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KfW Research – Dossier
Konjunktur
Wirtschaftliches Wachstum verläuft nicht gleichmäßig, sondern in Zyklen: Phasen konjunktureller Unter- und Überauslastung der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten wechseln sich ab. Der Analyse solcher Zyklen und der Prognose konjunktureller Wendepunkte kommt eine wichtige Bedeutung zu. Denn die Konjunktur setzt den wirtschaftlichen Rahmen, in dem private Haushalte, Unternehmen und Staat ihre Entscheidungen etwa im Hinblick auf ihren Konsum oder ihre Investitionen treffen. Auch Geld- und Fiskalpolitik sollten je nach Phase im Konjunkturzyklus unterschiedlich ausgerichtet sein. KfW Research analysiert die Konjunktur in Deutschland und der Eurozone und veröffentlicht vierteljährlich eigene Prognosen zum realen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts.
Medienbeiträge und Kommentare Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW
01.07.2022 | Verbraucherpreise Euroraum Juni 2022

„Energie- und Rohstoffpreise sowie Versorgungsengpässe prägen weiterhin die anhaltend hohe Inflationsrate im Euroraum. Der Druck aus kriegs- und Covid-bedingten Einschränkungen könnte sich in den kommenden Monaten sogar noch weiter verstärken. Vor allem in der hohen Lebensmittelinflation kommen verzögerte Auswirkungen der hohen Energiepreise, des kräftigen Preisanstiegs für Lebensmittelrohstoffe, aber auch Mindestlohnerhöhungen in mehreren Mitgliedstaaten zum Tragen. Das spricht gegen einen schnellen Rückgang der Inflation und birgt die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Die Entscheidung der EZB, den Zinsanker zu lichten und Kurs auf eine schrittweise, aber zügige Zinswende zu setzen, ist mit Blick auf die hohe Inflation dringend nötig. Auf die erste Anhebung des Leitzinses im Juli dürften nun weitere Anhebungen auf der September-, Oktober- und Dezember-Sitzung des EZB-Rates folgen, sodass der Leitzins Ende des Jahres bei rund einem Prozent liegen könnte.“
Bisherige Kommentare von Dr. Fritzi Köhler-Geib
„Die Stimmung der Unternehmen schwankt zwischen gedämpftem Optimismus und tiefer Sorge. Die Befürchtungen, dass die Wirtschaft erneut in eine Rezession abrutschen könnte, sind berechtigt. Obwohl die Bundesregierung mit Hochdruck daran arbeitet, russische Erdgaslieferungen zu ersetzen, ist jetzt schon klar, dass nur weniger Gas und vor allem teurer zur Verfügung stehen wird. Zusätzlich mehren sich die Meldungen über die neue, hochansteckende COVID-Variante, die sich rasch ausbreitet. Sollten höhere Lohnforderungen eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen, könnte Deutschland eine mehrjährige Phase der Stagflation bevorstehen. Ungeachtet der risikoreichen Aussichten suchen viele Unternehmen händeringend nach Fachkräften. Das zeigt, wie sehr ihnen daran gelegen ist, sich qualifiziertes Personal zu sichern. Bleibt die deutsche Wirtschaft vom Gau eines kompletten russischen Erdgas-Lieferstopps verschont, wird sich die Zahl der Erwerbstätigen im Jahresverlauf voraussichtlich mit abgeschwächtem Tempo weiter erhöhen. Aber die wachsende Knappheit wird dafür sorgen, dass viele Stellen lange vakant oder unbesetzt bleiben. Im Schnitt dauert die Besetzung einer Stelle mittlerweile ein halbes Jahr. Eine hohe Zahl an offenen Stellen gibt es derzeit unter anderem im Gesundheits- und Sozialwesen, in der Bauwirtschaft, im Gastgewerbe, im Maschinenbau, in der Energietechnik und im Erziehungswesen. Mehr als die Hälfte der bei den Jobcentern gemeldeten Stellen sind für Fachkräfte mit Berufsausbildung ausgeschrieben, ein Fünftel für höher qualifizierte Experten und Spezialisten. Das ist eine Verletzlichkeit der deutschen Wirtschaft, die sich schon seit langem aufbaut. Jetzt ist der Zeitpunkt, sie tatkräftig anzugehen und alle Erwerbspersonen, die schon in Deutschland sind, zu mobilisieren sowie gezielte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt attraktiv zu machen.“
„Die Erzeugerpreise sind im Mai mit 33,6 % verglichen zum Vorjahr auf einen neuen historischen Höchststand geklettert. Es ist nach wie vor Dampf auf dem Kessel. Dieser treibt die Verbraucherpreisinflation auch im Juni. Die größten Beiträge dürften wie im Vormonat von den Energiepreisen und den Nahrungsmitteln kommen. Vor allem der Krieg in der Ukraine und die Pandemie bzw. Chinas „No-Covid“-Politik stören die Energieversorgung und die Lieferketten weiter. Das spricht gegen einen schnellen Rückgang der Inflation und birgt die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Tarifparteien in aktuellen Verhandlungen stellt das vor die Herausforderung: Sie müssen einerseits den Kaufkraftverlust für die Arbeitnehmenden jedenfalls teilweise ausgleichen und andererseits die Rückkopplungseffekte auf die Inflation begrenzen. Die Fiskalpolitik kann hier zur Entspannung beitragen, wenn sie soziale Härten abfedert. Die EZB muss mit der Zinswende liefern, um die Inflationserwartung weiter einzudämmen."
