Die Mitarbeitenden der Schreinerei verbinden große handwerkliche Erfahrung mit moderner Technik.
Gründer

Gründer

Im Chefsessel

Seit 1952 besteht die saarländische Schreinerei Hodapp. Als sich der Inhaber dem Rentenalter näherte, bereitete er den Generationswechsel vor. Hannes Seidel, der einst als Praktikant im Unternehmen angefangen hatte, übernahm den Traditionsbetrieb und führt ihn nun in die Moderne. Dafür erhielt er beim KfW Award Gründen 2025 den „Sonderpreis Nachfolge“.

KfW Award Gründen
Portrait von Hannes Seidel und der frühere Inhaber Karl-Friedrich Hodapp.

Hannes Seidel und der frühere Inhaber Karl-Friedrich Hodapp haben eng zusammengearbeitet, die Auszeichnung der KfW macht sie beide stolz.

Der KfW Award Gründen zeichnet in jedem Jahr 16 Landessieger und einen Bundessieger für ihre Geschäftsideen aus.

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Die Sonne stellt zwar keine Rechnung, doch ohne Solarzellen produziert sie auch keinen Strom. Damit der solare Energiefluss in den Halbleitern in Gang kommt, sind außerdem hochwertige Zutaten gefragt. Allen voran Silizium, Silber und Kupfer, die im Verbund für den Stromfluss sorgen. Die Crux bisher: Die wertvollen Elemente lassen sich am Ende des solaren Lebens kaum zurückgewinnen - zu aufwändig, zu teuer.

Schreinerei Hodapp
(Quelle: KfW / n-tv)

Portrait von Hannes Seidel.
Hannes Seidel

führt ein Team aus 23 Mitarbeitenden zwischen 18 und 63 Jahren. Als Nachfolger hatte er alle Angestellten übernommen.

Hannes Seidel war noch nie im Himalaya. „Aber die Firmenübernahme fühlte sich an wie der Mount Everest!“, sagt er. Der Aufstieg war geprägt von Zufall, Mut und einem Menschen, der immer an ihn glaubte: Charly. So nennen alle den langjährigen Eigentümer der Schreinerei, Karl Friedrich Hodapp. Die beiden lernten sich kennen, als Seidel nach der Schule nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Ein Studium reizte ihn nicht. Seine Eltern bestanden darauf, dass er auch eine Ausbildung in Betracht zog. „Das ist Lebenszeitverschwendung, wozu habe ich dann Abi gemacht?“, war seine erste Reaktion. Doch er schrieb Bewerbungen.

Die meisten Ausbildungsplätze waren längst vergeben, auch in der Schreinerei Hodapp. Nur ein Praktikum war noch möglich. „Besser als nichts“, dachte sich Seidel. „Es hat Spaß gemacht. Vielleicht, weil ich als Kind mit meinen Freunden draußen Häuschen gebaut habe: vier Holzpfosten, ein Wellblechdach und ein Teppich im Matsch. Später kamen Wände dazu und Rampen, um mit Bobbycars vom Dach zu brettern. Als Jugendliche verlegten wir uns dann auf Partyhütten“, erzählt er. Eine andere Schreinerei bot ihm schließlich einen Ausbildungsplatz an. Da sprach er mit dem Chef: „Ich will Schreiner werden, und zwar hier, nicht bei der Konkurrenz.“ Diese Direktheit überzeugte, er wurde eingestellt.

Ein überraschendes Angebot

Ein Gruppefofo von einem Teil des Teams der Schreinerei Hodapp.
Nachfolge geglückt

Ein Teil des Teams der Schreinerei Hodapp: 2021 hat Hannes Seidel den Betrieb im Rahmen der Nachfolge übernommen.

Die Ausbildung lief hervorragend, und das Verhältnis zu Charly Hodapp war sehr gut. Wie sehr dieser Seidel schätzte, wurde wenige Monate nach der Gesellenprüfung klar. Die beiden standen bei einem Kunden im Türrahmen, also buchstäblich zwischen Tür und Angel, als er sagte: „Wie sehen eigentlich deine Zukunftspläne aus? Ich will dir nämlich die Schreinerei verkaufen.“ Seidel, damals 21 Jahre alt, erinnert sich: „Da ist mir fast der Akkuschrauber aus der Hand gefallen!“ Doch er konnte sich eine solche Zukunft vorstellen, allerdings nicht sofort. Er holte sich Rat zur Gestaltung und Finanzierung einer Übernahme. Zudem standen noch die Meisterschule und eine Fortbildung zum Holztechniker in Rosenheim an. Danach kehrte er als künftiger Nachfolger in den Betrieb zurück. Bereits am ersten Tag übergab ihm Charly Hodapp seinen Schreibtisch und den Chefsessel mit den Worten: „Das ist jetzt dein Platz, setz dich hin, da kannst du schon mal üben.“

