Die Flensburger Brauerei setzt auf energieeffiziente Technologien. Mit Hilfe von KfW-Krediten hat sie die Produktion jetzt ein weiteres Mal modernisiert. Das zahlt sich aus – für die Umwelt und für den Betrieb.
Die mit dem Plop
Warum die Traditionsbrauerei auf Energieeffizienz setzt (KfW Bankengruppe/bp Content).
Das Konzert beginnt pünktlich um 9 Uhr. Die Abfüllanlage schlägt den Takt. Die Flaschenreinigungsmaschine brummt im Hintergrund. Und auf den Förderbändern klimpern die kleinen braunen Bügelflaschen, um die sich hier alles dreht.
Volker Carstens blickt von einer Galerie auf das chromblitzende Maschinen-Orchester hinab. Er sieht zufrieden aus. „Läuft alles nach Plan“, sagt der 53-jährige Energiebeauftragte der Flensburger Brauerei. Auf seinen Hemdkragen ist der wohl kürzeste Claim der Welt aufgedruckt: „plop’“.
Der Plan sieht vor, dass sie die nagelneue „Linie 4“ hier bald in Betrieb nehmen. Jetzt steht noch ein Handwerker auf einer Hebebühne und klinkt die letzten Schallschutzlamellen an der Decke ein. Und unter ihnen prüfen Techniker und Ingenieure Wasserdruck, Motorenleistung oder pH-Werte der Maschinen. Hier sollen künftig an fünf Tagen rund um die Uhr die Flaschen über die Bänder laufen. 40.000 Stück stündlich, die wenig später in dunkelblauen Kisten vom Hof rollen.
Vor allem in Norddeutschland mag man sein Pils am liebsten herb, doch „Flens“ geht längst weltweit über den Tresen. „Wir exportieren in rund 40 Länder“, sagt Carstens. Selbst in den USA und in China macht es „plop'“.
Es ist diesem Erfolg, aber auch dem erweiterten Sortiment geschuldet, dass die vorhandenen Abfülllinien zuletzt an ihre Grenzen stießen. Neben „Flensburger Pilsener“, das hier seit 1922 gebraut wird, finden sich zwölf weitere Produkte im Sortiment – andere Biersorten wie Weizen oder Helles, aber auch alkoholfreie Getränke wie Malz oder Fassbrause.
Der Gesamtabsatz der Brauerei ist von rund 437.000 Hektolitern im Jahr 2011 auf mehr als 520.000 Hektoliter (Marke Inland) im Jahr 2015 gestiegen. „Es war klar, dass wir an dieser Stelle investieren müssen“, sagt Hans-Peter Heyen, der die technische Geschäftsführung innehat. Zusammen mit Andreas Tembrockhaus, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, leitet er das nach wie vor konzernfreie Unternehmen.
Ein Engpass in der Produktion sollte durch Umzüge und Umbauten im Haus gelöst werden. Vor allem der Umbau der Halle, in der jetzt die „Linie 4“ getestet wird, stellte die Architekten vor eine Herausforderung. Sie wurde 1980 errichtet, diente seit geraumer Zeit als Lager. „Daraus eine Produktionshalle zu machen, hieß, sie von Grund auf zu modernisieren“, so Carstens. Allein schon wegen der Anforderungen an Lebensmittel- und Arbeitssicherheit. Von Raumtemperatur bis Luftfeuchtigkeit, von Schalldämmung bis Beleuchtung: Für alles gibt es sinnvolle Vorschriften. Hinzukamen die Ansprüche der Brauerei an sich selbst.
„Wir haben uns dazu verpflichtet, unsere Energieeffizienz zu verbessern.”
„Wir haben uns im Rahmen der ISO-50001-Norm dazu verpflichtet, ein Energiemanagement aufzubauen, um unsere Energieeffizienz systematisch zu verbessern“, sagt Volker Carstens. Bereits 2013 hatte die Brauerei mit Hilfe eines zinsgünstigen KfW-Kredits von einer Million Euro ein eigenes Blockheizkraftwerk installiert. Es liefert seither 410 Kilowatt Strom pro Stunde und 550 Kilowatt Abwärme, mit denen die Flaschenreinigungsanlage versorgt, das Brauwasser erwärmt und im Winter sogar die Heizung unterstützt wird.
Tradition an der Küste
Das denkmalgeschützte Haupthaus der Flensburger Brauerei wurde 1888 erbaut. Das 1919 als Flensburger Brauereien AG gegründete Unternehmen beschäftigt heute190 Mitarbeiter und produziert rund 520. 000 Hektoliter Biere und alkoholfreie Getränke (Marke Inland) im Jahr.
Die Finanzierung der neuen Halle stemmte die Flensburger Brauerei über ihre Hausbank, die NORD/LB, ebenfalls in Kooperation mit der KfW, denn die Modernisierung umfasste eine Dachdämmung und eine moderne Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Insgesamt rund 714.000 Euro erhielt die Brauerei für diese Investitionen aus dem KfW-Energieeffizienzprogramm Energieeffizient Bauen und Sanieren.
„In unseren Produktionshallen brauchen wir eine stete Frischluftzufuhr. In Zukunft geht dabei nicht mehr so viel Energie verloren“, sagt Volker Carstens. Er hat kalkuliert, dass die Modernisierung dem Betrieb hilft, künftig rund 30 Tonnen CO₂ im Jahr zu sparen.
Im Zuge der Planungen geriet ein weiteres Sparpotenzial ins Visier: die Förderanlage, die Produktions- und Lagerhallen miteinander verbindet. Sie befindet sich in einem rund 70 Meter langen Tunnel, der quer unter einer Straße verläuft. „Die Anlage war in die Jahre gekommen“, so Carstens. Die Lösung: neue Förderbänder, effiziente Motoren und intelligente Steuerungstechnik. Ein Kredit über knapp 700.000 Euro, den die Brauerei im Rahmen des KfW-Energieeffizienzprogramms Produktionsanlagen/-prozesse beantragte, schuf Fakten.
Die neue Anlage ist bereits in Betrieb und verbraucht bis zu 30 Prozent weniger Strom als die alte. Eine Einsparung, die sich auszahlen wird, schließlich ist das Förderband so etwas wie die Hauptschlagader des Betriebs: Es transportiert in jede Richtung rund 7,5 Millionen Kisten im Jahr. „Investitionen in Energieeffizienz sind für uns immer beides: betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung – und ein Beitrag zum Umweltschutz“, sagt Geschäftsführer Hans-Peter Heyen.
Veröffentlicht auf KfW Stories am: Dienstag, 21 März 2017
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 7: Nachhaltige und moderne Energie für alle
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Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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