„Die gefallene Stimmung unterstreicht: Die deutsche Wirtschaft quält sich bestenfalls langsam voran. Soliden Urteilen zur aktuellen Geschäftslage stehen seit dem russischen Überfall auf die Ukraine sehr düstere Geschäftserwartungen gegenüber; der Abstand zwischen den beiden Komponenten des Geschäftsklimas bleibt auch im Juni enorm. Das zeigt, die Rezessionsangst ist weiterhin riesig und dürfte angesichts der vielen Unwägbarkeiten die unternehmerische Investitionsbereitschaft dämpfen. Für das Gelingen der Transformation ist indes das Gegenteil, nämlich ein Investitionsschub, zentral. Eine Wende zum Besseren ist leider erst zu erwarten, wenn sich der Pulverdampf des Krieges verzieht, die globalen Materialengpässe nachlassen sowie der Inflations- und Kostendruck abebbt. Unter dem Strich rechne ich noch mit einem Wirtschaftswachstum von 1,6 % in diesem Jahr – nur rund halb so viel, wie ohne den Krieg möglich gewesen wäre.“
„Letzte Woche hat die EZB ernst gemacht: Sie hat die Zinswende eingeleitet. Weil die Spreads südeuropäischer Länder in Folge deutlich gestiegen sind, hat der EZB-Rat dazu heute eine Adhoc-Sitzung abgehalten. Inhaltlich ist die EZB bei Ihren Entscheidungen von letzter Woche geblieben, trotzdem hat die Sitzung zumindest kurzfristig zur Beruhigung der Märkte beigetragen. Ein Blick auf die Fundamentaldaten zeigt auch, dass die Situation heute eine andere ist als zum Zeitpunkt der Eurokrise: Zwar sind Schuldenstände in den betroffenen Ländern heute höher, entscheidend ist aber, dass die Zinslast relativ zur Wirtschaftsleistung deutlich niedriger ist. Die rückläufigen, langfristigen Inflationserwartungen belegen, dass die EZB aus Sicht des Marktes die Zinswende glaubhaft umsetzt. Eine Herausforderung bleibt der Marktfragmentierung mit passenden Instrumenten zu begegnen.“
„US-Notenbankchef Jerome Powell hat zuletzt sehr deutlich gemacht, dass die Fed ihre aggressive geldpolitische Wende so lange fortsetzen wird, bis deutliche Erfolge bei der Inflationsbekämpfung zu verzeichnen sind. Eine Anhebung des Leitzinses um jeweils 0,5 % scheint sowohl für die anstehende Juni- als auch für die Juli-Sitzung bereits in Stein gemeißelt und auch darüber hinaus wird die geldpolitische Straffung zügig weitergehen. Neben den Zinsschritten wurde mit der Reduzierung der 8,5 Bio. US-Dollar großen Fed-Bilanz bereits begonnen. 2022 durfte sich der Abbau auf etwa 1,0 Bio. US-Dollar summieren, für 2023 ist mit einem Rückgang um weitere 1,5 Bio. US-Dollar zu rechnen. Der Balanceakt der Fed besteht darin, die Preisanstiege zu verlangsamen und gleichzeitig durch höhere Zinsen die Wirtschaft nicht zu stark abzuwürgen. Jerome Powell warnte in diesem Zusammenhang bereits davor, dass der Kampf gegen die Inflation schmerzhaft werden könnte.“
„Auf die deutsche Wirtschaft wirken gerade zwei entgegengesetzte Kräfte. Die Erholung von Omikron gibt einen positiven Impuls, erneute Lieferkettenengpässe belasten: Die Omikron-Welle hat sich glücklicherweise als harmloser herausgestellt als noch Ende letzten Jahres befürchtet und viele Dienstleister befinden sich schon seit Mitte des ersten Quartals wieder im Aufwind. Der dürfte auch im laufenden Vierteljahr für Wachstum sorgen. Durch die extrem hohen Energie- und Lebensmittelpreise wird vom einst erwarteten post-pandemischen Konsumboom allerdings nur wenig übrig bleiben. In der Industrie verbessert sich zwar die Versorgung mit Mikrochips, dafür kommen aber neue Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten aus Russland und der Ukraine hinzu. Teile der Autoindustrie wurden schon im März durch fehlende Kabelbäume aus der Ukraine lahmgelegt. Schwerwiegend sind außerdem die wohl immer wiederkehrenden Lockdowns in China, Deutschlands wichtigstem Handelspartner. Seit Kriegsbeginn schwebt das Damokles-Schwert ausbleibender Gaslieferungen aus Russland über allem. Hierauf muss die deutsche Wirtschaft vorbereitet sein und schnellstmöglich von der Abhängigkeit von russischem Gas loskommen.“
