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Erneuerbare Energien

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Riesenakku gegen Blackout

Das Unternehmen Neoen hat mit dem Konzern Tesla die größte Lithium-Ionen-Batterie der Welt in Betrieb genommen – sie speichert Windenergie und soll in Australien bei Stromausfällen einspringen.

Speicherbatterie Australien
Bauphase

Bis Dezember 2017 wurde im australischen Bundesstaat South Australia die Powerbank im Riesenformat aufgebaut.

So sehr das Smartphone zum Alltag gehört, so sehr gehören inzwischen auch leere Akkus dazu. Wenn man unterwegs ist und keine Steckdose in Reichweite ist, kann das ziemlich ärgerlich sein. Viele Leute haben daher immer eine Powerbank in der Tasche, um das Telefon im Notfall schnell mit diesem mobilen Energiespeicher aufladen zu können. Eine stationäre Powerbank im Riesenformat steht seit Dezember 2017 im australischen Bundesstaat South Australia, 20 Kilometer nördlich von Jamestown. Aber nicht, um Smartphones aufzuladen, sondern um Millionen Haushalte notfalls mit Strom zu versorgen. Es ist die größte Lithium-Ionen-Batterie der Welt. Das französische Unternehmen für erneuerbare Energien Neoen hat sie gemeinsam mit dem amerikanischen Konzern Tesla in Betrieb genommen.

Die Vorgeschichte: Im September 2016 beschädigte ein Sturm die elektrische Infrastruktur in South Australia, 1,7 Millionen Menschen saßen plötzlich im Dunkeln. Weitere Stromausfälle traten im Frühjahr 2017 auf. Als Reaktion darauf kündigte die Regierung des Bundesstaats einen Energieplan mit dem Ziel an, sauberere und vor allem zuverlässigere Energie zu liefern. Dieser Plan beinhaltete auch die Ausschreibung des Baus einer Batterie, um erneuerbare Energie speichern und diese bei Stromausfällen ins Netz einspeisen zu können. Wenige Monate später, im Juli, haben Neoen und Tesla den Zuschlag dafür bekommen.

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Angeschlossen ist die Tesla-Batterie an die Hornsdale Wind Farm von Neoen, aus der sie den Strom bezieht, den sie speichert. Die Hornsdale Wind Farm ist eine Windkraftanlage mit 99 Windrädern, sie erstreckt sich über 7.500 Hektar – so groß wie knapp 10.500 Fußballfelder. Die Größe eines Fußballfelds davon nimmt allein schon nur die Batterie in Anspruch.

Sie verfügt über eine Kapazität von 129 Megawattstunden, das ist die Maßeinheit für Energieerzeugung und -verbrauch. Ein Zwei-Personen-Haushalt benötigt hierzulande im Schnitt etwas mehr als drei Megawattstunden pro Jahr. Die Energieleistung der Batterie beträgt 100 Megawatt (100.000.000 Watt). Zum Vergleich: Eine im Haushalt übliche Glühbirne hat 15 bis 100 Watt.

„Die Batterie ist ein gigantischer Zusammenschluss mehrerer Tesla- Powerpacks. Wenn man davorsteht, sieht sie ein wenig so aus, als schaue man auf Hunderte riesengroße Kühlschränke. Wir speichern Windenergie in der Batterie und senden sie ins Stromnetz, wenn sie benötigt wird“, erklärte Franck Woitiez, der damals Geschäftsführer von Neoen in Australien war. Die Batterie gehört jetzt zu hundert Prozent dem französischen Energieunternehmen. Tesla hat die Technologie lediglich geliefert und sie auch gebaut. Und das in rekordverdächtiger Zeit: Teslas Firmenchef und Vorstandsvorsitzender Elon Musk setzte sich selbst eine Frist von 100 Tagen. Er verkündete via Twitter: 100 days from contract signature or it’s free. Diese Frist hat das Unternehmen am Ende deutlich unterboten. Allerdings hat Musk auch ein bisschen geschummelt: Bevor der Vertrag zwischen Tesla, Neoen und der australischen Regierung unterzeichnet wurde, hatte der Bau bereits begonnen. So konnte das System schon vor dem Höhepunkt der Klimaanlagensaison gestartet werden.

Illustration der Powerbank von Tesla und Neoen
Stromspeicher

Die Powerbank speichert Windenergie und versorgt bei Stromausfällen Millionen Haushalte.

Wenige Wochen nach Inbetriebnahme gab es schon die ersten Bewährungsproben für den Stromspeicher: „Die Batterie musste bereits zweimal einspringen und hat beide Male ihre Effizienz unter Beweis gestellt. Innerhalb von Millisekunden speiste sie den Strom ins Netz ein“, sagt Franck Woitiez. So konnte jeweils ein großer Blackout verhindert werden, als das Braunkohlekraftwerk Loy Yang im benachbarten Bundesstaat Victoria Probleme wegen plötzlicher Leistungsabfälle hatte. Bisher wurden in solchen Situationen Notfallgeneratoren konventioneller Kraftwerke eingesetzt, was allerdings viel länger dauert: Die Leute hätten mindestens zehn Minuten keinen Strom gehabt.

„Es gibt inzwischen viele ältere Kohlekraftwerke, die nicht mehr besonders zuverlässig sind. Und auch das Stromnetz in Australien ist ziemlich veraltet. Es ist das größte zusammenhängende Netz der Welt, rund 5.000 Kilometer Leitungen, und sehr fehleranfällig“, sagt Franck Woitiez. „Das Ziel unseres Projekts ist es, eine ökologisch und wirtschaftlich solide Windfarm zu betreiben, die erneuerbare Energie liefert, die lokal und im nationalen Stromnetz genutzt wird. Die Batterie ist dabei sehr nützlich. Sie garantiert eine höhere Netzstabilität und kann schnell auf Leistungsabfälle reagieren.“

Die KfW IPEX-Bank hat 2015 gemeinsam mit Neoen den Windpark Hornsdale auf den Weg gebracht. „Sie ist seit 2014 ein großartiger Partner und hat dem Wachstum unseres Unternehmens bereits durch die Finanzierung verschiedener Projekte sehr geholfen. In unser Projekt Hornsdale Wind Farm ist die KfW IPEX-Bank seit Tag eins involviert. Die Bankfinanzexperten verstehen ganz klar den Markt, wer wir sind und was die langfristige Perspektive und Vision unseres Geschäfts ist“, sagt Franck Woitiez.

Die Zukunft gehöre den erneuerbaren Energien, auch in Deutschland und Europa sei ein Modell ähnlich den Hornsdale-Projekten denkbar, so der Neoen-Manager: „Warum denn nicht? Es gibt für solche Batterien, die Energie speichern und ins Netz speisen können, auf der ganzen Welt Potenzial. Sie wären eine gute Antwort auf die Elektrizitätsbedürfnisse unserer Zeit. Sauberer Strom muss auch verfügbar sein, wenn es Netzprobleme gibt oder der Wind mal nicht so stark weht.“

In Australien jedenfalls funktioniert das Prinzip Energiespeicher, wie die Megabatterie von Neoen und Tesla bereits bewiesen hat. Und vielleicht gehören solche Batterien, die unsere Haushalte mit Strom versorgen, ja in Zukunft genauso zum Alltag wie Powerbanks, die unsere Telefone im Notfall aufladen.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 26. Juni 2018, aktualisiert am 20. Juli 2023

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