Um den Strombedarf der rund 1,3 Milliarden Menschen in Indien möglichst energiesparend decken zu können, gründete das Energieministerium die Energy Efficiency Services Limited (EESL), den größten Dienstleister der Welt rund ums Thema Energieeffizienz. Auftrag der EESL: Technische Produkte verkaufen, die deutlich weniger Strom verbrauchen als herkömmliche Geräte.
150 Gigawatt. Um diesen Wert muss die Kraftwerkskapazität in Indien bis 2040 allein wachsen, um Wohnungen zu kühlen. Dann werden, so lautet die Prognose, in 70 Prozent aller Haushalte auf dem Subkontinent Klimaanlagen laufen. 150 Gigawatt entsprechen rund 100 Atomkraftwerken der Größe, wie sie in Deutschland noch am Netz sind.
Allein diese eine Zahl lässt ahnen, welcher Strombedarf sich aus der ökonomischen Entwicklung des Landes mit seinen heute 1,3 Milliarden Einwohnern ergibt. Und was es fürs Klima bedeuten würde, wenn, wie zurzeit, die Elektrizität noch überwiegend aus Kohlekraftwerken käme. Und dass Energieeffizienz unabdingbar ist.
Stromsparen fängt ganz unten an, zum Beispiel in einem Innenhof im Zentrum der Hightechmetropole Bangalore. In der Filiale des kommunalen Servicezentrums „Bangalore One“ können Bürgerinnen und Bürger der Stadt zu vergleichsweise günstigen Preisen LED-Leuchten und Ventilatoren kaufen, die deutlich weniger Strom verbrauchen als normale Produkte.
Verkäufer der Produkte ist die EESL (Energy Efficiency Services Limited), ein staatlicher Dienstleister rund ums Thema Energieeffizienz, der als der größte seiner Art in der Welt gilt. Mit einem Kredit in Höhe von 50 Millionen Euro unterstützt die KfW Projekte der EESL, die 2009 vom Energieministerium gegründet wurde, und leistet damit einen Beitrag zur sozial und ökologisch nachhaltigen Energieversorgung des Landes. Die Mittel sind mittlerweile fast vollständig in Vorhaben geflossen.
Die KfW wird die finanzielle Zusammenarbeit mit der EESL ausweiten. Eine neue Kreditlinie in Höhe von 200 Millionen Euro ist zugesagt. KfW und EESL haben grundsätzlich vereinbart, dass jedes der über ein KfW-Darlehen mitfinanzierten Projekte eine Energieersparnis und damit eine entsprechende Reduktion der CO2-Emissionen von mindestens 20 Prozent bringen muss.
L. Shankar ist nicht vorrangig aus ökologischen Gründen kurz vor Ladenschluss in das Servicezentrum in der Innenstadt von Bangalore gekommen. Der Kleinunternehmer kauft LEDs, „weil ich damit Geld spare“. Das erste Mal tauchte er vor einem Jahr hier auf. Shankar hatte aus der Zeitung von der Bezugsquelle der preiswerten Leuchten erfahren. Dank der Energiesparprodukte der EESL hat der 41-Jährige seine monatlichen Stromkosten von umgerechnet zehn auf sechs Euro senken können. Seine Nachbarn holen sich inzwischen auch LEDs bei EESL.
„Wir kaufen in größeren Mengen ein und können daher rund 40 Prozent günstiger sein als normale Läden“, sagt der EESL-Manager N. Mohan. Die Energieeinsparung der LEDs im Vergleich zu konventionellen Glühbirnen beziffert er auf deutlich mehr als 50 Prozent.
LEDs sind der Energiesparrenner in privaten Haushalten. 20 Millionen Stück hat die EESL allein im Bundesstaat Karnataka verkauft, dessen Hauptstadt Bangalore ist. Bis Frühjahr 2019 will das staatliche Unternehmen insgesamt 770 Millionen abgesetzt haben.
In Indien sinkt die jährliche Durchschnittstemperatur nicht unter 25 Grad. Was bei uns die Heizung, ist dort die Klimaanlage, mindestens aber ein Ventilator. 30 Millionen dieser Belüfter werden jedes Jahr verkauft. Die von der EESL angebotenen Geräte verbrauchen nur etwas mehr als 50 Prozent des Stroms herkömmlicher Produkte. Ihr Kauf amortisiert sich aber erst nach zwei Jahren, was viele Kunden noch zögern lässt.
Private Haushalte sind eine Zielgruppe der EESL. LEDs sind auch das Mittel der Wahl, wenn es um Stromsparen im öffentlichen Raum geht. Ein eigenes Programm des Staatsunternehmens dreht sich um die Straßenbeleuchtung. Mehr als sechs Millionen Laternen sind schon durch LEDs ersetzt worden. Bis zum Frühjahr 2019, so das ehrgeizige Ziel der Regierung, sollen es 14 Millionen sein. Die Kommunen müssen die Laternen nicht sofort bezahlen, sondern finanzieren den Kauf aus den eingesparten Energiekosten. Im März 2018 haben überdies Kommunen in fünf Bundesstaaten begonnen, solarbetriebene Straßenlaternen zu installieren.
Sehr großes Energiesparpotenzial steckt aus Sicht der EESL in der Landwirtschaft. Sie verbraucht 22 Prozent des gesamten Stroms Indiens. Rund 700.000 Quadratkilometer Ackerland werden bewässert, eine Fläche, die doppelt so groß wie Deutschland ist. 30 Millionen Pumpen sind dafür im Einsatz. Ein Drittel wird mit Diesel, zwei Drittel werden mit Strom betrieben. Die EESL setzt auf effektivere Geräte, aber auch auf Solarpumpen. Die Finanzierungsidee dabei ist: Bauern verkaufen überschüssigen Solarstrom an den Netzbetreiber und bezahlen mit den Erlösen die Solarpumpe.
Und der gigantische Energiebedarf für die Raumkühlung? Eines von rund einem Dutzend Effizienzprogrammen der EESL beschäftigt sich mit Produktion und Vertrieb sparsamerer Klimaanlagen. Das Ziel: 40 Prozent weniger Stromverbrauch als prognostiziert. So wären nur noch 90 Gigawatt zusätzliche Kraftwerkskapazität im Jahre 2040 allein für den Betrieb von Klimaanlagen in Wohnungen notwendig. Dadurch würde Indien Energie in einem Umfang sparen, der der Leistung von 40 Atomkraftwerken entspricht.
Auf KfW Stories veröffentlicht am: Mittwoch, 12. Dezember 2018
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 7: Nachhaltige und moderne Energie für alle
Knapp 80 Prozent der weltweit erzeugten Energie stammt immer noch aus fossilen Energieträgern. Aus der Verbrennung fossiler Energieträger entstehen unter anderem Kosten für das Gesundheitssystem aufgrund der Luftbelastung und Kosten wegen Klimaschäden, die der Allgemeinheit und nicht nur den Verursachern schaden. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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