Energie und Umwelt
Schwerindustrie unter StromBei der Fritz Winter Eisengießerei wird Eisen zu großen Teilen in hochmodernen elektrischen Tiegelöfen geschmolzen – das ist europaweit einzigartig. Das geförderte Millioneninvestment macht das Unternehmen klimafreundlicher und verschafft ihm einen klaren Wettbewerbsvorteil. Ein Beispiel dafür, dass mit gezielter Förderung der Standort Deutschland auch für die Schwerindustrie wettbewerbsfähig bleibt.
Zuerst kamen die Bagger – Platz schaffen für den Wandel. Ein 16 Meter tiefes Loch klaffte danach auf dem Gelände der Eisengießerei Fritz Winter. Innerhalb eines Jahres entstand an seiner Stelle ein modernes Gebäude, das sich schon äußerlich deutlich vom übrigen Gelände abhebt. Hier in der neuen Ofenanlage wird, wie auch im restlichen Werk, Eisenschrott eingeschmolzen, aus dem unter anderem Motorblöcke für Lastkraftwagen hergestellt werden. Doch in der neuen Anlage bringt Strom das Eisen zum Schmelzen – ein Unterschied mit weitreichenden Folgen für Umwelt, Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsbedingungen vor Ort.
„Wir wollen kein fossiler Dinosaurier sein“, sagt Thomas von Reth, Leiter der Entwicklung von Fritz Winter. Deshalb hat Deutschlands größte Eisengießerei zuletzt über 23 Millionen Euro investiert und die Produktion modernisiert: Zwei neue elektrische Duomelt-Tiegelöfen ersetzen nun einen alten, mit Koks und Erdgas betriebenen Kupolofen.
Die neue Technik bietet Chancen durch geänderte Prozesse. In einem Kupolofen spielt Koks eine doppelte Rolle: als Brennstoff und Kohlenstofflieferant. Denn im Gusseisen muss eine gewisse Menge an Kohlenstoff enthalten sein, um die gewünschten Materialeigenschaften zu erhalten. Durch den im Koks enthaltenen Schwefel kann das entstandene Flüssigeisen aber nicht für hochfeste Gusslegierungen verwendet werden.
In den neuen, elektrisch betriebenen Tiegelöfen können zum einen durch sorgfältige Mischung verschiedener Schrottsorten und durch Kohlenstoffzugabe die gewünschten Materialeigenschaften eingestellt werden, zum anderen ist die schwefelarme Schmelze sehr gut für hochfeste Legierungen verwendbar.
Unterstützt hat das jüngste Elektrifizierungsvorhaben die KfW – im Rahmen der Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (Programm 295, Modul 4) mit einem Kredit über 16 Millionen Euro und einem Tilgungszuschuss von rund 3,7 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.
Die Auswirkungen sind erheblich: Schon jetzt kann Fritz Winter mit dem Energieträgerwechsel zu Strom 25 Prozent seines CO₂-Ausstoßes pro Jahr einsparen. Dieser Wert wird sich bei zukünftigem Einsatz von erneuerbarem Strom noch weiter erhöhen. Auch der Koks- und Erdgasverbrauch am Standort sank. Wichtige Schritte auf dem Weg zur CO₂-Neutralität, die das Unternehmen bis Mitte des Jahrhunderts anstrebt.
Dabei geht die Transformation weit über die neuen Öfen hinaus: Fritz Winter plant eine eigene Wasserstoffproduktion, speist Prozesswärme ins Nahwärmenetz und arbeitet an weiteren Maßnahmen zur Dekarbonisierung und Ressourceneffizienz
„Für uns bedeutet die grüne Transformation auch Arbeitsplatzsicherung hier im hessischen Stadtallendorf“, erklärt von Reth. „Als Familienunternehmen in dritter Generation denken wir langfristig und es ist uns sehr wichtig, am Standort Deutschland zu investieren.“
Die neue Produktionsweise lohnt sich für Fritz Winter. Nicht nur verringern sich die Energiekosten um fast fünf Millionen Euro jährlich. Immer mehr Kunden aus der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie fragen klimafreundlichere Produktionsmethoden aktiv nach.
„Unsere Kunden schätzen die Transparenz und Verantwortung, die wir zeigen“, sagt von Reth. Nachhaltig produzierter Eisenguss wird zunehmend zum Wettbewerbsvorteil – auch auf internationalen Märkten.
Dass diese Umstellung möglich war, ist nicht zuletzt der Förderung zu verdanken, meint von Reth:
„Ohne die Unterstützung der KfW hätten wir hier ein echtes Thema gehabt.“
Förderprogramme wie die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz ermöglichen es Unternehmen, Investitionen in eine klimafreundliche Zukunft zu tätigen und gleichzeitig wirtschaftlich zu bleiben.
Fritz Winter zeigt, dass sich auch energieintensive Industrie in Deutschland erfolgreich transformieren kann – wenn Mut, Innovationsbereitschaft und passende Fördermöglichkeiten zusammenkommen.
„Für mich ist das persönlich auch ein Beitrag dazu, meinen Kindern eine lebenswerte Welt zu hinterlassen“,
sagt Thomas von Reth. Stadtallendorf sendet damit ein Signal weit über Deutschland hinaus: Die Schwerindustrie kann grün werden – und stark bleiben.
Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz
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