„Die Folgen des russischen Angriffskrieges auf die europäische Wirtschaft sind schwerwiegend. Das leicht positive Wachstum der Eurozone zu Jahresbeginn kann deshalb nur für kurzlebige Erleichterung sorgen. Der Ukrainekrieg verlängert und intensiviert den Gegenwind für die Konjunktur und raubt der wirtschaftlichen Erholung von der Pandemie viel von ihrer Kraft. Die Verschärfung der Coronalage in China kommt als Belastungsfaktor noch obendrauf. Hohe Energiekosten und Lieferengpässe belasten vor allem den Bau und das Verarbeitende Gewerbe. Währenddessen bricht die Stimmung der Verbraucher ein, eine Folge der deutlichen Kaufkraftverluste und der Verunsicherung durch den Krieg. Allein die Aufhebung der Eindämmungsmaßnahmen und fiskalische Entlastungspakete setzen positive Impulse.“
„In den USA ist die Wirtschaftskraft im Schlussquartal annualisiert um 6,9 % gestiegen. Für das Gesamtjahr ergibt sich dadurch ein BIP-Wachstum von 5,7 %. Umfassende Fiskalausgaben und eine sehr lockere Geldpolitik haben dazu beigetragen, dass die US-Wirtschaftsleistung mittlerweile deutlich über dem Vorkrisenniveau liegt. Die Politik und die US-Notenbank wenden sich angesichts der guten konjunkturellen Entwicklung zunehmend vom Krisenmodus ab. Die fiskalischen Stützungsmaßnahmen der Regierung werden 2022 wesentlich geringer als in den vergangenen Jahren ausfallen. Die US-Notenbank hat bereits damit begonnen die expansive Geldpolitik zurückzufahren. Es ist daher mit steigenden Kapitalmarktzinsen und einer Verteuerung der Finanzierung für Unternehmen zu rechnen. Die wirtschaftliche Entwicklung wird 2022 demnach von ausklingenden Aufholeffekten und einer Abkühlung der Wachstumsrate gekennzeichnet sein. Wir rechnen mit einem stabilen Wachstum in Höhe 3,8 %.“
„Die Anfang 2021 in die deutsche Konjunktur gesetzten sehr hohen Erwartungen haben sich nur teilweise erfüllt. Die äußerst hartnäckigen globalen Lieferkettenprobleme, zwei weitere Corona-Wellen und ein kaufkraftzehrender Inflationsanstieg haben am Ende eine schnellere Erholung im vergangenen Jahr verhindert. Für sich genommen kann sich das für 2021 gemeldete Wirtschaftswachstum von 2,7 % dennoch sehen lassen, seit der Wiedervereinigung lag es im Schnitt lediglich bei 1,2 % pro Jahr. Die konjunkturelle Stabilisierung trotz neuer Hürden infolge der weiter schwelenden Pandemie ist auch dem fiskalischen Einsatz zu verdanken, wie er an dem hohen Staatsdefizit von 4,3 % des BIP abzulesen ist. Nun gilt es, die Staatsverschuldung perspektivisch wieder zu verringen und zugleich genügend Mittel in die anstehende Transformation zu lenken. Dieser schwierige Spagat gelingt am besten bei einem soliden Wirtschaftswachstum und einem engen Monitoring der Ausgabenqualität und -effizienz. Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum sind grundsätzlich günstig, die Risiken allerdings vor allem kurzfristig groß. Wie schon 2021 droht auch in diesem Jahr eine konjunkturelle Achterbahnfahrt über die Berge und Täler neuer Corona-Wellen. Mit der hochansteckenden Omikron-Variante wird die Pandemie erneut für einen konjunkturellen Fehlstart sorgen, dem sich aber ein kräftiger Wachstumsschub ab dem Frühling anschließen kann. Voraussetzung ist die erfolgreiche Bekämpfung der Pandemie – idealerweise deren Überführung in eine Endemie – sowie eine Entspannung bei den Lieferengpässen.“
