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Pressemitteilung vom 25.02.2022 / KfW

KfW-Konjunkturkompass: Aufschwung mit vielen Risiken

  • Omikron-Welle verhagelt den Jahresauftakt
  • KfW Research erwartet für 2022 Anstieg des deutschen BIP um 3,2 %, 2023 um 2,9 % / Eurozone 2022 bei 3,6 %, 2023 bei 2,7 %
  • Konjunkturrisiken sind die Folgen der Eskalation des Russland-Ukraine-Konflikts, eine Verstetigung der zu hohen Inflation, die Pandemie sowie anhaltende Lieferkettenprobleme.

Nachdem die deutsche Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2021 vor allem aufgrund der Delta-Welle mit zahlreichen schweren Covid-Fällen um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal geschrumpft ist, verhagelt die Corona-Pandemie auch den Jahresauftakt 2022. Auch wenn jetzt große Öffnungsschritte anstehen, erforderte die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante in weiten Teilen des ersten Quartals weiterhin Eindämmungsmaßnahmen, die vor allem die kontaktintensiven Dienstleister treffen. Zahlreiche Arbeitsausfälle dürften das Wachstum von Januar bis März ebenfalls etwas beeinträchtigen, denn allein durch die gemeldeten Infektionen fallen im Quartalsmittel etwa 1 % der Erwerbstätigen aus. Insgesamt ist im Auftaktquartal mit einer allenfalls geringfügig wachsenden Wirtschaftsleistung zu rechnen, gefolgt von einem kräftigen Aufholwachstum im Frühling und Sommer. Für 2022 geht KfW Research insgesamt von einem Wachstum von 3,2 % aus. 2023 dürfte die deutsche Wirtschaft um 2,9 % zulegen. Der russische Angriff auf die Ukraine zählt zu den akutesten Konjunkturrisiken, neben der weiteren Pandemieentwicklung in Europa und mit Blick auf die Lieferketten gerade auch in China sowie eine mögliche Verstetigung der zu hohen Inflation.

„Über der weiteren wirtschaftlichen Erholung in Deutschland und dem Euroraum hängt das Damokles-Schwert der Aggressionen Russlands sowie der darauf folgenden Sanktionen“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Ein offener Krieg in der Ukraine hat vor allem dramatische humanitäre und geopolitische Konsequenzen – und wird auch die Energiepreise und die Inflation im Euroraum weiter nach oben treiben. Gerade Deutschland, das etwa 14 % seines Energieverbrauchs allein mit russischem Gas abdeckt, wäre stark betroffen. Neben einer moderaten Belastung der Wirtschaftsleistung durch den Kaufkraftverlust wird auch die energieintensive Produktion beeinträchtigt, insbesondere wenn es zu einer Rationierung der Energieversorgung käme. Letztendlich ist der Effekt auf die deutsche und europäische Wirtschaftsleistung aktuell noch kaum abschätzbar. Von einer erneuten Rezession bis zu einem Wachstum von rund 3 % ist aktuell noch alles möglich.“

Die für Ende März geplante Aufhebung der allermeisten Covid-Eindämmungsmaßnahmen in Deutschland wird immerhin die pandemiegeplagten Dienstleistungsbranchen beflügeln, wo das Aufholpotential noch immer groß ist. Viel Luft nach oben hat außerdem das Verarbeitende Gewerbe, dessen Auftragsbestände bei einer kräftigen Nachfrage und gleichzeitig durch Materialengpässe gehemmten Produktion im vergangenen Jahr monatlich neue Rekordstände erreicht haben. Ausgehend von einer abnehmenden pandemiebedingten Einschränkung der globalen Produktion und Warenlogistik, einer Rückverschiebung des Konsums hin zu Dienstleistungen sowie den schon erfolgten Erweiterungsinvestitionen bei den Herstellern knapper Vorprodukte dürften sich die Materialengpässe im Jahresverlauf soweit bessern, dass auch vom Verarbeitenden Gewerbe ein deutlicher Wachstumsschub kommt. Vorausgesetzt wird dabei aber, dass die Energieversorgung trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine gesichert bleibt. Laut einer EZB-Schätzung würde eine Rationierung der Gasversorgung um 10 % die Bruttowertschöpfung in Deutschland, das 2020 etwa 58 % der Gasversorgung aus Russland bezog, um etwa 0,7 % verringern.

Alles in allem erwartet KfW Research, dass die deutsche Wirtschaft 2022 mit +3,2 % stärker wächst als 2021 (+2,9 %). Auch 2023 wird nochmals eine hohe Wachstumsrate von 2,9 % (kalenderbereinigt: 3,0 %) ausgewiesen, allerdings bei deutlich abflachenden Quartalswachstumsraten.

Der Euroraum beginnt das laufende Jahr durch ein deutlich höheres Wachstum Ende 2021 mit einem doppelt so großen statistischen Überhang wie Deutschland. Unter dem Strich ist für die Eurozone daher auch im laufenden Jahr ein höheres Wachstum zu erwarten. KfW Research rechnet für 2022 mit einem Anstieg des BIP von 3,6 %, gefolgt von 2,7 % im Jahr 2023.

Zu den akuten Konjunkturrisiken für Deutschland und den Euroraum gehört neben dem Konflikt mit Russland und einer sich verstetigenden Inflation auch weiterhin die Pandemie. „Es ist immer noch möglich, dass sich wieder virulentere Varianten durchsetzen oder neue schwerwiegende Infektionswellen mit der Delta-Variante entstehen. Mit der rechtzeitigen Vorbereitung der nächsten Boosterkampagnen und der Einführung einer allgemeinen Impfpflicht, zumindest für die ältere Bevölkerung, hat es die Politik in der Hand, das Risiko von vielen schweren Verläufen, überlasteten Intensivstationen und erneuten Rückschlägen für viele Gewerbetreibende zu minimieren“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib.

Der aktuelle KfW-Konjunkturkompass ist abrufbar unter:

www.kfw.de/konjunkturkompass

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