Gründen und Nachfolge

Egal, ob Sie als Existenzgründerin oder Existenzgründer ein Unternehmen neu aufbauen oder einen bestehenden Betrieb übernehmen wollen: Mit kompetenter Unterstützung und KfW-Förderung ist es einfacher, Ihren Traum von der Selbstständigkeit zu verwirklichen.

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Zwei Jahre lang arbeiteten sie auf der Führungsebene zusammen. Ihre Werte stimmten überein: „Vertrauen, delegieren und auch mal alle Fünfe gerade sein lassen“, fasst es Seidel zusammen. Den eigenen Stil musste „der Neue“ jedoch allein finden. 2021 übernahm er die Geschäftsführung und 24 Mitarbeitende. Charly Hodapp blieb für eine weitere Übergangszeit im Betrieb. Mit dem Wechsel kam auch viel frischer Wind: „Es gab umständliche Abläufe und viel Papier in der täglichen Arbeit. Ich bin mit dem Tablet auf die Baustelle gegangen, da konnte ich die Maße direkt in Fotos einzeichnen. Mir war klar, dass wir moderne Systeme brauchen, um zu bestehen“, sagt Seidel.

Digitales Handwerk

Ein Hodapps Mitarbeiter arbeitet mit einem modernen visuellen Progamm auf einem Bildschirm.
Digitalisierung

Aktuelle Programme, automatisierte Abläufe und moderne Maschinen gehören zu den Neuerungen in der Schreinerei.

Nicht alle begrüßten diese Veränderungen. Hinzu kam, dass sich die Anschaffung einer modernen Maschine als Fehler herausstellte. Der Widerstand wuchs. Seidel trennte sich von zwei Personen, die andere Vorstellungen hatten. „Ich verstehe, dass die Umstellung schwer ist. Früher mussten Schreiner jeden Millimeter durchdenken, jetzt übernehmen das Maschinen und sie sollen Verantwortung abgeben. Doch ohne ihren handwerklichen Hintergrund nützen die besten Computerprogramme nichts. Es braucht die Kombination aus Erfahrung und neuer Technik. Die Jüngeren sind mit digitalen Tools vertraut, sie sind damit aufgewachsen. Von den Älteren erwarte ich nicht, dass sie zu IT-Profis werden, aber die Bereitschaft, dazuzulernen.“

Hannes Seidel hatte ein gesundes Unternehmen übernommen. Doch dann kam die Corona-Pandemie und brachte ihn an seine Grenzen. Die Aufträge blieben aus und das Konto wurde immer leerer. Eine Lösung musste her. Er bestellte statt Holz große Mengen Plexiglas, um Spuckschutzwände für Praxen und Geschäfte herzustellen. „Da habe ich mich schon gefragt, worauf ich mich eingelassen habe“, sagt er. In dieser Zeit halfen ihm seine Familie, sein Freundeskreis und seine Hobbys. Als Trompeter und Vorsitzender des Musikvereins fand er einen Ausgleich zur Arbeit und sah gleichzeitig Parallelen: „Wenn der Dirigent ein neues Stück mitbringt, spielt man zusammen drauflos. Verbessert wird anschließend. Und manchmal muss man zwischen den Noten lesen können, damit es gut klingt. So halte ich es auch im Betrieb.“

Wachstum zu zweit

Ein Hodapps Werkamitarbeiter schleift ein Holzstück mit einem modernen Gerät glatt.
Hochwertig, langlebig und nach Maß

Die Schreinerei ist in der Region bekannt für hohe Qualität.

Ein Unternehmen, das sich neu erfindet - das ist allein schwer zu stemmen. Daher hat sich Hannes Seidel nun für eine Doppelspitze entschieden. Joshua Fischer soll schon bald gemeinsam mit Seidel die Geschäfte führen. Woher sie sich kennen? Er war ebenfalls Auszubildender hier. Charly Hodapp, der immer gern vorbeischaut, ist stolz auf seinen Nachfolger. Den nennen hier übrigens alle nur „den Hannes“, während Charly für viele noch immer „der Chef“ ist. „Das passt schon!“, sagt Hannes Seidel lachend.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 8. Dezember 2025