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Pressemitteilung vom 14.10.2021 / KfW

KfW Research: Doppelt bis dreifach höhere Investitionen in IT und Digitalisierung nötig

  • Deutschland bei Anwendung digitaler Technologien international nur im Mittelfeld
  • Aufschließen zu anderen großen Ländern erfordert deutlich höhere Investitionen
  • Allein im Mittelstand jährlich 35 bis 50 Mrd. EUR für Digitalisierung erforderlich

Die digitale Transformation ist ein wichtiger Treiber für technologischen Fortschritt und Wachstum. Allerdings rangiert Deutschland bei der Anwendung digitaler Technologien in der Wirtschaft im EU-Vergleich bestenfalls im Mittelfeld und auch die Entwicklung solcher Technologien zählt nicht zu den Stärken des deutschen Innovationssystems. Um dieser schwachen Position Deutschlands nachzugehen, hat KfW Research untersucht, wie hoch die IT-Investitionen in Deutschland im internationalen Vergleich sind. Dabei zeigt sich, dass die Investitionen in Informationstechnologien bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland deutlich hinter jenen anderer großer, nach Wirtschaftskraft vergleichbarer Staaten zurückliegen. Um mit Ländern wie etwa Frankreich, Japan oder Großbritannien zumindest gleichzuziehen, müssten die jährlichen IT-Investitionen in Deutschland auf das Doppelte bis Dreifache – d.h. von zuletzt 49 Mrd. auf 100 bis 150 Mrd. EUR – steigen. Auch der deutsche Mittelstand gibt zu wenig für die Entwicklung und Anwendung digitaler Technologien aus. Um diese Entwicklung mitzugehen, müssen die Digitalisierungsausgaben im Mittelstand von 18 Mrd. EUR im Jahr 2019 auf 35 bis 50 Mrd. EUR pro Jahr zunehmen.

„Wir brauchen deutlich höhere Zukunftsinvestitionen in IT und Digitalisierung – und zwar jetzt“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Die Durchdringung von Wirtschaft und Gesellschaft mit Informationstechnologien sei zwar keine neue komplett Entwicklung, jedoch handele es sich bei der aktuellen Digitalisierungswelle um einen tief greifenden Prozess, der nicht nur einzelne Branchen erfasst, sondern zu starken Veränderungen sowohl in der gesamten Wirtschaft als auch der Gesellschaft führt. „Digitalisierung ist die wesentliche Triebfeder für künftiges Wirtschaftswachstum und steigenden Wohlstand. Auch in den Bereichen, in denen wir traditionell stark sind, wie Automobil-, Produktions-, sowie Umwelt- und Klimaschutztechnologien, gewinnen Neuerungen im Softwarebereich ein immer größeres Gewicht. Damit ist die Digitalisierung Hoffnungsträger für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in breiten Teilen der Wirtschaft und für das Wiederanspringen der Produktivitätsentwicklung – Deutschland muss hier nachlegen, um gegenüber anderen Ländern wieder aufzuschließen.“

Die neue Analyse von KfW Research benennt hierfür mehrere Ansatzpunkte. Vielen Mittelständlern ist etwa nicht klar, welche Vorteile Digitalisierung für ihr Unternehmen bringen kann. Diese müssen insbesondere auch aus der strategischen Perspektive weiter verdeutlicht werden. Ganz konkret braucht es aber auch Lösungen für den Mangel an Fachkräften und Beschäftigten mit einschlägigen Kompetenzen sowie die bestehenden Schwierigkeiten bei der Finanzierung digitaler Projekte. Auch gilt es, die zugrunde liegende digitale Infrastruktur in Deutschland weiter zu verbessern.

Eine besondere Herausforderung ergibt sich darüber hinaus aus der Corona-Krise, die im Nachgang zur akuten Krisenphase die Digitalisierungsaktivitäten bremsen könnte: Die Krisenerfahrung und die höhere Verschuldung vieler Unternehmen verschärft den Zielkonflikt zwischen dem Wunsch nach einer höheren Krisenresilienz und der Notwendigkeit zu verstärkten Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit. Digitalisierungsvorhaben drohen daher verstärkt hintenangestellt zu werden.

Die aktuelle Analyse ist abrufbar unter:
www.kfw.de/fokus

Hinweis:
IT-Investitionen und Digitalisierungsausgaben sind nicht genau deckungsgleich, überschneiden sich aber in weiten Teilen. Beide Kategorien umfassen Investitionen in neuartige oder verbesserte Hard- und Software, Telekommunikationsausrüstung sowie Datenbanken. Zu den IT-Investitionen werden zudem auch die Routine- und Ersatzinvestitionen gezählt. Dafür umfassen die Digitalisierungsausgaben zusätzlich immaterielle Investitionen, wie Ausgaben für die Erarbeitung von IT Konzepten, die Reorganisation im Zusammenhang mit Digitalisierung sowie für den Aufbau von IT-Kompetenzen, wie etwa Aus- und Weiterbildung. Für die Digitalisierungsausgaben liegen keine internationalen Vergleichszahlen vor, so dass für die vorliegende Analyse auf die IT-Investitionen zurückgegriffen wurde.

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Christine Volk

Pressestelle KfW Bankengruppe

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