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Klimaschutz

Klimaschutz

Wir können Klima

Eine Papierfabrik nutzt Abwärme. Private Haushalte setzen auf Solarkraft. Hotels bauen auf intelligente Heizungstechnik. Drei Beispiele für erfolgreichen Klimaschutz.

Illustration von Dr. Jan Klingele

Dr. Jan Klingele ist Geschäftsführender Gesellschafter der Klingele Paper & Packaging Group in Remshalden in Baden-Württemberg.

Mit Volldampf ins Grüne

Die Klingele Paper & Packaging Group produziert seit 1920 Verpackungen aus Wellpappe. Als geschäftsführender Gesellschafter stehe ich unserem auf drei Kontinenten agierenden Familienunternehmen in dritter Generation vor. Transport- und Verkaufsverpackungen aus Wellpappe sind ein sehr nachhaltiges Produkt. Die Wellpappe wird zu über 95 Prozent recycelt, der Rest baut sich biologisch ab. Damit rückt die Wellpappe in Zeiten wachsender Kritik an der Flut von potenziell umweltschädlichen Plastikverpackungen mehr und mehr in den Fokus. Allerdings: Die Herstellung erfordert viel Energie, in erster Linie Strom und Wärme zum Trocknen des Wellpappenpapiers. Der Energieeinsatz gehört deshalb zu den Kernfragen unserer Branche.

Wir setzen schon lange auf eine energieeffiziente Produktion. In den vergangenen 20 Jahren haben wir unseren Energieverbrauch schon um ein Drittel gesenkt. Dabei nutzen wir erneuerbare Energie aus betriebseigenen Biomasse-, Biogas- und Photovoltaikanlagen sowie einem Windrad. Unvermeidbare CO₂-Emissionen können unsere Kunden mit der Unterstützung von Klimaschutzprojekten kompensieren.

Im ostfriesischen Weener betreibt die Klingele-Gruppe neben der Papierfabrik sogar ein eigenes Kraftwerk. Es erzeugt Dampf und elektrische Energie durch die thermische Verwertung von Ersatzbrennstoffen. Den im Kraftwerk erzeugten Dampf verwenden wir in der Papierfabrik zum Trocknen des Papiers. Mit dem Dampfüberschuss wird mittels zweier Twin-Turbinen Strom für den Eigenbedarf produziert. Gegenwärtig investieren wir mithilfe eines KfW-Kredits aus dem Programm „Bundesförderung für Energieeffizienz in der Wirtschaft“ rund 8,3 Millionen Euro in den Austausch der Turbinen. Mit der neuen, effizienteren Turbine stehen uns künftig bei gleichbleibender Dampfmenge rund 26.000 Megawattstunden zusätzlicher Strom zur Verfügung.

So sparen wir 14.000 Tonnen CO₂ pro Jahr ein und senken die Energiekosten um 1,5 Millionen Euro. Das ist der Beweis, dass sich Investitionen in den Klimaschutz lohnen!

Illustration von Nejib Sayari

Nejib Sayari ist Direktor für Elektrizitätsprojekte bei der Société Tunisienne de l’Electricité et du Gaz in Tunis, Tunesien.

Zukunftstechnik für die Wüste

Erneuerbare Energien sind für Tunesien zukunftsrelevant. Wir verringern damit den Ausstoß von Treibhausgasen und wirtschaften nachhaltiger; wir stellen unseren Kunden preiswerten Strom zur Verfügung, was auch zur Schaffung neuer Arbeitsplätze führen kann; und wir machen uns auf dem Energiesektor weniger abhängig von Importen. Die staatliche Société Tunisienne de l’Electricité et du Gaz (STEG) ist der wichtigste Strom- und Gasversorger des Landes. Tunesiens Strom wird zu 96 Prozent in Gaskraftwerken produziert. 50 Prozent des von uns benötigten Erdgases müssen wir importieren, es kommt überwiegend von unserem algerischen Nachbarn.

