Geburtsrisiken mindern in Malawi
Gesundheit

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Geburtsrisiken mindern

Gebären und geboren werden ist in Malawi riskant. Denn das kleine Land in Südostafrika gehört zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Staaten der Erde. Dass die Müttersterblichkeit in Malawi sehr hoch ist, zeigt unsere interaktive Weltkarte. Die KfW unterstützt deshalb eine Initiative, die Frauen rechtzeitig zur Geburt in eine Gesundheitsstation bringt.

Geburtsrisiken in Malawi mindern
Die ersten Stunden

Die junge Malawierin ist gerade Mutter geworden. Nun erholt sich gemeinsam mit ihrem Baby von der Geburt – in medizinischer Obhut.

Es sind zwar nur 48 Stunden, aber die sind entscheidend. Denn in diesem Zeitraum vor, während und nach der Geburt eines Kindes bedrohen Geburtskomplikationen, Blutungen und Infektionen das Leben von Mutter und Baby. 2015 lag die Müttersterblichkeit in Malawi bei 634 pro 100.000 Geburten und 42 von 1.000 Säuglingen starben bei oder kurz nach der Geburt. Nur in den ärmsten Entwicklungsländern der Welt sind die Zahlen so hoch. Denn dort ist die nächste für Entbindungen geeignete Gesundheitseinrichtung oft weit. Zudem mangelt es an Hygiene, Fachpersonal und modernen medizinischen Geräten.

Dr. Kai Gesing hat als Arzt in verschiedenen Ländern Afrikas praktiziert. Aktuell begleitet er als Sachverständiger für die KfW unter anderem Projekte in Malawi. Er kennt die Situationen, unter denen Frauen in Afrika Kinder zur Welt bringen müssen. „Meistens müssen sie kilometerlang über Pisten und Wege bis zur nächsten Gesundheitseinrichtung laufen“, sagt Gesing. Im schlimmsten Fall unter starken Wehen mit großen Schmerzen.

Geburtsrisiken mindern in Malawi
Registrierung

Die Frauen warten mit ihren Dokumenten in den Händen, um von der Mitarbeiterin des Programms „Social Cash Transfer“ als berechtigte Zahlungsempfängerinnen erfasst zu werden.

Weil die Wege zu mühsam und gefährlich sind, bekamen Frauen ihre Kinder in ländlichen Regionen deshalb häufig zu Hause unter mangelhaften hygienischen Bedingungen, ohne Arzt oder ausgebildete Hebamme. 2012 entschied die malawische Regierung deshalb, Frauen gesetzlich zu verpflichten, in Gesundheitseinrichtungen zu entbinden. Die Entbindung ist für die Schwangeren zwar kostenlos, doch Transport, Unterbringung und Verpflegung müssen von den Familien selbst getragen werden. Bei einem Pro-Kopf-Einkommen von rund 370 US-Dollar im Jahr gibt es viele, die sich das nicht leisten können. Doch wer sich weigert, wird von der Gemeinde zu hohen Strafen verurteilt, meistens zur Abgabe von Nutztieren, dem einzigen Vermögen, das arme Familien besitzen.

Die Deutsch-Norwegische Mutter-Kind-Gesundheitsinitiative will besonders den armen Frauen helfen. Die KfW fördert das Projekt seit 2011. Es unterstützt Familien finanziell bei Transport und Unterbringung. „Zu Beginn ihrer Schwangerschaft werden die Frauen in ihren Dörfern registriert“, erklärt Kai Gesing. Dabei wird auch festgestellt, ob ihre Familien arm sind und damit die finanzielle Hilfe erhalten können. „Die Bestätigung und die Registrierung werden der Frau übergeben, damit sie diese bei Ankunft zur Entbindung der Gesundheitsstation übergibt.“ Mit den Dokumenten bekommt sie dort ihre Auslagen für den privat organisierten Transport in Form einer Kilometerpauschale erstattet.

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Mehr Augenmerk

Behutsam untersucht Dr. Colombe das neugeborene Baby im Arm der Mutter. Bei Vorsorgeterminen wie diesem können mögliche Mängel oder Fehlentwicklungen erkannt werden.