„Ich sehe bisher keine deutschlandweite Preisblase am Wohnungsmarkt. Was wir beobachten und das schon seit einigen Jahren – sind regionale Preisübertreibungen von wachsendem Umfang. Diese haben auch 2021 weiter zugenommen. Die Häuserpreise sind in der ersten Jahreshälfte um mehr als 10 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Mieterhöhungen und Einkommenszuwächse bleiben weit dahinter zurück. Das betrifft sowohl Metropolregionen wie Berlin, Frankfurt und München als auch kleinere Städte und ländliche Kreise. Die Risiken für Preisrückschläge haben sich damit erhöht. Aber das allein stellt noch keine Gefahr für die gesamtwirtschaftliche Stabilität dar. Ein Kreditboom, wie er für spekulative Immobilienblasen typisch ist, ist bisher ausgeblieben. Zudem sind die Immobilienkäufe in der Regel solide finanziert. Die Kreditinstitute legen nach den verfügbaren Indikatoren weiterhin hohe Kreditvergabestandards an, wenn auch zuletzt mit leicht erhöhter Risikoneigung. Mein Fazit lautet also: Alarmismus ist fehl am Platze, aber erhöhte Vorsicht ist geboten, und das in ganz Europa. In den meisten EU-Ländern sind starke Steigerungen der Wohnimmobilienpreise zu beobachten. Die niedrigen Zinsen können Investoren auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten dazu verleiten, größere Risiken einzugehen. Und für die Kreditwirtschaft besteht schon durch die Corona-Krise eine erhöhte Belastung.“
„Das Wachstum des breit gefassten Geldmengenaggregats M3 im Euroraum fällt nach zweistelligen Zuwachsraten zu Beginn diesen Jahres auf ein Niveau wie zu Beginn der Pandemie zurück (7,4 %). Auch in den kommenden Monaten dürften die Zuwachsraten einstellig bleiben, vor allem nach der Ankündigung der EZB in der Septembersitzung, im 4. Quartal „signifikant weniger“ zu kaufen als in den beiden vorausgegangenen Quartalen. Auf den zurzeit erhöhten Inflationsdruck wird sich das kaum auswirken: Zum einen werden die Preissteigerungen maßgeblich von angebotsseitigen Faktoren getrieben, die sich der Kontrolle der Zentralbank entziehen. Zum anderen bleibt das Wachstum von M3 deutlich über dem Durchschnitt der Vorkrisenjahre. Vor allem mehr Wohnungsbaukredite und mehr Staatsanleihen auf den Bankbilanzen sind für diese Entwicklung verantwortlich, während das Wachstum der Unternehmenskredite nach starken Beiträgen zu Beginn der Pandemie nur noch eine geringe Rolle spielt.“
„Die Corona-Krise hat zu spürbaren Einbrüchen der Steuereinnahmen und steigender Staatsverschuldung geführt. Dass die aktuelle Steuerschätzung nun günstiger ausfällt als die vorangegangene, macht Hoffnung: Ein Ende dieser Krise ist in Sicht! Allerdings ist es noch ein weiter Weg bis zu einer durchgreifenden Erholung der Einnahmen. Das fordert Politik und Verwaltung, jetzt mit Augenmaß die öffentlichen Haushalte zu gestalten. Dabei muss der Blick in die Zukunft gerichtet sein, denn die Grundlagen für die dringend benötigten Maßnahmen zur Digitalisierung oder für den Klimaschutz werden heute gelegt. Das gilt insbesondere für die Investitionen der Kommunen, die angesichts der brüchigen Einnahmenbasis finanziell abgesichert werden müssen.“
