Meldung vom 09.10.2012 / KfW
Internationale LTIC-Konferenz 2012 in Luxemburg
Der Long-Term Investors’ Club (LTIC) hielt seine vierte internationale Konferenz in Luxemburg bei der Europäischen Investitionsbank (EIB) unter der Schirmherrschaft der EU-Präsidentschaft ab. Gleichzeitig fanden in Luxemburg die Treffen der Eurogruppe und des Ecofin-Rats statt. Die Hauptthemen der Konferenz waren Wachstum und Beschäftigung, der Umgang mit öffentlichen Politikthemen sowie Schwerpunktmaßnahmen zur verbesserten Bereitstellung langfristiger Finanzmittel in spezifischen Sektoren, die für das Wachstum und die Beschäftigung wesentlich sind.
Langfristige Investoren können gerade in Zeiten der Krise und knapper Kassen die Konjunktur entscheidend ankurbeln, indem sie sich vor allem in Sektoren engagieren, die zur Verbesserung von Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in Europa beizutragen. Wie aber können sie Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit in Europa und anderen Teilen der Welt am besten unterstützen? Wirtschaftsexperten, Politiker und Vertreter der Geschäftswelt diskutierten über den erheblichen Bedarf an langfristigen Finanzmitteln und die Notwendigkeit, geeignete Instrumente zu entwickeln, um öffentlich-private Partnerschaften (public private partnerships) zu fördern und vorhandene Sparguthaben zu nutzen. Sie nannten Beispiele und tauschten Erfahrungen darüber aus, wo und wie langfristige Finanzierungen ihre Wirksamkeit entfalten konnten.
Um Europa zurück auf den Pfad eines starken, nachhaltigen und integrativen Wachstums zu bringen, sind umfangreiche langfristige Investitionen in Bereichen wie Infrastruktur, Mittelstand, Finanzierung, Innovation, Energie und Klimawandel erforderlich, und genau dies waren die Schwerpunktthemen der Konferenz-Workshops. Im schwierigen aktuellen wirtschaftlichen und finanziellen Umfeld werden solche Investitionen heute wesentlich langsamer getätigt, da sich durch die vorherrschende Unsicherheit die Planungshorizonte verkürzt haben. Infolgedessen sind viele öffentlichen Budgets von erheblichen Kürzungen betroffen, während die Fähigkeit und Bereitschaft der Investoren zur Bereitstellung von langfristigen Finanzmitteln deutlich abgenommen hat.
Ähnliche Phasen in der Vergangenheit zeigen, dass bei öffentlichen Investitionen meist ein überproportionaler Teil des Anpassungsbedarfs anfällt, und das ist auch in der aktuellen Situation nicht anders. Den jüngsten Zahlen zufolge sanken die öffentlichen Investitionen und Kapitaltransfers in der Europäischen Union und im Euroraum 2012 um 0,5 bis 0,6 Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts (BIP), wobei die öffentlichen Investitionen um 20% zurückgingen (EU-Statistik vom April 2012).
Bei der Eröffnung der LTIC-Konferenz sagte der Finanzminister Zyperns Vassos Shiarly, dass die Behörden heute zwar im „Feuerwehrmodus” die Krise bekämpfen müssten, dass ihnen aber sehr wohl bewusst sei, dass die heute getroffenen politischen Entscheidungen langfristige Konsequenzen hätten und dass langfristige Investitionen eine Schlüsselrolle für die wirtschaftliche Erholung und das Wachstum spielten.
Die Mitglieder des Long-Term Investors' Club bekennen sich zu ihrer Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen und zu der entscheidenden Rolle, die sie beim Auf- und Umbau einer nachhaltigeren und gerechteren Gesellschaft zu spielen haben. Sie sind bereit ihre Zusammenarbeit zu verstärken und zu vertiefen, indem sie ihr Knowhow und ihre Finanzierungsmöglichkeiten noch stärker gemeinsam nutzen. Gleichzeitig rufen sie die Regierungen und internationalen Aufsichtsgremien auf, diese Bemühungen insbesondere durch eine Verbesserung der regulatorischen Rahmenbedingungen zur Förderung langfristiger Investitionen zu unterstützen.
Als Gastgeber der 4. Internationalen LTIC-Konferenz hob EIB-Präsident Werner Hoyer in seinen Schlussworten hervor, dass der Umstieg auf eine ressourceneffizientere, intelligentere und gerechtere Form des Wirtschaftens, der für unsere Gesellschaften unabdinglich sei, nicht über Nacht geschehen könne und nicht ohne umfangreiche langfristige Investitionen und strukturelle Reformen, die das Potenzial dieser Investitionen freisetzen, möglich sei. Die langfristige Perspektive müsse die Oberhand gewinnen. Der aktuelle Trend der Kurzsichtigkeit müsse umgekehrt werden, denn er sei die Ursache der aktuellen Finanzkrise. Zu diesem Zweck müsse der regulatorische Rahmen die Mobilisierung und Nutzung von Sparguthaben für langfristige Investitionen begünstigen.
Dr. Ulrich Schröder, Vorstandsvorsitzender der KfW Bankengruppe und neuer Präsident des LTIC, betonte, dass sich die LTIC-Mitglieder zu einem weiteren Ausbau ihrer Investitionen in nachhaltiges Wachstum in Europa und anderen Teilen der Welt verpflichten. Der Beitrag des LTIC fußt auf drei Säulen: Beratung der Politik zu aufsichtsrechtlichen Erfordernissen, Erforschung der Wachstumswirkungen von langfristigen Investitionen und – was vielleicht am wichtigsten ist – die gemeinsame Zusammenarbeit bei der Finanzierung von vielversprechenden langfristigen Investitionen.
Als Redner waren auf der 4. LTIC-Konferenz vertreten: die Abgeordneten des Europäischen Parlaments Eider Gardiazabal Rubial, Jo Leinen und Claude Turmes; Karl Aiginger, Direktor des Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung WIFO; Georg Zachmann vom Institut Bruegel; Spitzenmanager von L’Oreal, Vodafone, Alcatel-Lucent und Torresol Energy; der Bürgermeister von Bukarest Andrei Chiliman sowie die LTIC-Mitglieder Franco Bassanini, Präsident der Cassa Depositi e Prestiti (CDP, Italien), Jean-Pierre Jouyet, CEO der Caisse des Dépôts (CDC, Frankreich), Ulrich Schröder, Vorstandsvorsitzender der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW, Deutschland) und Werner Hoyer, Präsident der Europäischen Investitionsbank (EIB). Als Moderatoren fungierten Sergey Vassiliev, stellvertretender Vorsitzender der Vnesheconombank, und Robert Tessier, Präsident des Verwaltungsrats der Caisse de dépôt et placement du Québec.
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