Nach der Entbindung in der Gesundheitseinrichtung erhalten die Mütter in zwei Stufen Pauschalen: eine nach 24 Stunden, eine nach 48 Stunden Aufenthalt vor Ort. Mit dieser Methode konnte erreicht werden, dass Frauen eher in die teilnehmenden Zentren kommen und dort auch längere Zeit nach der Geburt bleiben. Die Finanzierung von Transport und Verpflegung ist ein wesentlicher Faktor, der die Gefahr von tödlichen Komplikationen für Mutter und Kind reduziert.

In Malawi unterstützt die KfW nicht nur werdende Mütter, ein weiteres Projekt schafft Anreize, um die medizinischen Standards in den Gesundheitszentren insgesamt zu verbessern. Halten die Einrichtungen bestimmte Qualitätsstandards ein, bekommen sie Gelder, mit denen sie in weitere Verbesserungen investieren können. Welche Maßnahmen das sind, entscheiden sie selbst.

Gute Leistungen der Mitarbeiter werden zum Beispiel in Form von Fortbildungen, Ausstattung, kleineren Baumaßnahmen oder kleinen finanziellen Prämien honoriert. So wie in der Gesundheitseinrichtung in Mchinji, einem der 28 Distrikte Malawis. Die Mitarbeiter dort haben erreicht, dass mit ihrer Prämie 2017 ein sogenanntes Mother Waiting Hostel fertiggestellt werden konnte — ein Anbau, in dem die Frauen schon Tage vor der Geburt warten können, um nicht unter Wehen den Transport auf sich nehmen zu müssen. Dieses Konzept der ergebnisbasierten Finanzierung ist so erfolgreich, dass es sogar über das Projekt hinausgeht und in die Gesundheitsstrategie des Landes aufgenommen wurde.

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Müttersterblichkeit

216 Todesfälle

je 100.000 Lebendgeburten, in 2015
Müttersterblichkeit
< 25 Todesfälle

Quelle: United Nations Population Fund (PDF-Datei, 7MB)

Geburtsrisiken in Malawi mindern

Douglas Moyale ist Teamleiter einer gemeinnützigen Organistaion, die diese Gesundheitseinrichtung betreibt. Sie hat sogar einen Krankenwagen, der als mobile Klinik dient.

Trotz aller positiven Entwicklungen sind die Gesundheitseinrichtungen auf dem Land immer noch auf das Nötigste beschränkt. Ärzte gibt es dort nicht. Neben Infektionsgefahren, Malaria, Mangelernährung und Blutarmut ist vor allem die schlechte Gesundheitsversorgung eine große Gefahr für Schwangere. Ist das Becken der werdenden Mutter etwa zu klein und das Baby bleibt im Geburtskanal stecken — eine Komplikation, wie sie überall auf der Welt vorkommt —, muss die Gebärende ins nächste Distriktkrankenhaus verlegt werden. Das Problem: die Transportmöglichkeit.

An manchen Tagen kommt der Krankenwagen gar nicht oder nicht rechtzeitig. „Dann wird die Hebamme der Frau zur Seite stehen, aber sie ist im wahrsten Sinne des Wortes machtlos“, sagt Kai Gesing. Denn der Kaiserschnitt, die rettende Operation, kann nur von den Ärzten im Krankenhaus durchgeführt werden. Kommt der Transporter nicht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Mutter und Kind sterben.

Situationen, die Kai Gesing erlebt hat und die ihn auch heute noch begleiten. „Viele Geburten mit tragischem Ende gehen mir noch durch den Kopf.“ Besonders frustriert den Arzt, dass viele Verluste vermeidbar wären: „Es ist eine schreckliche Erfahrung, wenn man alleine vor der Frau steht und ihr bei der Entbindung helfen will, aber es wegen der Armut im Lande und der mangelnden Mittel in Gesundheitsstationen nicht kann.“

Wir fördern

Der Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank fördert weltweit zahlreiche Projekte im Gesundheitssektor.

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Umso wichtiger ist es für ihn und die anderen Projektmitarbeiter, die Gesundheit und damit auch die Überlebenschance von Müttern und Kindern in Malawi zu fördern. Zwar ist die Sterblichkeitsrate immer noch hoch, aber dank Projekten wie der Deutsch-Norwegischen Mutter-Kind-Gesundheitsinitiative konnte die Sterblichkeitsrate von Müttern seit 2010 um knapp ein Drittel gesenkt werden, die der Kinder immerhin um 13 Prozent.

Auf KfW Stories veröffentlicht am: Dienstag, 24. April 2018

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Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.