Dürre in Jordanien
Natürliche Ressourcen

Natürliche Ressourcen

Wassermangel in Jordanien

Kaum ein Land leidet so sehr unter Wassermangel wie Jordanien. Durch die Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak steigt der Wasserbedarf des Landes dramatisch an. Die KfW verstärkt nun ihr Engagement in der Krisenregion.

Tanklaster in Jordanien
Auf dem Landweg

Viele Häuser sind nicht ans Wassernetz angeschlossen. Tankwagen bringen Nachschub.

Ein heißer Augusttag in Ramtha, einer Stadt im Norden Jordaniens. Kleine Tanklastwagen fahren durch die Straßen – die Wasserverkäufer kommen. Aus den Leitungen in den Wohnungen fließt seit Tagen nichts mehr, in den heißen Sommermonaten lassen die Bewohner immer wieder die Tanks auf ihren Hausdächern füllen, manche kommen auch mit Kanistern und Flaschen, füllen sie direkt an den Wagen auf.

Wassermangel ist in Jordanien kein Ausnahmezustand – es ist der Normalfall. Das Land liegt in einer der wasserärmsten Regionen der Welt, im Sommer regnet es oft mehrere Monate nicht. Statistisch gesehen hat ein Jordanier dann oft nur 20 Liter Frischwasser pro Tag zur Verfügung – die Vereinten Nationen definieren eine Tagesration von 50 Liter als Grundrecht. Krisen und Kriege in der Region haben die Lage in Jordanien noch verschärft. Durch den Zustrom von Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak ist die Einwohnerzahl in den vergangenen Jahren nach Angaben der jordanischen Regierung von 6,7 Millionen auf 9,5 Millionen gestiegen. Und alle brauchen Wasser. Vor allem im Norden des Landes nahe der Grenze zu Syrien, wo ein Großteil der Flüchtlinge lebt, ist die Wasserversorgung ein Problem – wegen des Zuzugs stieg der Bedarf dort um 40 Prozent.

„Die Trinkwasserversorgung wurde trotz des Bevölkerungswachstums aufrechterhalten.“

Jonas Rathfelder, KfW-Koordinator für Wasservorhaben in Jordanien

Hilfe von außen braucht das kleine und wirtschaftlich schwache Jordanien beim Thema Wasser dringender denn je. Vor allem in den Gemeinden, die Flüchtlinge aufgenommen haben, ist das veraltete Versorgungsnetz mittlerweile völlig überlastet.

Insgesamt 78,5 Millionen Euro hat die KfW daher bereits in den vergangenen vier Jahren in das Krisen-Wasserprogramm investiert. Jetzt verstärkt sie ihr Engagement noch. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit unterzeichnete die KfW Ende Juli mit der jordanischen Regierung Verträge über Zuschüsse in Höhe von 40 Millionen Euro, um die Trinkwasserver- und die Abwasserentsorgung zu verbessern.

Zusätzlich sollen Darlehen in gleicher Höhe in die Region fließen. Weitere 72 Millionen Euro investieren die französische Entwicklungsbank AFD und die Europäische Union in Gemeinden im Norden Jordaniens.

AFD

Die Agence Française de Développement ist die französische Entwicklungsbank und ein wichtiger Partner der KfW in der Finanziellen Zusammenarbeit. Bis 2019 konnten bereits mehr als 100 gemeinsame Projekte realisiert werden. Beide Banken gehören zum Netzwerk der Entwicklungsbanken IDFC.

In der Provinz Irbid wird so im Rahmen der gemeinsamen europäischen Initiative rund einer Million Menschen geholfen. Darunter sind 200.000 Flüchtlinge aus Syrien.

„Mit den Projekten wollen wir nicht nur die Lage der Menschen möglichst schnell verbessern, wir wollen zugleich Konflikten um die in Jordanien naturgemäß knappe Ressource Wasser vorbeugen“, sagt Jonas Rathfelder, verantwortlicher KfW-Projektmanager.

Quelle
CHANCEN-Cover

Dieser Artikel ist erschienen in CHANCEN Herbst/Winter 2016 „Die Macht des Wassers".

Zur Ausgabe

Dennoch bleiben die Herausforderungen der Zukunft enorm: Jordanien wird Studien zufolge eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder im Nahen Osten sein. Andererseits gibt es ungenutzte Chancen. „In einem regenarmen Land wie Jordanien steckt großes Potenzial im Aufbereiten und Wiederverwenden von Abwasser“, sagt Rathfelder. Auch in diesem Bereich ist die KfW aktiv. Durch die Nutzung von Recycling-Wasser in der Landwirtschaft ist mehr kostbares Frischwasser für die Bevölkerung da. Ein entscheidender Faktor für die Zukunft: Aktuell verbraucht die Landwirtschaft knapp zwei Drittel des Wassers in Jordanien.

null

Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 7. April 2017, aktualisiert am 16. August 2017.