungsherstellers, kennt aus eigener Erfahrung die Abfallmisere in dem südasiatischen Land, das halb so groß wie Polen ist, aber mit 150 Millionen Menschen viermal so viele Einwohner hat. 2016 gründete das Unternehmen zusammen mit einem Partner vor Ort ein Joint Venture für Plastikrecycling: GreenBangla. „Als Verpackungshersteller fühlen wir uns verpflichtet, uns auch ums Recycling zu kümmern“, sagt Schouten. Genauer: Die bisher etwa 30 Beschäftigten bei GreenBangla betreiben Upcycling! Die Maschinen verarbeiten Plastikabfälle zu produktionsfähigem Regranulat, aus dem sich wieder Plastikteile formen lassen.

„Wir wollen eine neue Generation von Unternehmern in Bangladesch inspirieren.“

Abdul Mumit, Direktor von GreenBangla

Weg mit dem Plastikmüll!

Die KfW Bankengruppe hat Mitte Oktober 2018 gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank und der französischen Entwicklungsbank Agence Française de Développement die Clean Oceans Initiative gestartet. Die Partner stellen zunächst zwei Milliarden Euro bereit, um die Verschmutzung der Weltmeere zu reduzieren.

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An den Investitionskosten beteiligte sich die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft, eine Tochter der KfW, mit Mitteln aus dem develoPPP.de-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die drei P stehen für Public Private Partnership. DeveloPPP.de soll die Privatwirtschaft in Entwicklungsländern fördern. Es gehe bei den develoPPP.de-Projekten der Bundesregierung um eine „möglichst große Überlappung unternehmerischer und entwicklungspolitischer Ziele“, sagt Susanne Striegler, Senior Investmanagerin der DEG. Das ökologische Projekt GreenBangla habe die DEG auch deshalb überzeugt, weil das Unternehmen mehr als den Mindestlohn bezahlt, mehr Frauen beschäftigen will und internationale Gesundheits- und Sicherheitsstandards beachtet.

Upcycling braucht qualifiziertes Personal. GreenBangla bildet es aus. Die Fachkräfte kaufen wiederverwertbaren Plastikabfall bei heimischen Firmen. Die Ware muss sodann präzise nach Plastiksorte, Verschmutzungsgrad und Farben getrennt werden. „Wenn man gut trennt“, sagt Firmenchef Schouten, „hat das Regranulat für die Polypropylen- oder Polyethylenproduktion auch eine gute Qualität.“ Noch ist es Zukunftsmusik, aber man kann sich bei GreenBangla vorstellen, Plastikabfälle auch aus anderen Ländern wie China zuzukaufen.

Schouten verweist darauf, wie sich das Nachhaltigkeitsniveau in der Verpackungsindustrie, die er „ein konservatives Geschäft“ nennt, erhöht hat: „Vor zehn Jahren war es in Ordnung, wenn dein Produkt überhaupt recycelbar war. Heute wollen wir unsere Bags aus recyceltem Material machen.“ Die Kreislaufökonomie gehört zu den ökologischen Zielen des Unternehmens mit seinen 1.100 Beschäftigten an weltweit insgesamt 17 Standorten. In dem kürzlich aufgelegten Fünfjahresplan für Nachhaltigkeit ist festgelegt, dass man bis 2022 den Wasser- und Energieverbrauch im Unternehmen um jeweils zehn Prozent, den Abfall um 40 Prozent reduzieren will.

Die DEG fördert

Zu den Schwerpunkten der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH zählt das Engagement für den Klimaschutz ebenso wie die Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern.

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Die erste Recyclinganlage von GreenBangla, eine Maschine aus österreichischer Produktion, ist auf die Verwandlung von bis zu 150 Tonnen Plastikmüll in 147 Tonnen Regranulat pro Monat ausgelegt. Die Produktion wird komplett im Inland verkauft. „Wir lernen täglich dazu“, sagt Schouten, „unser Produkt wird immer besser.“ Aber man brauche einen langen Atem in Bangladesch. Die Geschäftsrisiken sind hoch. Kapital für dortige Investitionen von europäischen Privatbanken zu bekommen, sei äußerst schwierig. So sei man auf die DEG gekommen.

Abdul Mumit, Direktor von GreenBangla in Dhaka, sieht das Unternehmen auch in einer Vorreiterrolle: „Wir wollen eine neue Generation von Unternehmern in Bangladesch inspirieren.“ Das Geschäft müsse sich rentieren, aber es gehe ebenso darum, „sich auf eine nachhaltige Weise um die Umwelt zu kümmern“. Gerade in Bangladesch ist das dringend nötig.

Auf KfW Stories veröffentlicht am: Freitag, 12. Oktober 2018

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Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.