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Medizinische Ausrüstung

Medizinische Ausrüstung

Vermittler in der Corona-Krise

Das Start-up scoutbee hat eine digitale Plattform für Einkäufer und Lieferanten entwickelt. In der Corona-Krise hilft das Unternehmen, dringend benötigte medizinische Ausrüstung wie Schutzanzüge und Beatmungsschläuche zu vermitteln.

Gründer von Scoutbee

Fabian Heinrich, Gregor Stühler und Lee Galbraith (von links nach rechts) haben die digitale Plattform scoutbee gegründet.

„Die Weltgemeinschaft sollte zusammenhalten“, sagt Gregor Stühler. Zusammenhalten in einer Krise, die kein Land ausnimmt. Die vernetzte Welt ist das Arbeitsfeld von Stühler, CEO und Mitgründer des Start-ups scoutbee. Das Unternehmen erlebt in diesen Tagen in Echtzeit, was passiert, wenn Verbindungen im Verteilernetz reißen. Denn sein Geschäftsmodell ist es, Einkäufer und Lieferanten auf einer digitalen Plattform zusammenzuführen.

Als Reaktion auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie hat scoutbee seinen Service für eine neue Kundschaft geöffnet: NGOs und Einrichtungen der öffentlichen Hand wie Krankenhäuser oder Pflegeheime. Noch bis vorläufig Ende April hilft scoutbee auf einer eigens eingerichteten Plattform Hilfsorganisationen und Behörden bei der Suche nach dringend benötigter medizinischer Ausrüstung wie Schutzanzügen oder Beatmungsschläuchen. Der Service ist kostenlos. Innerhalb von höchstens 48 Stunden werden Anfragen beantwortet. „Die Resonanz ist richtig gut“, sagt Stühler. Sogar Staaten hätten sich schon bei ihnen gemeldet.

Covid-19-Support

scoutbee hat eine kostenlose Plattform für die Suche nach Schutzausrüstung für Hilfsorganisationen eingerichtet.

Zur Plattform

Die Lieferschwierigkeiten in Zeiten von Corona sind für Stühler und den Mitgründer und Finanzvorstand Fabian Heinrich ein Beleg für die Relevanz ihrer Geschäftsidee. „Unternehmen müssen die Organisation von Lieferketten als eine strategische Funktion begreifen“, sagt Heinrich. Der Einkäufer sei mehr als nur ein Dienstleister, er sei ein „Gewinntreiber“, ergänzt Stühler.

Corona-Krise beschleunigt Digitalisierung

Corona Intensivstation

Schutzausrüstzung wie diese wird von scoutbee unter anderem an Hilfsorganisationen vermittelt.

scoutbee, 2015 in Würzburg gegründet, beschäftigt derzeit 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standorten Würzburg, Berlin und Arlington in der Nähe der US-Hauptstadt Washington D.C. Zu Beginn dieses Jahres, kurz vor dem öffentlich gemachten Ausbruch von Covid-19 in der chinesischen Stadt Wuhan, hat scoutbee in seiner jüngsten Finanzierungsrunde sehr viel Kapital eingeworben: 54 Millionen Euro.

Bereits seit 2018 ist die Münchner Venture-Capital-Gesellschaft 42CAP an scoutbee beteiligt. In deren Fonds hat wiederum KfW Capital, die Beteiligungstochter der KfW Bankengruppe, mit Unterstützung des EPR-Sondervermögens investiert. Jörg Goschin, Geschäftsführer von KfW Capital, sagt über das Engagement: „Junge Wachstumsunternehmen wie scoutbee, die sich aktiv und schnell in die Corona-Bekämpfung einbringen, sind leuchtende Beispiele für die Innovationskraft junger Technologieunternehmen und deren Finanziers wie 42CAP.“

Mit seinem zweiten Fonds finanziert 42CAP vor allem Firmen, die B2B-Software einsetzen. „Die Corona-Krise ist auch ein Katalysator“, erklärt Alex Meyer, General Partner von 42CAP, „sie wird die Digitalisierung beschleunigen.“ Was wiederum scoutbee nützen würde, die Meyer „sehr gut aufgestellt“ sieht: viele große Marken unter den Kunden, starke Finanzierungsrunden.

Sammeln und Verarbeiten von Daten

Team Scoutbee

scoutbee beschäftigt derzeit 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standorten Berlin, Würzburg und Arlington (USA).

Daten bilden die Basis der steilen Entwicklung des Start-ups. In der Datenbank DeepSee sind die Informationen von neun Millionen Lieferanten gespeichert. Die künstliche Intelligenz des Unternehmens bezieht und verarbeitet unentwegt Informationen über Lieferbeziehungen aus mehr als 1.000 unterschiedlichen Quellen. Das Ergebnis: „Wir wissen, welcher Lieferant für welchen Kunden relevant ist“, sagt Heinrich.

Sucht eine Firma einen Zulieferer – oder umgekehrt –, muss sie nur einige wenige Angaben machen. Das Matchmaking erledigt die Software. Auf diesem Gebiet „sind wir Weltmarktführer“, sagt Stühler. Die passende Kombination von Bezieher und Lieferant zu finden, dieser Ansatz unterscheide sie von Google. Dort kann man sich obere Plätze auf der Trefferliste kaufen.

Die scoutbee-Chefs glauben nicht, dass die Corona-Krise zu dauerhaften grundsätzlichen Veränderungen der globalen Vernetzungen führen wird. „Die weltweiten Lieferketten werden sich nicht automatisch als Resultat der aktuellen Krise ändern“, sagt Stühler. Gerade deswegen müssten Unternehmen aus der momentanen Situation lernen. Diese zeige, dass die Supply Chain ein kritisches Gut sei. „Unternehmen müssen jetzt Vorbereitungen für die Zeit nach Covid-19 treffen“, fügt er hinzu, „mit scoutbee bieten wir eben jene Flexibilität und Transparenz in der Supply Chain und finden entweder alternative neue Lieferanten als Benchmark und Second Source oder offenbaren unbekannte Fähigkeiten von bestehenden Partnern.“

Die Einsicht, dass es eine zweite Ebene bei der Produktbeschaffung geben müsse – im vorliegenden Fall eine Alternative zur marktdominierenden Rolle chinesischer Firmen bei der medizinischen Ausrüstung –, werde wachsen, prophezeit Heinrich.

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Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 21. April 2020.