Pressemitteilung vom 13.04.2022 / KfW, KfW Research

Klimaneutralität und Energiesicherheit: Schneller und massiver Ausbau der erneuerbaren Energien erforderlich

  • Angestrebte Elektrifizierung von Verkehr und Wärme sowie die Dekarbonisierung der Industrie lassen Strombedarf bis 2030 deutlich steigen
  • Kapazitäten von Windkraft an Land müssen bis 2030 verdoppelt, von Photovoltaik rund vervierfacht werden
  • Ausbau der Windkraft erfordert Bereitstellung von Flächen und Gewinnung von Akzeptanz in der Bevölkerung
  • Großes Potenzial bei Aufdach-PV-Anlagen

Erneuerbare Energien sind nicht nur für das Erreichen der Klimaziele ein zentraler Baustein. Der russische Angriff auf die Ukraine hat auch gezeigt, wie verwundbar Deutschland durch seine Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ist. Der schnelle und massive Ausbau von erneuerbaren Energien, insbesondere von Windkraft und Photovoltaik, ist deshalb sowohl klimapolitisch geboten als auch ein wichtiger strategischer Schlüssel für die Sicherheit der Energieversorgung in Deutschland. Gleichzeitig ist eine weitere deutliche Steigerung der Energieeffizienz in allen Wirtschaftssektoren unverzichtbar, um durch einen verringerten Energiebedarf den Flächendruck beim Ausbau der erneuerbaren Energien zu reduzieren. Eine aktuelle Studie von KfW Research zeigt mit Blick auf das Jahr 2030 Optionen und Perspektiven bei der Loslösung von Kohle, Öl und Gas und für die Transformation des Stromsystems Deutschlands in Richtung Klimaneutralität.

Die Erreichbarkeit des Ziels der Treibhausgasneutralität steht und fällt mit der ausreichenden Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energien. Die Elektrifizierung großer Teile des Verkehrs, der Wärmebereitstellung für Gebäude und Industrie sowie die Herstellung von grünem Wasserstoff werden den deutschen Strombedarf bis 2030 deutlich erhöhen. Nach Plänen der Bundesregierung soll bis 2030 – also in nicht einmal 9 Jahren – der Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromversorgung von derzeit 41 auf 80 % gesteigert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Kapazitäten von Windenergie an Land verglichen mit heute verdoppelt, die von Windenergie auf See und Photovoltaik nahezu vervierfacht werden. Diese Zahlen verdeutlichen, vor welcher enormen Kraftanstrengung Deutschland beim Ausbau der erneuerbaren Energien steht. Das gegenwärtige Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien muss massiv beschleunigt werden.

Die Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib, sagt: „Energiesicherheit und Klimaneutralität sind zwei Seiten derselben Medaille. Der russische Angriff auf die Ukraine hat zu erheblichen Risiken für die Energieversorgungssicherheit Deutschlands und zu massiv steigenden und stärker fluktuierenden Preisen bei den fossilen Energieträgern geführt. Eine konsequente Weichenstellung für mehr Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz wird deshalb noch wichtiger – für die Energiesicherheit Deutschlands, aber auch um einer unsicherheitsbedingten Investitionszurückhaltung entgegenzuwirken.“

Beim Ausbau der Windkraft liegt die zentrale Herausforderung in der Bereitstellung von Flächen sowie darin, die notwendige Akzeptanz in der Bevölkerung zu gewinnen. Bei der Solarenergie gilt es, das große ungenutzte Potenzial von PV-Dachanlagen zu erschließen. Hier braucht es zusätzliche Anreize für Hauseigentümer, PV-Anlagen auf bestehenden oder neuen Gebäuden zu errichten.

Um auch bei hohen Anteilen von wetterabhängigen erneuerbaren Energien eine hohe Stromversorgungssicherheit gewährleisten zu können, müssen zudem der Stromnetzausbau beschleunigt, der europäische Stromhandel ausgebaut sowie die Flexibilisierung der Stromnachfrage und der Speicherausbau vorangetrieben werden.

Der Fokus Volkswirtschaft Nr. 376 von KfW Research „Klimaneutralität und Energiesicherheit zusammendenken: Kapazitäten Windkraft bis 2030 verdoppeln, Photovoltaik rund vervierfachen“ steht unter www.kfw.de/fokus zur Verfügung.

Kontakt

Portrait Wolfram Schweickhardt

Herr

Wolfram Schweickhardt

Pressestelle KfW Bankengruppe

Kontakt für Vertreter der Presse und Medien