Müllverbrennungsanlagen verwandeln Abfälle in Strom oder Fernwärme. Doch wie effizient sie arbeiten, hängt auch vom eingebrachten Material ab. WasteAnt analysiert dies mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz. Dafür wurde das Unternehmen mit dem KfW Award Gründen ausgezeichnet.
Langsam fährt der große LKW rückwärts an die schmale Rampe. Kurz darauf rutscht der Abfall in den tiefen Schacht des Entsorgungsunternehmens in Bremen. Ein Stück Stoff, eine Windel und ein zerbrochener Spiegel sind zu erkennen. Christian Müller, einer der Gründer von WasteAnt, zeigt darauf:
"Hier landet, was wir zu Hause in die Restmülltonne werfen. Es ist Müll, der nicht recycelt wird. Nutzlos ist er deshalb aber nicht.“
Etwa 12 Prozent des Abfalls in Deutschland werden thermisch verwertet und sind ein wichtiger Bestandteil der Kreislaufwirtschaft. Die bei der Verbrennung entstehende Hitze erzeugt Wasserdampf, der eine Turbine antreibt und Strom produziert. Ein weiterer Teil des Wasserdampfs wird für die Fernwärme genutzt. Wie viel Energie erzeugt werden kann, hängt auch vom eingebrachten Müll ab – seine möglichst gleichbleibende Zusammensetzung ist dafür entscheidend. Deshalb wird er vor dem Verbrennen gut vermengt. Diese Aufgabe obliegt der Person am Kran. Sie behält den Müll im Auge, mischt ihn mit dem Greifer und entscheidet, was in die Verbrennung gelangt.
KI im Kraftwerk
Im Bremer Werk bringt die Technologie von WasteAnt mehr Transparenz in die wichtigen Prozesse. Künstliche Intelligenz spielt dabei eine zentrale Rolle. Sie steckt in grünen Boxen, etwas größer als ein Schuhkarton. Die darin verbauten Kameras sind auf die Anlieferung gerichtet und identifizieren problematische Stoffe, damit sie aussortiert werden können, eine lange Metallstange oder ein Autoreifen etwa. Zehn Minuten dauert die Entladung, in der Zeit scannen die Sensorboxen 20 Tonnen Müll.
KfW Award Gründen
Der KfW Award Gründen zeichnet in jedem Jahr 16 Landessieger und einen Bundessieger für ihre Geschäftsideen aus.
Mehr erfahrenVor der Verbrennung lagert der Abfall im Mülltrichter. Auch hier befinden sich Kameras. Die Software ermittelt den Heizwert des Materials und unterstützt damit die Steuerung für eine optimale Verwertung. Basis dafür ist ebenfalls eine KI. Sie lernt mit jedem erfassten Stoff hinzu und verbessert sich automatisch. Die Analyse wird direkt an die Person am Kran übermittelt. Sie erhält Hinweise, wie die nächste Ladung für den Ofen zusammengestellt werden soll, damit eine gleichbleibende Temperatur entsteht. Das System warnt, wenn es gefährliche Objekte im Material entdeckt, das kann eine Gasflasche sein, die im Ofen explodieren und im schlimmsten Fall für einen Stillstand sorgen könnte. Auch Voraussagen werden getroffen, zum Beispiel, dass die Hitze sinken wird und was dagegen zu tun ist.
Sicher und sauber
Durch die so erzielte konstante Auslastung arbeitet die Anlage auch umweltfreundlicher: Sie erzeugt nicht nur mehr Energie, sondern muss auch weniger Energie und chemische Mittel aufwenden, um die entstehenden Emissionen zu reinigen.
An zwei Standorten in Bremen sind die Systeme im Einsatz. Und Christian Müller, der wie seine Mitgründer eher ein Techie ist, wie er scherzhaft sagt, ist nun öfter im Müllheizkraftwerk.
„Als Team mit viel Erfahrung aus den Bereichen Robotik und Machine Learning haben wir die ideale Branche gefunden, die von unserer Entwicklung sehr profitiert. Und dass wir damit auch der Umwelt dienen und aus Abfall noch so viel herausholen, ist auch für unser Team eine große Motivation – oder eben unser Brennstoff“, sagt er lachend.
Auf KfW Stories veröffentlicht am 18. Juni 2024
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 9: Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung
Eine nicht vorhandene oder marode Infrastruktur hemmt die Wirtschaftlichkeit und fördert so die Armut. Beim Aufbau der Infrastruktur sollte der Aspekt der Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen, zum Beispiel mit der Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln. Auch Fabriken und Industriestätten sollten nach ökologischen Gesichtspunkten nachhaltig produzieren, um eine unnötige Umweltbelastung zu vermeiden. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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