Eine Toniebox und mehrere Tonie-Figuren stehen auf einem Tisch

    Individualfinanzierung

    Von der Kinderzimmer-Innovation zum internationalen Erfolg

    Zwei Väter, eine Idee – und der Mut, groß zu denken: Mit Unterstützung einer KfW-Finanzierung für junge Technologieunternehmen wagte "Tonies" den Sprung in internationale Wachstumsmärkte.

    Als die beiden Väter Patric Faßbender und Marcus Stahl 2016 das Tonies Audiosystem für Kinder herausbrachten, um eine Alternative zu zerkratzten CDs im Kinderzimmer anzubieten, ahnten sie nicht, dass ihr Start-up einmal so groß werden würde. Die von ihnen entwickelte Toniebox ist ein stoßfester, smarter Lautsprecherwürfel, der Audioinhalte abspielt, sobald eine Toniefigur obenauf gestellt wird. „Die Gründer haben etwas erschaffen, das absolut einzigartig ist und das jeder auf Anhieb versteht – ob es ein Erwachsener oder ein dreijähriges Kind ist“, fasst Steffen Kaiser, Group Treasurer bei Tonies, das Erfolgsrezept zusammen.

    Erfolg braucht Vertrauen – und Finanzierung

    Das Unternehmen aus Düsseldorf hatte schon früh Partner und Banken an seiner Seite, die an das Produkt geglaubt und investiert haben. Doch als die Gründer sich weiterentwickeln und neue Märkte z. B. in den USA und Frankreich durchdringen wollten, brauchten sie dafür weitere Unterstützung. Denn während Tonies in Deutschland bereits profitabel war, fehlte ihnen die Kernprofitabilität in den anderen Ländern.

    „Es dauert eine gewisse Zeit, bis der Break-even-Point bei neuen Märkten erreicht ist. Dazu kommt: Wir machen 50 Prozent des Umsatzes im vierten Quartal. Das ist ein massiver Umsatz in sehr kurzer Zeit“, sagt Kaiser. „Das heißt, wir müssen im Sommer für Weihnachten vorproduzieren, um den stationären Handel sowie die Online-Kanäle zu bestücken, und wenn wir wachsen wollen, müssen wir umso mehr vorproduzieren. Dafür brauchten wir eine verlässliche Finanzierungsstruktur“, so Kaiser weiter.
    Portrait von Steffen Kaiser aus Tonies GmbH

    „Wir produzieren im Sommer für Weihnachten vor – und wenn wir wachsen wollen, müssen wir umso mehr vorproduzieren. Dafür brauchten wir eine verlässliche Finanzierung.“

    Steffen Kaiser, Group Treasurer bei Tonies

    Ein Wachstumskredit, um über sich hinauszuwachsen

    Ein kleines Mädchen liegt mit einer Toniesbox in seinen Armen auf Kissen.
    Die Toniebox erkennt mittels eingebauten Chips, wenn eine Figur aufgestellt wird – sogleich erklingen unterschiedliche Audioinhalte.

    Für diese Finanzierungsstruktur wollte tonies im Jahr 2023 mehrere Bankpartner dazu bewegen, sich für drei Jahre zu verpflichten. „Der Wechsel von einer bilateralen Situation zu einer gemeinschaftlich von mehreren Partnern getragenen Finanzierung bedeutet für die Banken und ihre Kreditabteilungen noch einmal einen großen Schritt“, beschreibt Kaiser die Herausforderung, vor der sie damals standen. Einer der Finanzierungspartner brachte das Venture-Tech-Growth-Financing-Programm (VTGF) der KfW ins Spiel. Eine Wachstumsfinanzierung wie gemacht für Tonies.

    Die KfW als Türöffner

    „Wir haben bewiesen, dass das Geschäftsmodell in Deutschland funktioniert, und hatten einen klaren Plan, wie wir dieses Ziel auch für die Gruppe erreichen. Nichtsdestotrotz befand sich Tonies weiterhin in einer dynamischen Wachstumsphase“, erklärt Steffen Kaiser. Deshalb spielte die KfW bei der Konsortialfinanzierung eine wichtige Rolle. „Die KfW war und ist ein zentraler Kreditgeber, der auch Vertrauen im weiteren Bankenkreis ausstrahlt“, so Kaiser.
    Jan Middelhoff, der damalige CFO von Tonies, erinnert sich noch gut an den ersten Termin mit der KfW. „Wir sind damals nach Frankfurt gefahren, der CEO und ich. Das war ein super Austausch. In der Folge ging es überraschend schnell, entgegen des Stereotyps, das man vielleicht von einer staatlichen Institution erwartet hätte. Wir hatten nur noch einen weiteren Termin für Nachfragen, dann stand die Entscheidung. Die Geschwindigkeit und die Entscheidungsverlässlichkeit haben mich beeindruckt“, so Middelhoff.
    Auch Jochen Eichmann, Abteilungsdirektor bei der KfW und Head of Venture Tech Growth Financing, erlebt Tonies als einen äußerst professionellen und verlässlichen Partner. „Die Zusammenarbeit ist von gegenseitiger Wertschätzung und offener Kommunikation geprägt. Wir freuen uns sehr, weiterhin Teil der Erfolgsgeschichte von Tonies zu sein.“

    Quantensprung in Umsatz und Struktur

    In dem darauffolgenden Jahr konnte Tonies seine Ziele erreichen. „Wir sind profitabel geworden, so wie wir es versprochen hatten. Wir konnten unseren Jahresumsatz fast verdoppeln: von 250 auf 480 Millionen“, bilanziert Steffen Kaiser. Damit ist Tonies den Kinderschuhen eines Start-ups endgültig entwachsen und im oberen Mittelfeld angekommen. Aus diesem Grund hat Tonies Anfang dieses Jahres eine neue Fremdkapitalfinanzierung mit höherem Volumen und mit erneuter Beteiligung der KfW über das VTGF-Programm abgeschlossen. Das Unternehmen möchte seinen Wachstumspfad im Ausland weiterverfolgen, sein Geschäft in den USA, England, Frankreich, Australien und Neuseeland ausbauen und seine Produktpalette erweitern. „Ohne die KfW wären diese Schritte zweifelsohne schwieriger“, so Kaiser.

    Für junge Unternehmen mit guten Ideen erhofft er sich von der Politik weiterhin das nötige Vertrauen. „Manchmal scheitert man, aber man gewinnt auch etwas dadurch. Deshalb wünsche ich mir, dass Innovation weiter gefördert wird und die Bundesregierung Risikokapital zur Verfügung stellt.“