Ilustration eines fliegenden Flugzeugs
Energieeffizienz

Energieeffizienz

Durchstart für Energieeffizienz

Auf dem Airbus-Werksgelände in Hamburg-Finkenwerder wird die neue A321XLR gebaut. Dafür entsteht dort ein Bürogebäude, das trotz extremem Zeitdruck ein Vorreiter in Sachen Energieeffizienz werden soll.

Kopfportrait eines Geschäftsmannes
Behält den Überblick

Tim Eisenburger ist Projektmanager bei Airbus

Als Tim Eisenburger Ende 2020 klar wird, wie wenig Zeit ihm für den Neubau bleibt, muss er erst einmal schlucken. Schließlich geht es um ein Megaprojekt. Sein Arbeitgeber Airbus will ein neues Flugzeug auf dem Werksgelände in Hamburg-Finkenwerder bauen. Als Projektmanager im Bereich Buildings and Constructions ist es Eisenburgers Aufgabe, den für die neuen Produktionshallen nötigen Büroriegel in Sachen Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit zu begleiten. Die Crux: Der neue Langstreckenflieger soll bereits 2023 in Betrieb genommen werden. Hallen und Büros müssen so schnell wie möglich her.

Klimafreundlich bauen und fliegen

Zahlen und Fakten

Ein Effizienzgebäude 40 benötigt 40 Prozent der Primärenergie eines Referenzgebäudes. Wenn zudem mindestens 55 Prozent des Energiebedarfs zur Wärme- und Kälteversorgung aus regenerativen Quellen und/oder unvermeidbarer Abwärme stammen, erreicht das Gebäude die Erneuerbare-Energien-(EE-)Klasse, ein Zuschuss von bis zu 22,5 Prozent der förderfähigen Kosten ist möglich. Mehr zur Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) unter: kfw.de/263 und kfw.de/463

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Doch nicht nur das schmale Zeitfenster ist eine Herausforderung. „Airbus verfolgt die Strategie, bis 2035 emissionsfrei zu fliegen. Das neue Flugzeug ist ein wichtiger Schritt dahin“, erläutert Eisenburger. Die A321XLR soll pro Flugsitz 30 Prozent weniger Kerosin verbrauchen. „Da wollen wir natürlich auch mit unseren Produktionsstätten mithalten und besonders energieeffizient sein.“ Deshalb zieht Eisenburger den bei der Deutschen Energie-Agentur (dena) gelisteten Energieeffizienzexperten Duc Le Minh aus dem Planungsbüro WP Ingenieure in Hamburg hinzu. „Wir haben durchgespielt, welche Maßnahmen wir für welche Effizienzen benötigen, und den Büroriegel letztendlich als ein Effizienzgebäude 40 EE geplant“, beschreibt Le Minh den Entstehungsprozess. Um diesen Standard zu erreichen, bietet das Gebäude einen hohen Wärmeschutz: Das Dach ist 24 Zentimeter dick mit Mineralwolle gedämmt, die Dämmschicht in den Wänden beträgt 18 Zentimeter. Heizung, Lüftung und Beleuchtung werden vollautomatisch gesteuert. Le Minh liefert dafür ein Beispiel: „Wenn jemand ein Fenster öffnet, sorgen Sensoren dafür, dass die Heizung nicht komplett durchläuft.“ Dies wurde eng mit dem Architektenbüro PSP Architekten sowie dem Ingenieurbüro Poggensee aus Hamburg abgestimmt.

Mehr als genug Solarstrom

Eine 3D-Animations eines Bürogebäudes
Optimale Ausnutzung

Der Entwurf sieht auf dem Dach der Produktionshalle eine Photovoltaikanlage mit einem jährlichen Stromertrag von 490.000 Kilowattstunden vor – zehnmal mehr, als der Büroriegel verbrauchen wird.

Alle geplanten Effizienzmaßnahmen führen dazu, dass im Gebäude pro Jahr 22.000 Kilowattstunden elektrische Energie eingespart werden können. Das sind rund 45 Prozent dessen, was ein Referenzgebäude verbraucht. Die elektrische Energie für den Büroriegel liefert eine Photovoltaikanlage, die das gesamte Dach der neuen angrenzenden Produktionshalle bedeckt. Sie produziert im Jahr 490.000 Kilowattstunden grünen Strom. Nur knapp ein Zehntel davon wird für die Büroräume benötigt, der Rest kann ins Energienetz eingespeist und anderweitig am Airbus-Standort verwendet werden. Dass der Staat Energieeffizienzmaßnahmen fördert, weiß Eisenburger aus früheren Projekten. Für den geplanten Büroriegel ist im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ein Tilgungszuschuss von bis zu 22,5 Prozent der förderfähigen Kosten möglich. Nun muss sich der Projektmanager fragen, ob sein Zeitplan es zulässt, einen Förderkreditantrag zu stellen und auf die Zusage zu warten.

Luftaufnahme vom Airbus-Werksgelände
Airbus-Werksgelände

Auf dem Airbus-Werksgelände in Hamburg-Finkenwerder entsteht das neue energieeffizeinte Bürogebäude.

Die zeitlichen Anforderungen bei Förderkrediten und Zuschüssen kennt Stefan Holst natürlich. „Deshalb ist auch Schnelligkeit in der Beratung und Begleitung der Unternehmen für uns im Fördergeschäft immer oberstes Gebot“, erklärt der Leiter der Förderberatung für Norddeutschland bei der HypoVereinsbank. Ein Beraterteam, das auf öffentliche Förderung spezialisiert ist, bearbeitet Eisenburgers Anfrage und kann ihm noch am selben Tag der Antragstellung eine Zusage für den BEG-Kredit, inklusive Tilgungszuschuss, geben. Seit dem Sommer 2021 laufen nun die Bauarbeiten am Büroriegel auf Finkenwerder. Und Tim Eisenburger muss nicht mehr schlucken, wenn er auf seinen Zeitplan schaut: „Alle Beteiligten haben bis hierher extrem zielorientiert und schnell gearbeitet“, konstatiert er zufrieden. Die Zeichen stehen gut, dass die rund 100 Büroarbeitsplätze für Management, Engineering, Quality Management und Logistics sowie die Sozial- und Umkleideräume für circa 200 Mechanikerinnen und Mechaniker rechtzeitig fertig werden – damit die A321XL wie geplant 2023 abheben kann.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 17. Dezember 2021.

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Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.