Die 1950er-Jahre
Zeit des Wiederaufbaus
Die "Goldenen Fünfziger" sind die Jahre, in denen die Fundamente für die Zukunft in der Bundesrepublik gelegt wurden – auch die der KfW. Ab Mitte der 1950er-Jahre sind die Not- und Hungerjahre der Nachkriegszeit vorbei. Die KfW erhält mit der Export-, Umweltschutz- und Mittelstandfinanzierung neue Aufgaben, die noch heute zu ihrem Kerngeschäft gehören.
Schwerpunkte Energieversorgung und Wohnungsbau
Mit zinsgünstigen Krediten der KfW wird im stark zerstörten Nachkriegsdeutschland die Energieversorgung wieder aufgebaut, werden im Krieg zerstörte Häuser und Wohnungen zu Tausenden repariert. 1950 wird in Westdeutschland jede zehnte Wohnung mit Mitteln der KfW finanziert. Vierzig Jahre später kann die Bank beim Wiederaufbau der neuen Bundesländer im Osten Deutschlands an dieses erste Massengeschäft nahtlos anknüpfen.
Zu den Kunden der ersten Stunde gehören auch gewerbliche Unternehmen. Es sind vor allem Großbetriebe (Bergbau, Stahlindustrie und Elektrizitätserzeuger), die KfW-Mittel für ihre Investitionen erhalten. Mit Hilfe der Förderprodukte der KfW können Engpässe in der Energieversorgung schnell behoben werden. Im Zuge der forcierten Mechanisierung nach dem Krieg ist auch die Landwirtschaft ein wichtiger Kunde der KfW - auf diesen Wirtschaftszweig entfallen zeitweise bis zu 20 Prozent der Kreditzusagen.
Das Vermächtnis der Marshallplans
Weichenstellung
Die 1950er sind Jahre der Weichenstellung - auch für die KfW. In der Mitte dieses Jahrzehnts sind die Not- und Hungerjahre der Nachkriegszeit endgültig vorbei. Der Wiederaufbau ist im Wesentlichen bewältigt - was bleibt da für die KfW noch zu tun? Viel, denn in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre übernimmt die Bank mit Umweltschutz- und Mittelstandsfinanzierungen neue Aufgaben, die noch heute zu ihrem Kerngeschäft gehören.
Wachsende Finanzkraft
Die 1950er-Jahre stehen nicht nur im Zeichen einer breiteren Geschäftsbasis - sie stehen auch für die wachsende Finanzkraft der Bank. Mit dem Auslaufen des Marshallplans wird das ERP-Sondervermögen im August 1953 zu einem revolvierenden Fonds umgestaltet. Daraus werden langfristige Investitionskredite zur Förderung der deutschen Wirtschaft vergeben. Mit einer Finanzinnovation (Kassenobligationen) meldet sich die KfW ab 1958 erfolgreich auf dem deutschen Kapitalmarkt zurück. Neben dem ERP-Sondervermögen besitzt sie nunmehr eine weitere Möglichkeit der Refinanzierung, die in den Folgejahren immer stärker genutzt wird.
Erste Schritte in die internationale Finanzierung
Die Exportfinanzierung gewinnt nach zögerlichen Anfängen in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre massiv an Bedeutung. Während die Geschäftsbanken den deutschen Exporteuren lediglich kurzfristige Finanzierungen anbieten, stellt die KfW auch langfristige Mittel zur Verfügung. So können Geschäfte durchgeführt werden, an denen die Bundesregierung ein großes außenpolitisches Interesse hat. Ende des Jahrzehntes schlägt die KfW mit der Finanziellen Zusammenarbeit ein neues Förderkapitel auf. Einer der ersten Partner beim Schritt in die Dritte Welt ist Indien.
Daten und Fakten
1950
- Investitionsfinanzierung aus Marshallplan-Mitteln in Höhe von 971 Mio. EUR läuft an
- 2. KfW-Änderungsgesetz überträgt der KfW die Exportfinanzierung.
1952
- Erstes Mittelstandsprogramm (Volumen 12,27 Mio. EUR)
- Weitgehende Übertragung der bisherigen Exportfinanzierung auf die AKA (Ausfuhrkredit-Aktiengesellschaft)
1953
- Die KfW übernimmt wieder Exportfinanzierungen.
1954
- Beginn der Zusammenarbeit mit der EGKS (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl)
1955
- Die KfW-Förderung verlagert sich zunehmend von den Grundstoffindustrien auf verarbeitende Industrie, Handel und Handwerk.
- ERP-Plafonds von 247 Mio. EUR für Exportfinanzierung wird eingerichtet.
1957
- Einrichtung eines ERP-Programms für die Saarwirtschaft
1958
- Erste Auslandskredite für Island, Sudan und Indien
- Die KfW führt als erstes deutsches Kreditinstitut Kassenobligationen ein.
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