Pressemitteilung vom 06.09.2016 / KfW, KfW Research

KfW-Konjunkturkompass Eurozone:

Politische Unsicherheiten verzögern kraftvollen Aufschwung

  • Wirtschaftswachstum bleibt trotz leichter Abkühlung im zweiten Quartal auf Kurs
  • KfW Research erhöht Prognose für 2016 auf 1,5 %
    (zuvor: 1,3 %), für 2017 auf 1,4 % (1,1 %)
  • Konjunkturrisiko „Brexit“ noch nicht vom Tisch
  • Divergenzen zwischen Euroländern nehmen wieder zu

Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone bleibt auf Kurs: Das erste Halbjahr 2016 gehört – trotz der bereits erwarteten Abkühlung im zweiten Quartal – zu den stärkeren seit der Finanzkrise. Ein grundlegender Stimmungsumschwung in der Wirtschaft nach dem Brexit-Votum ist bisher nicht erkennbar, auch wenn daraus folgende Risiken für die Konjunktur noch lange nicht vom Tisch sind. KfW Research korrigiert seine Wachstumsprognosen für die Eurozone sowohl für dieses als auch für das nächste Jahr nach oben: Für 2016 wird nun ein Plus von 1,5 % (Vorprognose: 1,3 %) erwartet, für 2017 von 1,4 % (1,1 %).

„Die Eurozone befindet sich weiter in einer vorsichtigen Aufschwungphase“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. „Allerdings weht ihr derzeit wieder ein heftigerer Wind entgegen – auch jenseits des Brexit.“ Zahlreiche politische Unsicherheiten dämpfen die wirtschaftliche Entwicklung, etwa die Lage in der Türkei, die nach wie vor angespannte Situation in der Ukraine, die noch immer ungeklärte Regierungsbildung in Spanien oder das anstehende Referendum in Italien. „Die Hoffnung, dass Investitionen den Konsum als Wachstumstreiber schrittweise ablösen und ein kraftvoller, selbsttragender Aufschwung in Gang kommt, wird sich vorerst nicht erfüllen“, so Zeuner.

Das robuste Wachstum in der Währungsunion insgesamt verdeckt wieder zunehmende Divergenzen auf Länderebene. Unter den großen Volkswirtschaften wuchsen Deutschland und vor allem Spanien sehr dynamisch, Frankreich und Italien stagnierten. „Zu Jahresbeginn sah es mit der für den Euroraum wichtigen Konvergenz noch gut aus, Wachstumsraten glichen sich an. Damit ist es vorerst wieder vorbei“, kommentiert Zeuner.

Während die enttäuschende Entwicklung in Frankreich zum Teil Einmaleffekten aufgrund der heftigen Streiks im Mai / Juni zuzuschreiben sein dürften, gibt Italien mehr Anlass zur Sorge. Die dortige Stagnation spiegelt die aktuelle Lage der Wirtschaft wider. Das Land kämpft weiter mit den Altlasten einer mehr als dreijährigen Rezession. Inzwischen hat die Erholung auf dem Arbeitsmarkt an Kraft verloren, die Investitionen liegen weiter fast 30 % unter dem Vorkrisenniveau von 2008 und die Wirtschaft generiert seit 20 Jahren nahezu keine Produktivitätsfortschritte. Vermächtnis der Krise ist darüber hinaus ein großer Bestand an ausfallgefährdeten Krediten und ein angeschlagener Bankensektor. Hierzu Zeuner: „In Italien kommen viele Probleme zusammen. Mit den Reformen hat das Land aber den richtigen Weg eingeschlagen.“

Den aktuellen KfW-Konjunkturkompass Eurozone finden Sie unter: www.kfw.de/research.

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