Aufnahmen einer Wärmebildkamera von einer Industriewaschanlage

    Die Prozessoptimierer - Forschung für ein Maximum an Energieeffizienz

    Hohe Energiepreise setzen das produzierende Gewerbe unter Druck. Wer weniger Energie verbraucht, hat deshalb einen klaren Wettbewerbs­vorteil. In der ETA-Fabrik wird in kleinem Maßstab die Produktion in einer Fabrik abgebildet. So erprobt eine interdisziplinäre Forschungs­gruppe unter realen Bedingungen, welche Kopplungen und Einsparungen möglich sind. Die Modell­fabrik vernetzt dabei alle Teil­systeme. Am Ende steht ein greifbarer Erfolg: Bis zu 45 Prozent weniger Energie­verbrauch sind möglich, wenn Unternehmen auf eine geschickte thermische Vernetzung setzen.

    Energieströme im Fertigungsprozess analysieren

    Zerspanen, reinigen, wärme­behandeln: Das Forschungs­team der ETA-Fabrik nimmt eine für die Metall­verarbeitung typische Prozess­kette unter die Lupe. Das Ziel: ein Bauteil mit so wenig Primär­energie wie möglich zu fertigen.

    • Das Problem: Die Industrie verbraucht einen Löwen­anteil der Energie in Deutschland (29 %)
    • Der Lösungsansatz: Die ETA-Fabrik optimiert und vernetzt Anlagen und Gebäude für ein Maximum an Energie­effizienz in der Produktion
    • Wissenstransfer: Workshop-Angebote für interessierte Unternehmen
    • Praxistransfer: Zielgerichtete Anwendung der Forschungs­erkenntnisse in der industriellen Praxis
    • Geringer Aufwand: Auch mit geringem finanziellem Einsatz lassen sich Ein­sparungen erzielen
    • Das Transferangebot der ETA-Fabrik: Beratung, Bewertung und Begleitung der Effizienz­maßnahmen im Betrieb

    Energieoptimierter Betrieb: 45 % Energieeinsparung

    In der Modellfabrik sind Produktions­maschinen und Fabrik­gebäude thermisch vernetzt. Das spart jede Menge Energie. Der Clou: thermische Netze auf drei Temperatur­niveaus.

    • Kaltwassernetz (12–20 Grad) kühlt Werkzeug­maschinen und Schwung­massenspeicher - und im Sommer das Gebäude
    • Warmwassernetz (30–40 Grad) kühlt Druckluft­kompressor und DC-Schalt­schrank, beheizt das Gebäude im Winter
    • Heißwassernetz (60–85 Grad) mit integrierter Abwärme­nutzung aus dem Abgas des Härteofens. Beheizt Reinigungs­maschinen und im Winter das Gebäude
    • Zusätzlich wird Kälte erzeugt mithilfe von: Wärme­pumpe, Absorptions- und Kompressions­kältemaschine sowie Gebäude­fassade
    • Zusätzliche Wärme stammt aus zwei Blockheiz­kraftwerken, Gasbrennwert­kessel, Wärme­pumpe und Power-to-Heat-Heizelementen
    • Als Zwischenspeicher dienen Vakuum­superisolierte Schicht­ladespeicher (Heißwasser) und High-Volume-Fly-Ash-Betonspeicher (Kalt- und Warmwasser)

    Die Fabrik der Zukunft, die schon jetzt existiert

    Frontansicht der ETA-Modellfabrik

    Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Darmstadt haben Optimierungen für typische Abläufe der industriellen Fertigung ausgelotet. Das Ergebnis ist so klar wie beeindruckend: In der industriellen Fertigung lassen sich 45 % der Energie durch Energieeffizienz­maßnahmen einsparen.

    Ein Schritt, den viele Unternehmen dennoch nicht gehen. „Unternehmen sind sich ihrer Möglich­keiten oft nicht bewusst und scheuen die Kosten. Das ist eine Hürde“, sagt Thomas Kohne. Er ist wissen­schaftlicher Mitarbeiter an der ETA-Fabrik. ETA steht für „Energie­technologien und Anwendungen in der Produktion“.

    Thermische Vernetzung von Gebäude- und Produktionsanlagen

    In der exemplarischen Prozesskette der ETA-Fabrik erzeugt der Wärme­behandlungsofen am meisten Abwärme. Sie wird genutzt, indem sie über einen Abgaswärme­tauscher Wasser für die Reinigungs­maschine erhitzt.

    Die Energie für das Heiß­wasser der Reinigungs­maschine könnte natürlich auch von anderen Maschinen kommen, die etwas weniger Abwärme produzieren, zum Beispiel von der Werkzeug­maschine. Dann müsste aber eine Wärme­pumpe eingebunden werden, um die erforderliche hohe Temperatur zu erreichen.

    Im Gegensatz zur Reinigungs­maschine muss eine klassische Werkzeug­maschine gekühlt werden. Dies geschieht über eine Kompressions­kälteanlage, die ebenfalls Abwärme erzeugt. Und mit dieser wird wiederum Wasser für das Warm­wassernetz erhitzt.

    Durch diese simple Vernetzung sinkt der Primärenergie­verbrauch erheblich. Die Werkzeug­maschine braucht 38 %, die Reinigungsmaschine 44 % und der Wärme­behandlungsofen 52 % weniger Energie als ohne thermische Vernetzung.

    Selbst die Gebäudehülle ist thermisch aktiviert

    Die größte Besonderheit steckt in den Wänden, in denen spezielle Kapillar­rohrmatten verbaut sind, die Wasser führen. Dank der thermischen Netze kann mit der Abwärme über die Wände geheizt werden.

    Gegenüber bestehenden Fabriken hat die ETA-Modellfabrik einen riesigen Vorteil: Sie wurde – auch im übertragenen Sinn - auf die grüne Wiese gebaut. Die Integration der Gebäude­hülle konnte direkt mitgedacht werden – genau wie die licht­durchlässige Glasfront. Aber auch wenn eine Fabrik bereits besteht, ist ganz viel möglich, betont Kohne.

    Auf der Internetseite der ETA-Fabrik haben die Forscher einige Best-Practice-Beispiele gesammelt. Wer sich für den Schritt entscheidet, wird auch mit den Kosten nicht allein gelassen: Für Energieeffizienz­maßnahmen existieren zahlreiche staatliche Förderungen.

    Passende Förderung finden

    Die KfW fördert Investitionen in den Klima­schutz. Mit wenigen Klicks finden Sie das passende Produkt für Ihr Vorhaben.

    Weitere Fallbeispiele

    Den Energieflüssen auf der Spur

    Vier Forscher messen bei der Heidel­berger Druck­maschinen AG, wann und wo Energie unnötig verbraucht wird.

    Kraft-Wärme-Kopplung in Bestform

    Rolls Royce Power Systems hat die Wärme­versorgung optimiert und zahlt jetzt 30 % weniger für Energie.

    Wirkungsgrad von 90 Prozent

    Ein Furnierwerk nutzt Rest­holz aus der eigenen Produktion, um damit hoch­effiziente Wärme zu erzeugen.