Marshall Street Coffee: Australisches Frühstück im heimischen Wohnzimmer

Mit ihrem Marshall Street Coffee bringen Marie Kotte und Tristan Garrett australische Kaffee­kultur nach Hamburg. Doch nur zweieinhalb Wochen nach der Eröffnung folgte die Ernüchterung: Die Gastronomen mussten aufgrund des Lock­downs wieder schließen. Trotzdem haben sie es geschafft, ihr Café zu etablieren.

Mitten in der Hamburger Innenstadt neben dem Domplatz befindet sich das Marshall Street Coffee. Eigentlich sollten hier seit Februar 2020 täglich Dutzende von Gästen ein und aus gehen. Doch das Café bleibt monate­lang zu. Grund ist der Lock­down zur Eindämmung der Corona-Krise. Statt hungrige Hamburger vor Ort zu bewirten, kämpfen Gründerin Marie Kotte und ihr Partner und Mitgründer Tristan Garrett seit mehr als einem Jahr um ihre Existenz.

Tristan ist gebürtiger Australier, kommt aus Sydney. Er bringt nicht nur das entspannte Lebens­gefühl vom Bondi Beach mit, sondern auch die australische Kaffee­kultur: schonend gerösteten Specialty Coffee und gesundes Früh­stück. „Ein Avocado-Brot mit pochiertem Ei oder ein warmer Porridge mit frischen Früchten, das erinnert mich an Früh­stück in Sydney“, sagt der Gründer. Mit der Eröffnung wollten sich Tristan und Marie einen lang ersehnten Traum erfüllen. Nach zwölf Jahren Erfahrung in der Gastronomie endlich etwas Eigenes haben.

Ein Herzensprojekt

Zehn Monate arbeiteten sie hart an ihrem australischen Konzept, der Finanzierung und Eröffnung des Cafés. Sie stecken ihr ganzes Herzblut in dieses Projekt. Ihr zweites Baby neben der Französischen Bull­dogge Rosie.

Ende Februar 2020 war es endlich so weit: die große Eröffnung. Das Gründer-Paar war euphorisch, das Café kam gut an. Unter jungen Kunden ist es bereits zum neuen Instagram-Hotspot avanciert. Minimalistische Einrichtung, coole Beats aus den Boxen und richtig guter Kaffee. Bei diesem machen die Gründer keine Kompromisse. Die Qualität steht an erster Stelle. Eine sanft hell­braune Farbe, ein vanillig-nussiger Geruch und eine schonende Röstung – das macht den typisch australischen Specialty Coffee aus. Damit er den Qualitäts­ansprüchen genügt, wird er im Marshall Street Coffee selbst geröstet.

Doch zweieinhalb Wochen nach der Eröffnung folgte der große Schock: Aufgrund des deutschland­weiten Lock­downs mussten die beiden ihr Marshall Street Coffee wieder schließen. Kaum eine Branche ist so stark von den Corona-Beschränkungen betroffen wie die Gastronomie.

Zwischen Tränen und Hoffnung

„Als klar wurde, dass wir schließen mussten, stand ich erst mal im Laden, habe geweint und meine Eltern angerufen“, beschreibt die junge Gründerin ihre Gefühls­lage. „Wir wussten nach zwei­einhalb Wochen nicht, wie lange wir überhaupt schließen müssen und ob die Gäste danach wieder­kommen würden“, erklärt Tristan.

Die beiden hatten Existenz­ängste. Wie vielen anderen Unter­nehmerinnen und Unter­nehmern fehlte ihnen eine Perspektive. Schließlich hatten sie einen Kredit zurück­zuzahlen. Mit ihrem Bank­berater hatte das Paar vor der Gründung verschiedene Finanzierungs- und Förder­möglichkeiten besprochen. „Ich hatte bereits einen Studien­kredit der KfW und wusste daher, dass es auch KfW-Förderungen für Gründungen gibt“, sagt Marie. Einen knappen sechs­stelligen Betrag hat das Gründer­paar schließlich für die Verwirklichung seines Traums investiert.

„Am Ende waren wir einfach mutig und haben das Risiko gewagt“

Eine junge Frau steht im Eingang eines Coffee Shops

Die Stühle blieben zwar hoch­geklappt, dennoch musste es weiter­gehen, Umsatz erwirtschaftet werden. So setzten sich Marie und Tristan an einen Plan B. Denn Aufgeben war keine Option. „Wir haben uns gefragt, ob die Leute Früh­stück bestellen würden“, sagt Tristan. „Am Ende waren wir dann einfach mutig und sind ein Risiko eingegangen, indem wir unseren eigenen Liefer­service organisiert haben – ohne einen großen Anbieter mit hohen Provisionen im Hinter­grund“, sagt Marie.

Ganz neue Arbeits­abläufe stellten Marie und Tristan vor Heraus­forderungen. „Unsere Kunden bestellen telefonisch oder per E-Mail für den nächsten Tag vor. Dann plane ich die Routen, wie wir am besten ausliefern können“, erklärt Marie. Für die Lieferung berechnet das Gründer­paar je nach Standort zwischen 2 Euro und 2,50 Euro.

Auch für Tristan als Koch hat sich der Arbeits­alltag verändert. Statt Bestellungen über den Tag verteilt abzuarbeiten, müssen nun alle Gerichte gleich­zeitig fertig sein. Keine Leichtig­keit. Warme Speisen wie Pancakes oder sein geliebter Porridge wurden von der Speise­karte gestrichen. Statt­dessen gibt es jetzt Bircher­müsli und Avocado-Brot mit Feta.

Bis zu 40 Bestellungen am Tag

Die Mühe zahlt sich aus. „Von anfangs fünf Bestellungen an guten Tagen haben wir uns inzwischen an Wochen­enden auf täglich bis zu 40 Bestellungen gesteigert“, sagt Tristan. Das reicht, um alle Fix­kosten zu decken. „Wir hätten nicht damit gerechnet, dass unser Liefer­service so gut ankommt“, gesteht Marie. Einen weiteren großen Aufschwung erlebten die Gründer dank Influencern und deren gratis Instagram-Werbung.

Der Lieferservice hat Marie und Tristan geholfen, den Lock­down zu über­brücken. Dauerhaft können sie sich ein Geschäfts­modell als Liefer­dienst aber nicht vorstellen. Der Aufwand ist zu groß. Statt­dessen planen die Gründer für die Zukunft eine eigene kleine Rösterei mit Produktion und zweitem Café. Für Tristan steht fest: „Ich würde immer wieder mein eigenes Café gründen – auch wenn noch eine Pandemie oder andere Krise folgt.“

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