Doch wir haben uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Bis 2030 sollen 30 Prozent unserer Elektrizität aus erneuerbaren Quellen kommen, vor allem wollen wir Sonne und Wind nutzen. Mit einem Kredit der KfW Entwicklungsbank im Auftrag der deutschen Bundesregierung über 23 Millionen Euro baut die STEG die zwei ersten Solarkraftwerke Tunesiens. Sie stehen im Süden des Landes in der Nähe der Wüstenstadt Tozeur. Hier scheint so gut wie immer die Sonne, hier regnet es fast nie. Tozeur 1 ging mit seinen zehn Megawatt 2019 in Betrieb, Tozeur 2 folgt mit der gleichen Leistung im Sommer 2020. Mit diesen 20 Megawatt decken wir rund ein Drittel des Strombedarfs der 110.000 Menschen des Gouvernements Tozeur.

Der Bedarf an umweltverträglicher Energie wächst stark. Jedes Jahr steigt der Stromverbrauch Tunesiens um fünf Prozent. Auch deshalb wollen wir die stetig gewachsene Zusammenarbeit mit der KfW im Sektor der Erneuerbaren fortsetzen und mit weiteren Großprojekten ausbauen. So wird in Tozeur mithilfe Deutschlands ein Batteriespeicher entstehen. Auch Tunesiens erstes Pumpspeicherkraftwerk mit einer Leistung von 400 Megawatt sowie Windkraftanlagen planen wir gemeinsam. All das mit dem Ziel, Tunesiens Energiemix zu diversifizieren und die Versorgungssicherheit zu verbessern.

Illustration von Alexander Spisla

Alexander Spisla ist Geschäftsführer der Betterspace GmbH in Ilmenau in Thüringen.

Kontrolle ist besser

Die Digitalisierung hält zunehmend auch im Hotel- und Gaststättengewerbe Einzug. Für Hotelbetreiber bietet sie eine große Chance, energieeffizienter und damit nachhaltiger zu wirtschaften. Als Betterspace GmbH mit Sitz in Ilmenau und Kassel verstehen wir es als unsere Aufgabe, die digitale Transformation in der Hotelbranche voranzutreiben. Eines unserer Kernprodukte ist dabei die intelligente und personalunabhängige Heizungssteuerung better.energy.

Better.energy ermöglicht es Hotelbetreibern, über ihre Hotelsoftware die Temperaturen in den Gästezimmern zu regulieren. Das System erkennt etwa, ob ein unbelegtes Zimmer beheizt wird oder ob bei laufender Heizung Fenster im Raum geöffnet sind. Mit better.energy lassen sich Räume auch vorheizen, damit es bereits bei der Ankunft der Gäste angenehm warm ist. Mittels der digitalen Gästemappe auf dem In-Room-Tablet, die ebenfalls zu unserem Portfolio gehört, können die Besucher dann die Temperatur im Zimmer nach ihrem Wunsch individuell fein justieren. Unsere Raumsteuerung senkt auch den Energieverbrauch beim Betrieb von Klimaanlagen, das ist gerade für unsere Kunden in südeuropäischen Ländern ein wichtiger Aspekt.

Das Hotelgewerbe ist eine sehr energieintensive Branche. Je nach Größe und Ausstattung des Betriebs müssen zwischen fünf und sieben Prozent des Bruttoumsatzes für Energiekosten aufgebracht werden. Der Energieverbrauch gehört damit in der Hotellerie zu den bedeutenden Kostenfaktoren. Studien, die wir in ausgewählten Häusern durchgeführt haben, und Beispiele aus der Praxis belegen, dass die Hotels ihre Energiekosten durch den Einsatz von better.energy um bis zu 31 Prozent senken können – und das bei einem zusätzlichen Komfort für den Kunden.

Unsere Vision vom smarten Hotel mit digitalen Lösungen verbindet Innovation und Klimaschutz. Dafür sind wir 2016 auch mit dem KfW Award Gründen für das Land Hessen ausgezeichnet worden.

Auf KfW Stories veröffentlicht am: 10. September 2020.