Pressemitteilung vom 09.12.2021 / KfW

KfW Research: Mittelstand investiert 22 Mrd. EUR in den Klimaschutz

  • 1 Million kleine und mittlere Unternehmen haben 2020 Klimaschutzinvestitionen getätigt oder planen diese
  • Größe und Branche bestimmen Häufigkeit und Umfang
  • Jeder dritte Mittelständler plant Klimaanpassungsmaßnahmen

Die Transformation zur Klimaneutralität bis zur Mitte des Jahrhunderts ist eine zentrale Herausforderung, vor der Deutschland aktuell steht. Für ihr Gelingen sind gewaltige Anstrengungen nötig. Ein grüner Investitionsschub wäre dabei zugleich aber auch Grundstein einer künftig erfolgreichen und wettbewerbsfähigen Wirtschaft. Die kleinen und mittleren Unternehmen, die einen wesentlichen Beitrag zu Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland leisten, tragen hier eine besondere Verantwortung. Auf Basis des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels hat KfW Research nun erstmals ermittelt, in welchem Umfang der Mittelstand bereits Klimaschutzinvestitionen getätigt hat und kurzfristig plant. Demnach haben 2020 rund 460.000 bzw. 12 % aller mittelständischen Unternehmen insgesamt 22 Mrd. EUR in Vorhaben investiert, die dem Klimaschutz dienen. Jeder zehnte Euro, den der Mittelstand im Jahr 2020 investiert hat, floss somit in Klimaschutzvorhaben. Die durchschnittliche Investitionssumme für ein mittelständisches Klimaschutzvorhaben lag bei 72.000 EUR.

Das derzeitige Engagement des Mittelstands in Sachen Klimaschutzinvestitionen entspricht in etwa den Ausgaben, die er auch für die Digitalisierung stemmt (2019: 17,5 Mrd. EUR) - die zweite große Transformationsaufgabe. Der KfW-Analyse zufolge werden mittelständische Klimaschutzmaßnahmen absehbar zunehmen: Gut jedes siebte kleine und mittlere Unternehmen (490.000) plant, hier bis Ende 2022 zu investieren, hat dies bislang aber noch nicht getan. Damit hat Klimaschutz bei rund 1 Million oder jedem vierten mittelständischen Unternehmen aktuell Priorität. Die Bandbreite möglicher Maßnahmen ist dabei vielfältig und reicht von Investitionen zur Steigerung der Energieeffizienz in der Produktion und im betrieblichen Gebäudebestand bis hin zu Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien oder klimafreundlicher Verkehrsmittel.

„Es ist ermutigend, dass 12 % der mittelständischen Unternehmen Investitionen in den Klimaschutz vornehmen, vor allem auch wenn wir berücksichtigen, dass es einen großen Anteil von Unternehmen ohne jegliche Investitionen gibt. Vor dem Hintergrund der Tragweite der Herausforderung der Transformation ist jedoch klar: Hier muss sogar noch deutlich mehr passieren“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Bei einem Viertel der kleinen und mittleren Unternehmen steht der Klimaschutz aktuell auf der Agenda. Das heißt im Umkehrschluss allerdings auch: drei von vier Unternehmen haben im vergangenen Jahr keine Investitionsprojekte mit Klimaschutzfokus umgesetzt und haben dies absehbar auch nicht vor. Mit Blick auf den hohen Gesamtinvestitionsbedarf zur Erreichung des Klimaneutralitätsziels muss sich auch im Mittelstand die Investitionsdynamik noch deutlich beschleunigen.“

Sowohl bei der Häufigkeit als auch bei der Investitionssumme von mittelständischen Klimaschutzinvestitionen gibt es klare Größen- und Brancheneffekte:

