Mitarbeiter begutachtet ein Rohr in der Produktionshalle
Erneuerbare Energien

Erneuerbare Energien

Klimaschutz in Sonnengelb

Der schwäbische Solarthermie-Hersteller Ritter Energie hat eine neue Anlage installiert, die die Fertigung von Sonnenwärme-Kollektoren flexibler macht. Damit will Ritter Energie die Wirtschaftlichkeit von Solarthermie-Großanlagen steigern – und die Wärmewende voranbringen.

Solarthermiepark Greifswald

Die Solarthermieanlage am Helmshäger Berg ist ein innovatives KWK-Projekt in Deutschland. "Innovativ" im Sinne des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) enthält die Kombination einer hocheffizienten KWK-Anlage mit Power-to-Heat und einem Wärmeerzeuger auf Basis Regenerativer Energien - in diesem Fall -Solarthermie.

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Wer in Greifswald die Heizung aufdreht, holt sich mit der Fernwärme die Sonne ins Haus: Vor den Toren der Stadt ist eine riesige Solarthermie-Anlage entstanden, die emissionsfreie Sonnenwärme für das örtliche Wärmenetz produzieren wird. Die Vakuum-Röhrenkollektoren, „made in Schwaben“ von der Firma Ritter Energie, nehmen eine Fläche von gut dreieinhalb Fußballfeldern ein. Die Anlage an der Ostseeküste wurde am 15. September 2022 feierlich eröffnet und ist bundesweit die größte ihrer Art.

Portait von Moritz Ritter
Moritz Ritter

Vorsitzender des Beirats von Ritter Energie

Auf Hausdächern sind die klimafreundlichen Sonnenkollektoren mittlerweile ein gewohntes Bild – im freien Feld dagegen noch eine Seltenheit. Das soll sich ändern: Mit neuen Förderangeboten setzt der Bund Anreize, große Solarthermie-Anlagen für die Fernwärmeversorgung zu errichten. Bislang werden die Wärmenetze vor allem aus fossilen Quellen gespeist, etwa aus Kohle- und Gaskraftwerken. Ziel der Bundesregierung ist es, den Anteil der erneuerbaren Energien in der Fernwärme von heute 18 Prozent deutlich zu steigern. „Der Markt kommt endlich in die Gänge“, freut sich Moritz Ritter, Vorsitzender des Beirats von Ritter Energie.

Mehr Tempo, weniger Aufwand

Biegeanlage in einer Produktionshalle
Attraktion in Dettenhausen

Mit ihren leuchtend sonnengelb lackierten Metallflächen ist die neue Biegeanlage eine echte Attraktion in der Werkshalle von Ritter Energie.

Ein guter Grund für den Mittelständler aus Dettenhausen bei Stuttgart, kräftig in seine Fertigungstechnik zu investieren: Mit einer neuen, durch KfW-Mittel finanzierten Biegeanlage des Kölner Herstellers Schwarze-Robitec will das Unternehmen seine Kollektoren so weiterentwickeln, dass sie sich schneller, einfacher und damit kostengünstiger installieren lassen. „In Großanlagen sind viele tausend Kollektoren verbaut. Da fallen die Montagekosten natürlich spürbar ins Gewicht“, sagt Ritter. Mehr Tempo und weniger Aufwand bei der Installation bedeuten eine höhere Wirtschaftlichkeit. Das kommt auch dem Klimaschutz zugute: Die Solarthermie wird damit für Fernwärmeversorger noch interessanter.

Biegeanlage bringt Rohre in Mäanderform
Ein "Register" entsteht

In der Biegeanlage entsteht ein zu einem schmalen Mäander geformtes, von Wasser durchflossenes Stahlrohr im Innern des Kollektors.

Die neue Biegeanlage ist mit ihren leuchtend sonnengelb lackierten Metallflächen auch optisch die Attraktion in den weiten Werkshallen von Ritter Energie. Sie liefert das sogenannte „Register“ der Kollektoren – ein zu einem schmalen Mäander geformtes, von Wasser durchflossenes Stahlrohr im Innern des Kollektors. Das Wasser nimmt die Sonnenwärme auf und transportiert sie Richtung Wärmenetz.

Bislang ist die Fertigung des Registers eine recht aufwendige Angelegenheit. Drei Anlagen sind daran beteiligt: Eine Maschine biegt auf eine Art Kabeltrommel gewickelte Stahlrollen zu einem langen Rohr; eine zweite schneidet dieses zurecht; eine dritte formt die Rohre schließlich, begleitet von kräftigem Metallklirren, zu Mäandern. Die neue Biegeanlage dagegen vereint diese drei Schritte in einem Vorgang, sodass weniger Handarbeit nötig ist.

Neue Anlage ermöglicht Experimente

Vertikal aufgereihte Stahlrohre
Die neue Biegeanlage vereint drei Schritte in einem Vorgang

Eine Maschine biegt auf eine Art Kabeltrommel gewickelte Stahlrollen zu einem langen Rohr; eine zweite schneidet dieses zurecht; eine dritte formt die Rohre zu Mäandern.

