In den immergrünen Regenwäldern im Grenzgebiet von Laos und Vietnam finden sich viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Doch der Artenreichtum und die Regenwälder sind durch Abholzung und Wilderei gefährdet. Gemeinsam mit der Naturschutzorganisation WWF setzt sich die KfW für den Erhalt der Wälder und der Biodiversität im Annamiten-Gebirge ein.
Es ist nur ein schmaler Trampelpfad, der von einem kleinen laotischen Dorf in den Regenwald führt. Links und rechts des Weges ragen grüne Baumriesen in den Himmel, ein Bach plätschert von den Bergen ins Tal. In Jeans und WWF-Shirt gekleidet, läuft ein junger Ranger mit seinen Kollegen voran, die alle Overalls tragen.
Hier im Annamiten-Gebirge, das sich über das Grenzgebiet zwischen Laos und Vietnam erstreckt, ist ihr Revier. Trittsicher setzen sie auf den steinigen Pfaden einen Fuß vor den anderen und bewegen sich rasch voran. Die jungen Laoten sind hier regelmäßig auf Patrouille – und werden oft fündig. Plötzlich hält einer von ihnen an und zeigt auf einen kaum sichtbaren schmalen Draht im Gras neben dem Weg.
„In einer solchen Schlinge werden die Tiere gefangen“, erläutert der junge Ranger. Sie bleiben mit ihren Beinen hängen, werden von der hochschnellenden Falle mitgerissen und verenden qualvoll. Menschen, die solche Fallen auslegen, bedrohen die Biodiversität, denn in der Region kommen viele seltene Tierarten vor. Doch viele Bewohner der angrenzenden Dörfer, das ergab eine aktuelle Studie, ernähren sich von „Buschfleisch“, gehen illegal in den Naturschutzgebieten auf die Jagd. Wilderer zu stellen, Fallen und illegale Lager zu beseitigen, ist daher eine Hauptaufgabe der Ranger.
Sie lagern in einer einfachen Hütte auf einem Außenposten, schlafen dort auf dünnen Matratzen in Schlafsäcken auf dem Boden, meist unter einem Moskitonetz. Von dort gehen sie auf ihre Kontrollgänge. Die Ranger hier und in anderen Regionen des Gebirges beseitigten dabei in den vergangenen sechs Jahren mehr als 110.000 Tierfallen, rund 1.800 illegale Camps und ertappten mehr als 3.400 Wilderer.
Um die Menschen in der Region vom Wildern oder illegalen Holzeinschlag abzuhalten, werden die Anwohner dabei unterstützt, auf andere Art ihre Ernährung und ihr Einkommen zu sichern. Ein kleines Dorf liegt in unmittelbarer Nähe eines Schutzgebietes. Hütten sind auf Pfählen gebaut, Kinder in kurzen Hosen und T-Shirts laufen barfuß über die nackte Erde. Einige Frauen tragen Babys auf dem Arm, in Fenstern hängt Wäsche zum Trocknen. Ein Bauer füttert gerade seine Hühner. Das Federvieh läuft in der Abendsonne wild durcheinander und pickt eifrig nach dem Futter. „Die Hühnerzucht bringt mir zusätzliches Geld ein, um meine Familie zu ernähren“, erzählt der Mann.
Für den Aufbau der Hühnerzucht erhielt der Bauer eine kleine Anschubfinanzierung als einkommenschaffende Maßnahme. Darüber hinaus werden freiwillige Initiativen und Jugendgruppen unterstützt, die in den Dörfern mit Musik, Theater und Tanzvorführungen für den Naturschutz werben. Das Programm wirkt: Die Dorfbewohner berichten, dass sie jetzt Bananen und Reis anbauen und Hühner züchten – und nicht mehr in den Nationalpark gehen, um Holz zu sammeln oder zu jagen.
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Jugendarbeit
Naturschutz beginnt im Kopf. Freiwillige Initiativen und Jugendgruppen, die in den Dörfern mit Musik, Theater und Tanzvorführungen für den Naturschutz werben, erhalten deshalb finanzielle Unterstützung.
Die Beteiligung der Dorfbewohner ist ein wichtiger Teil des Schutzgebietsmanagements, das im Zentrum des Projektes von KfW und der Naturschutzorganisation WWF steht. Im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumweltministeriums (BMU) trägt das Programm dazu bei, den laotischen Nationalpark, drei weitere Parks in Vietnam und zwei Waldkorridore im Annamiten-Gebirge zu schützen. Ziel ist es, die Artenvielfalt und Biodiversität zu erhalten. Die erste Phase des Programms endete im April 2017, eine Fortführung ist für die zweite Jahreshälfte 2018 geplant.
„Dabei geht es vor allem auch darum, den illegalen Holzeinschlag zu bekämpfen“, sagt der KfW-Projektmanager Adrian Klocke. Zu diesem Zweck werden Daten über Art und Umfang der Abholzung und des Handels gesammelt, auch mithilfe von Satelliten. Der WWF konnte so in einem wissenschaftlich fundierten Bericht nachweisen, dass die offiziellen Holzexportquoten von Laos nach Vietnam immer wieder um das Dreifache überschritten wurden.
Inzwischen werde der Holzeinschlag besser überwacht, heißt es in einem Artikel des WWF-Magazins, sodass von 2015 auf 2016 der Export von Baumstämmen um 84 Prozent gesunken sei – ein wichtiger Fortschritt, um die einzigartige Naturlandschaft langfristig vor Raubbau zu schützen.
Immer wieder sorgt es auch für Überraschungen, welche Tierarten in den Weiten der Wälder noch leben. Die jungen Ranger sind besonders stolz auf ihre Kamerafallen. Diese werden fest an Bäumen installiert und lösen aus, wenn ein Tier in unmittelbarer Nähe vorbeiläuft. So entstand 2013 ein Schnappschuss von dem sehr seltenen Saola-Wildrind, das schon fast als ausgestorben galt. „Das war für uns eine großartige Entdeckung“, freut sich KfW-Projektmanager Adrian Klocke.
Darüber hinaus konnten Fotos dieser versteckten Kameras auch die Präsenz von Asiatischen Schwarzbären und des bedrohten gestreiften Annamiten-Kaninchens in dem Gebiet bestätigen – ein weiterer wichtiger Ansporn, diesen einzigartigen Lebensraum zu schützen.
Auf KfW Stories veröffentlicht am: Montag, 26. März 2018
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 13: Klimawandel sofort bekämpfen
Wassermangel, Dürre, Wirbelstürme und Überschwemmungen sind nur einige der vielen Folgen des globalen Klimawandels und Ursache für Migration. Derzeit sind etwa 20 Millionen Menschen gezwungen, infolge klimabedingter Ereignisse ihre Heimat zu verlassen. Der Klimawandel stoppt nicht an Ländergrenzen, und seine Auswirkungen beschränken sich nicht auf einzelne Politikfelder, Wirtschaftszweige oder soziale Gruppen. Auch die internationalen Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels müssen die zahlreichen Wechselwirkungen berücksichtigen, die sich zwischen diesen Bereichen ergeben. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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