Gaza ist ein überbevölkerter Küstenstreifen, geprägt von Konflikten, Wasserknappheit und Armut. Die KfW fördert die Wasserversorgung und den Bau von Kläranlagen – unter schwierigen Bedingungen.

Wassernot
Das Trinkwasser im Gaza-Streifen ist knapp, ungeklärtes Abwasser verschärft die Lage.
Durst stillen und Wäsche waschen, für die Menschen in Gaza wird es immer schwieriger, ihren Alltag zu bestreiten. Sauberes Wasser ist zum Luxusgut geworden. Rund zwei Millionen Palästinenser leben auf engem Raum in dem Küstenstreifen zwischen Israel und Ägypten. Die Wassernot ist katastrophal und spitzt sich immer weiter zu. Ungeklärtes Abwasser bedroht die Gesundheit der Menschen und die Umwelt. Sollte sich daran nichts ändern, warnen die Vereinten Nationen, werde der Gaza-Streifen bis 2020 unbewohnbar sein.
Das Problem: Grundwasser ist knapp und durch Meerwasser, das in den Boden eindringt, immer öfter ungenießbar. Abwasser läuft ungefiltert ins Meer oder sickert ins Grundwasser und belastet es mit Bakterien und Nitraten. „Wenn wir uns nicht um dieses Problem kümmern, verschärft sich die ohnehin schwierige Versorgung mit Trinkwasser, und der Gaza-Streifen verkommt zu einer stinkenden Kloake“, sagt Jonas Blume, der das KfW-Büro für die Palästinensischen Gebiete in Ramallah leitet. Das verseuchte Wasser berge auch eine hohe Infektionsgefahr, besonders für Kinder, die im Meer baden.

Gemeinschaftswerk
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller besuchte Ende 2016 die Baustelle der neuen Kläranlage.
Die KfW investiert insgesamt mehr als 350 Millionen Euro für Wasserprojekte in den Palästinensischen Gebieten, die Mittel stammen vom Bundesministerium für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Im Gaza-Streifen werden damit zum einen zerstörte Wasserreservoire, Brunnen, Leitungen und Pumpstationen wiederaufgebaut, um die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen, wie etwa durch den erneut in Betrieb genommenen Muntar-Wasserspeicher. Zum anderen werden Abwasseranlagen gefördert, ein altes Klärwerk wurde bereits repariert, eine moderne große Kläranlage befindet sich im Bau. 60.000 Kubikmeter Abwasser soll die neue Anlage täglich filtern und dabei auch neue Jobs schaffen. „Leider hatten wir mit starken Projektverzögerungen zu kämpfen“, sagt der KfW-Büroleiter Jonas Blume. Schuld daran seien die wiederkehrenden Konflikte und langwierige Abstimmungen mit israelischen Militärbehörden zum Standort der Kläranlage und bei der Lieferung von Material. „Für nahezu alle Baumaterialien und Geräte, die nach Gaza transportiert werden sollen, wird eine Genehmigung benötigt, für jeden Zementsack und jedes einzelne Rohr.“
Nach außen ist der zu Palästina zählende Gaza-Streifen abgeriegelt, denn Israel und Ägypten halten die Grenzen nahezu komplett geschlossen. Im Inneren hat die radikal-islamische Hamas das Sagen. Handel ist daher trotz der Lage am Mittelmeer kaum möglich. Fischer etwa dürfen nur in einem kleinen Radius von der Küste entfernt ihre Netze auslegen, sonst werden ihre Boote beschossen. Ohne die Hilfe von Geberstaaten wie Deutschland wäre die Versorgung längst zusammengebrochen.
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Entwicklungszusammenarbeit in Krisengebieten
DR Kongo
Wilderer schlachten Elefanten in Nationalparks, verzehren das Fleisch und schlagen aus dem Elfenbein Profit. Auch der Bestand an Wildtieren wie Nashörnern, östlichen Flachlandgorillas oder Okapis verringert sich, nicht zuletzt durch marodierende Rebellengruppen. Immer wieder kommt es in den Nationalparks zu tödlichen Überfällen auf Parkmanager und Ranger. Das Foto zeigt Wildhüter Erik Mararv, der von Elefantenwilderern angeschossen wurde. Drei seiner Kollegen starben. Die KfW unterstützt das Management von sechs Naturschutzgebieten, teilweise in Zusammenarbeit mit dem WWF. „Bei den Projekten geht es nicht nur darum, einen Beitrag zum Artenschutz zu leisten, sondern auch um mehr Sicherheit und bessere Arbeitsbedingungen für die Ranger“, sagt Karin Derflinger von der KfW. Gefördert werden eine bessere Ausbildung der Ranger, Ausrüstung und Maßnahmen zum Schutz der Tiere in ihrem natürlichen Umfeld.
Dossier
In vielen Ländern ist die Entwicklungszusammenarbeit mit Risiken für die Helfer verbunden. In unserem Dossier schildern wir, wo welche Gefahren drohen.
Zum DossierDie Arbeit im Gaza-Streifen ist nicht ungefährlich. Immer wieder drohen die militärischen Konflikte mit Israel wieder aufzubrechen. Besonders von radikalen Gruppen geht eine Bedrohung aus. Gewalt, so Jonas Blume, richte sich aber in der Regel nicht gegen ausländische Helfer. Dennoch gebe es Risiken: „Das Verhalten von Splittergruppen lässt sich schwer abschätzen.“
„Mit der neuen Kläranlage können eine Million Menschen eine geregelte Abwasserentsorgung bekommen“, sagt Jonas Blume. Auf der Baustelle in Bureij nahe dem Grenzzaun zu Israel arbeiten rund 250 Menschen.
Quelle

Dieser Artikel ist eine Ergänzung zur Fotostrecke über Entwicklungszusammenarbeit in CHANCEN Herbst/Winter 2017 „Mut“.
Zur Ausgabe„Momentan weiß keiner, wie es mit Gaza weitergehen wird“, sagt Jonas Blume. „Sollte die Grenze zu Ägypten tatsächlich geöffnet werden, wird es leichter, Baumaterial in den Gaza-Streifen zu bekommen. Der Bau von wichtiger Wasserinfrastruktur könnte dann schneller vorangehen.“
Auf KfW Stories veröffentlicht am: Dienstag, 12. Dezember 2017
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 6: Wasser und Sanitärversorgung für alle
Ohne Wasser kein Leben! Wir benötigen es als Trinkwasser, aber auch in der Landwirtschaft, um Nahrungsmittel zu produzieren. Die Vereinten Nationen haben daher 2008 den Zugang zu sauberem Trinkwasser als Menschenrecht anerkannt. Dennoch müssen 748 Millionen Menschen noch immer ohne sauberes Trinkwasser auskommen. Nach Schätzungen sterben deswegen an einem einzigen Tag weltweit 5.000 Kinder. 2,5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sanitärer Grundversorgung. Quelle: www.17ziele.de

Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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