Größter Vorteil der neuen Anlage ist jedoch, dass sie Ritter Energie mehr Flexibilität verschafft. Das ist wichtig für den Hersteller, weil das Geschäft mit den Solarthermie-Großanlagen projektbezogen ist, wie Fertigungsleiter Oliver Kreis erklärt. „Mit jedem neuen Auftrag müssen wir die Produktion der Register herauffahren – und wieder herunter, wenn der Auftrag abgearbeitet ist. Das geht mit der neuen Anlage einfacher und schneller.“

Vor allem aber, so Kreis, bedeute der Gewinn an Flexibilität, dass Experimente möglich seien. „Wir können jetzt in der Registerfertigung unterschiedliche Durchmesser, Materialien oder Wandstärken erproben. Das nutzen wir, um unsere Kollektoren weiterzuentwickeln“, erläutert der Experte. Das Unternehmen hat dazu ein Forschungsprojekt mit der Technischen Universität Dresden gestartet, das unter anderem mit Mitteln des Bundeswirtschaftsministeriums finanziert wird. Ziel des Projekts ist es, die Register so zu gestalten, dass sich die Kollektorfläche vergrößern lässt und zudem auf dem Solarthermie-Feld mehr Kollektoren in Reihe geschaltet werden können. Das sind die zwei wichtigsten Hebel, um die Montagekosten zu reduzieren. Knackpunkt ist dabei der Zu- und Ablauf des Wassers, das die Wärme abführt. Bislang erfolgt das über ein separates Sammelrohr. Die Physik setzt dessen Kapazität aber recht enge Grenzen. Deshalb soll künftig das Register selbst diese Funktion übernehmen. Seine Fertigung wird damit deutlich komplexer – eine Aufgabe, die nur die neue Biegeanlage leisten kann.

Attraktiver Investitionszuschuss

Der Klimaschutz gewinnt
Portrait von Melanie Schröder

Melanie Schröder, Abteilungsleiterin Finanzen und Controlling bei Ritter Energie

Wie schnell sich die Investitionssumme für die neue Biegeanlage amortisiert, lässt sich Finanzchefin Melanie Schröder zufolge noch nicht sagen – das hängt unter anderem von den Erfolgen bei der Entwicklung der neuen Kollektoren sowie von der Nachfrage der Wärmeversorger ab.

Eines ist aber schon heute klar: Für den Klimaschutz macht sich die neue Anlage schnell bezahlt. Zwar spart sie selbst gegenüber den alten Produktionsverfahren keine CO2-Emissionen ein. Dafür aber umso mehr die Kollektoren, die Ritter Energie mit ihrer Hilfe fertigt: Gegenüber einem typischen Gas-Brennwertkessel vermeiden fünf Quadratmeter Kollektorfläche über einen Zeitraum von zwanzig Jahren den Ausstoß von 13,8 Tonnen Kohlendioxid.

Insgesamt 800.000 Euro hat Ritter Energie in den Anlagenkomplex investiert. Das Unternehmen finanziert sie vollständig über das KfW-Programm 293 „Klimaschutzoffensive für den Mittelstand“, sagt Melanie Schröder, Abteilungsleiterin Finanzen und Controlling bei Ritter Energie. Dabei wird es von seiner Hausbank, der Kreissparkasse Böblingen, begleitet. Der Investitionszuschuss in Höhe von drei Prozent der Finanzierungssumme macht das Förderangebot der KfW attraktiver.

Das Unternehmen profitiert davon, dass sich das KfW-Programm 293 ausdrücklich auch an Betriebe richtet, die klimafreundliche Technologien fertigen. „Bisher wurde die Herstellung von klimafreundlichen Technologien nicht gefördert, lediglich ihre Nutzung. Das wollen wir mit der Klimaschutzoffensive ändern“, sagt Luise Thomas, Produktmanagerin bei der KfW Mittelstandsbank, denn der Mittelstand leistet einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele der Bundesregierung.

Wärmewende für den Klimaschutz

Die KfW fördert

Mit dem KfW-Programm 293 "Klimaschutzoffensive für den Mittelstand" werden Vorhaben zum Schutz der Umwelt unterstützt. Sie erhalten einen Kreditbetrag von bis zu 25 Mio. Euro und profitieren von einem direkten Klimazuschuss.

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Mit der Investition in die neue Biegeanlage leistet Ritter Energie einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende, einem Kernelement der deutschen Klimaschutzpolitik. Mit leistungsstarken, kostengünstig zu installierenden Kollektoren unterstützt das Unternehmen Versorger dabei, ihre Fernwärmeversorgung zu dekarbonisieren. Das entspricht dem Anspruch, mit dem Ritter Energie vor mehr als dreißig Jahren gegründet wurde: die Wärme der Sonne verfügbar zu machen, um damit nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich zu heizen.

Auf KfW Stories veröffentlicht am: 13. August 2021, aktualisiert am 12. September 2022

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Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.