  • Mit wachsender Unternehmensgröße nimmt auch die Häufigkeit entsprechender Investitionsprojekte zu. Unter den Kleinstunternehmen (weniger als 5 Beschäftigte) gab es 2020 nur zehn Prozent Klimaschutzinvestoren, bei den großen Mittelständlern mit 50 und mehr Beschäftigten war jeder Dritte aktiv (36 %). Die großen Mittelständler stemmen alleine 37 % aller Klimaschutzinvestitionen – obwohl sie am gesamten Mittelstand nur einen Anteil von 2 % haben. Die durchschnittlichen Investitionsbeträge lagen zwischen 29.000 EUR bei den kleinsten und 346.000 EUR bei den großen Mittelständlern.
  • In der Branchenbetrachtung nehmen Klimaschutzinvestitionen im Verarbeitenden Gewerbes einen großen Raum ein: hier haben 33 % der Unternehmen entsprechende Vorhaben 2020 umgesetzt und dabei ein Gesamtvolumen von 3,6 Mrd. EUR erreicht. Weitere 34 % planen Klimaschutzinvestitionen bis Ende 2022. Allerdings zählen lediglich 249.000 Mittelständler zu diesem Wirtschaftszweig. Der weitaus größte Teil der aggregierten Klimaschutzinvestitionen des Jahres 2020 entfällt mit 15,6 Mrd. EUR auf Dienstleistungsunternehmen, die mit 2,89 Millionen rund drei Viertel aller Mittelständler ausmachen.

Unabhängig von Investitionen in den Klimaschutz gilt es auch im Mittelstand, die Krisenfestigkeit gegenüber Klimaphänomenen zu erhöhen. Jeder dritte Mittelständler will der KfW-Studie zufolge verstärkt Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel umsetzen. Dies können beispielsweise eine bessere Isolierung oder die Klimatisierung von Gebäuden und Anlagen sein, ein verstärkter Hochwasserschutz, die Einrichtung einer dezentralen Energieversorgung und die Anschaffung von Notstromaggregaten oder die Vorhaltung höherer Lagerbestände, um Störungen in der Lieferkette vorzubeugen.

„Bei der Entwicklung von Konzepten für Klimaschutz- und Klimaanpassung dürften gerade kleine und mittlere Unternehmen weitere Beratung und Unterstützung benötigen“, sagt die KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib. Nicht zuletzt gelte es, einen ausreichenden Finanzierungs- und Förderrahmen für entsprechende Investitionen zu schaffen. „Klimainvestitionen machen den Mittelstand fit für die Zukunft: Denn zum einen haben Unternehmen, die beim Klimaschutz vorangehen, angesichts steigender CO2-Preise sowie veränderten Kundenverhaltens langfristig Wettbewerbsvorteile. Und zum anderen stellen klimafreundliche Produkte und Prozesse zukünftige Wachstumsmärkte dar. Das sichert damit Chancen für Wachstum und Beschäftigung.“

Die aktuelle Studie von KfW Research ist abrufbar unter
www.kfw.de/fokus

Zum Datenhintergrund:
Die aktuelle Studie basiert auf dem KfW-Mittelstandspanel, das mit einer Datenbasis von bis zu 15.000 Unternehmen pro Jahr die einzige repräsentative Erhebung im deutschen Mittelstand darstellt. Zur Grundgesamtheit des KfW-Mittelstandspanels gehören alle privaten Unternehmen sämtlicher Wirtschaftszweige, deren Umsatz die Grenze von 500 Mio. EUR pro Jahr nicht übersteigt. Die Analysen zu den Klimaschutzinvestitionen stützen sich auf Daten der jüngsten 19. Welle des KfW-Mittelstandspanels (Befragungszeitraum: 15.02.2021-25.06.2021). Dabei haben sich 11.403 mittelständische Unternehmen beteiligt. Die Analysen zu Klimaanpassungsmaßnahmen basieren auf einer im September 2021 durchgeführten Zusatzerhebung zum KfW-Mittelstandspanel. Befragt wurden sämtliche Unternehmen, die bereits an der Hauptbefragung teilnahmen und zu denen eine valide E-Mail Adresse bekannt ist. Insgesamt konnten Antworten von rund 2.400 Unternehmen berücksichtigt werden. Aufgrund der Anbindung an den Grunddatensatz des KfW-Mittelstandspanels geben auch diese Ergebnisse ein repräsentatives Abbild.

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