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Pressemitteilung vom 29.12.2021 / KfW

KfW Research: Weiterbildung bei nur gut einem Drittel der Mittelständler

  • Coronakrise dämpft Aktivitäten der Unternehmen
  • Weiterbildungsausgaben 2020: 1.300 EUR pro Kopf, nur 10 Mrd. EUR insgesamt
  • Transformation zu digitaler und klimaneutraler Wirtschaft erfordert auch neue Weiterbildungskultur

Die Transformation zu einer digitalen und klimaneutralen Wirtschaft erfordert umfassende Anpassungen der beruflichen Qualifikationen. Die Unternehmen sind ein wichtiger Akteur sowohl in der dualen Ausbildung als auch in der betrieblichen Weiterbildung. Die Corona-Krise im Jahr 2020 war allerdings ein kräftiger Dämpfer des Weiterbildungsgeschehens, wie eine Analyse von KfW Research auf Basis des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels zeigt. Nur jedes dritte (36 %) der kleinen und mittleren Unternehmen hat seiner Belegschaft Weiterbildung ermöglicht. Vor der Krise hatte dieser Wert bei ca. 50–55 % gelegen.

Unter den 36 % Weiterbildungsunternehmen führten 24% selbst Weiterbildungen durch, 22 % übernahmen die Kosten externer Weiterbildung und 15 % stellten Beschäftigte für Weiterbildung von der Arbeit frei, wie die nie neue Analyse von KfW Research weiter zeigt. Von allen 32,5 Mio. Beschäftigten im deutschen Mittelstand hat im Jahr 2020 knapp ein Viertel (23 %) an betrieblicher Weiterbildung teilgenommen. Pro Weiterbildungsteilnehmer(in) haben die Firmen durchschnittlich 1.300 Euro ausgegeben. Die aggregierten Weiterbildungsausgaben des Mittelstands belaufen sich demnach auf ungefähr 10 Mrd. Euro. Diese Humankapitalinvestitionen liegen in der Größenordnung von ca. 5 % der gesamten mittelständischen Investitionen in Anlagen und Bauten (204 Mrd. Euro).

Ein Blick auf die Weiterbildungsquoten der einzelnen Bundesländer zeigt, dass die meisten nah am Bundesdurchschnitt liegen. Positive Ausnahmen sind die ostdeutschen Länder Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Hessen mit jeweils 40–42 %. Deutlich unterdurchschnittlich ist die Weiterbildungsquote im Norden: Hamburg und Schleswig-Holstein liegen bei 25 bzw. 27 %.

Fehlende IT-Kompetenzen bzw. Fachkräfte werden von den Unternehmen immer wieder als eines der häufigsten Digitalisierungshemmnisse genannt. Dementsprechend waren bei der großen Mehrheit der Weiterbildungsunternehmen im Jahr 2020 Digitalkompetenzen Inhalt der Weiterbildung (84 %). Bei der Hälfte nahmen sie sogar eine zentrale Rolle ein (49 %). Am häufigsten waren grundlegende Digitalkompetenzen wie z. B. die Bedienung von Computern und Standardsoftware Weiterbildungsgegenstand (bei 77 % der Weiterbildungsunternehmen). Fortgeschrittene Digitalkompetenzen wie Programmierkenntnisse und statistische Analysen wurden von knapp der Hälfte der weiterbildungsaktiven Mittelständler adressiert (47 %).

„Die Daten aus dem KfW-Mittelstandspanel zum Thema Weiterbildung sind eine Bestandsaufnahme inmitten der Corona-Krise. Es bleibt zu hoffen, dass sie einen Tiefpunkt markieren und die Weiterbildungsaktivitäten schnell wieder Fahrt aufnehmen“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Denn Weiterbildung wird im Strukturwandel immer wichtiger – für den individuellen Arbeitsmarkterfolg und für die Produktivität der gesamten Volkswirtschaft.“

Doch selbst eine zügige Rückkehr zum Vorkrisen-Niveau würde den aktuellen Herausforderungen nicht gerecht: Die Digitalisierung und die drängende Transformation zur Klimaneutralität verändern laufend die Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten. Ein entscheidendes Problem ist, dass der Weiterbildungssektor im Status quo zu unübersichtlich und informell ist, er weist Angebotslücken und zu geringe Teilnahme auf. „Für eine erfolgreiche Transformation zur digitalen und klimaneutralen Wirtschaft brauchen wir eine neue Weiterbildungskultur, wir brauchen systematische und hochwertige Weiterbildung in der Breite“, so Köhler-Geib. Hierfür müsse an drei Stellschrauben angesetzt werden: 1. Die Verbesserung des Angebots durch staatliche Mindeststandards und eine zentrale Rolle der Hoch- und Berufsschulen als Weiterbildungsanbieter. 2. eine erweiterte finanzielle Förderung, 3. die Schaffung zeitlicher Freiräume durch digitales Lernen und bessere Betreuungsinfrastruktur – für die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Bildung.

Die aktuelle Analyse ist abrufbar unter: www.kfw.de/fokus

Zum Datenhintergrund:

Die Analyse der Weiterbildungsaktivität im Mittelstand basiert auf regelmäßigen Sonderbefragungen im Rahmen des KfW-Mittelstandspanels. Es wird seit dem Jahr 2003 als Wiederholungsbefragung der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland durchgeführt. Es ist die einzige repräsentative Erhebung im deutschen Mittelstand und damit die wichtigste Datenquelle für mittelstandsrelevante Fragestellungen und Politikberatung. Der Befragungszeitraum der 19. Welle des KfW-Mittelstandspanels lief vom 15.02.2021 bis zum 25.06.2021. Für die Auswertungen zur Weiterbildung wurden Antworten von ca. 10.600 Unternehmen verwendet.

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Christine Volk

Pressestelle KfW Bankengruppe

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