„Die Bewältigung der Corona-Pandemie war und wird mit weiteren erheblichen finanziellen Belastungen der EU-Mitgliedsstaaten verbunden sein. Die vorübergehende Anwendung der in den europäischen Fiskalregeln verankerten Ausweichklauseln sorgt daher für zusätzlichen Handlungsspielraum. Die EU-Kommission hat heute vorgeschlagen, die Ausweichklausel auch auf das Jahr 2022 anzuwenden. Das Ziel ist sicherzustellen, dass der fiskalpolitische Stimulus, regelbedingt, nicht zu früh zurückgenommen werden muss und die konjunkturelle Erholung nach der Pandemie abgewürgt wird. Vor dem Hintergrund, dass einige Mitgliedsstaaten bis ins Jahr 2023 brauchen dürften, um das Vorkrisenniveau des BIP zu erreichen, erscheint dieser Vorschlag durchaus sinnvoll. Allerdings sind, mit Blick auf die strukturell hohe Verschuldung im Euro-Raum und der EZB als größtem Einzelgläubiger der Mitgliedsstaaten, mittelfristige Strategien, die die Schuldenstände glaubwürdig auf ein langfristig nachhaltiges Niveau zurückführen, entscheidend. Dabei ist der zielgerichtete und effiziente Einsatz von Mitteln aus dem Recovery Fund ebenso ein Ansatzpunkt wie der fiskalische Reformprozess. Auf diese Weise gelingt es, fiskalische Nachhaltigkeit mit dem Investitionsbedarf in grüne und digitale Zukunftsprojekte zu vereinen.“
Konjunktur Deutschland / Eurozone
KfW-Konjunkturkompass Deutschland / Eurozone
25. Mai 2022
Aufschwung im Würgegriff des Krieges
Der Krieg in der Ukraine zerstört die Hoffnung auf einen kräftigen Aufschwung und treibt die Inflation. Das deutsche BIP wird 2022 nur noch um 1,6 % wachsen, 2023 wird das Wirtschaftswachstum dann sogar auf 1,2 % nachgeben. Während die Bremseffekte der Corona-Pandemie nachlassen und sich die Dienstleistungen über Frühling und Sommer etwas erholen, verlängert der russische Angriffskrieg die globalen Lieferkettenprobleme, treibt die Energiekosten in die Höhe und belastet die Kaufkraft. Die deutsche Inflationsrate wird 2022 mit 6,3 % sehr hoch sein und sich 2023 auf 3,0 % abschwächen. Die Eurozone dürfte 2022 um 2,5 % und 2023 um 1,3 % wachsen, die Verbraucherpreise werden dort um 6,4 % (2022) und um 3,1 % (2023) steigen. Unsere neue Prognose basiert auf der Annahme anhaltend hoher Energiepreise, aber ohne Gasembargo.
Aktueller KfW-Konjunkturkompass (PDF, 116 KB, barrierefrei)

KfW-ifo-Mittelstandsbarometer
Mittelständische Unternehmen sind entscheidend für Wachstum und Wohlstand einer Volkswirtschaft. KfW Research analysiert mit seinen einzigartigen Umfragen, Studien und Statistiken die Bedürfnisse der mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Die Indikatorfamilie KfW-ifo-Mittelstandsbarometer basiert auf einer größenklassenbezogenen Auswertung der ifo Konjunkturumfragen, aus denen unter anderem der bekannte ifo Geschäftsklimaindex berechnet wird. Dabei werden monatlich rund 9.500 Unternehmen aus den Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Großhandel, Einzelhandel sowie Dienstleistungen (ohne Kreditgewerbe, Versicherungen und Staat) zu ihrer wirtschaftlichen Situation befragt, darunter rund 8.000 Mittelständler.
7. Juni 2022
Die Lage im Mittelstand verbessert sich, aber die Angst vor einem Absturz wächst
Die leichte Stimmungsaufhellung in den mittelständischen Unternehmen setzt sich im Mai den zweiten Monat in Folge fort. Gleichwohl bleibt das Geschäftslima noch immer weit hinter dem Niveau vor dem Kriegsüberfall Russlands auf die Ukraine zurück. Zudem verbessern sich diesmal ausschließlich die Lageurteile, die Geschäftserwartungen werden hingegen noch pessimistischer. Die Unternehmen blicken in einen konjunkturellen Abgrund. Wie tief sie hineinfallen, steht aber auf einem anderen Blatt.
Aktuelles KfW-ifo-Mittelstandsbarometer (PDF, 136 KB, barrierefrei)

Europäische Konjunktur
seit Mai 2020 zusammen mit Konjunktur Deutschland
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