Eine Centogene-Mitarbeiterin macht einen Rachenabstrich bei einem Fluggast
Mobile Labore

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„Damit müssen wir leben“

Corona-Tests könnten in Zukunft zum Alltag gehören. Auch in Deutschland werden gerade gute Erfahrungen gemacht. Die mobilen Laboratorien des Rostocker Biotech-Unternehmens Centogene ermöglichen präventives und breites Testen.

Außenansicht des Trucks mit dem mobilen Labor von Centogene

Der rote Container beherbergt ein mobiles Centogene-Labor, in dem vor Ort die Tests analysiert werden.

„Der Test muss zum Anwender und nicht umgekehrt.“ Arndt Rolfs, CEO des Rostocker Biotech-Unternehmens Centogene, hält dies für eine Kernerfahrung der Corona-Pandemie. Und liefert mit mobilen Laboratorien eine praktikable und einfache Lösung gleich mit. Mit einem roten Container begann er am Frankfurter Flughafen, inzwischen sind bundesweit drei dieser improvisierten Teststellen im Einsatz.

Der 60 Jahre alte Professor befasst sich im Kern mit der Diagnostik seltener angeborener Krankheiten, wurde aber einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, nachdem er im März in den Nachweis von Sars-CoV-2 eingestiegen war. Inzwischen kann Centogene täglich um die 50.000 Tests regelmäßig in seinen Laboratorien in Rostock, Frankfurt und Hamburg und den mobilen Einheiten verarbeiten. Seit Beginn der Pandemie wirbt Rolfs für präventives, breites Testen. Das sei neben Masketragen, Händewaschen und Abstandhalten die „einzige Chance, uns ein halbwegs normales Leben zu garantieren“. Er verweist auf wissenschaftliche Publikationen: Bei einem negativ Getesteten sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er innerhalb der nächsten 48 Stunden jemanden infiziert, um 90 Prozent. „Ein Corona-Test muss so normal werden wie Zähneputzen“, sagt Rolfs. Im eigenen Betrieb ist das schon der Fall: Die Beschäftigten und ihre Familienangehörigen werden zweimal pro Woche getestet. Der Centogene-Chef ist sicher: „Wir müssen mit Sars-CoV-2 leben wie mit Grippeviren.“ Corona-Tests würden deshalb langfristig einen Beitrag leisten zu den Ergebnissen seines Unternehmens.

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Update

Prof. Arndt Rolfs hat den Vorstandsvorsitz bei Centogene inzwischen niedergelegt. Anfang Dezember 2020 übernimmt Dr. Andrin Oswald die Leitung des Unternehmens. Rolfs stehe Centogene in der Übergangszeit als Berater zur Verfügung, teilten die Rostocker mit.

Investition in Gesundheit

Zu dessen Investoren gehört auch der Fonds TVM Capital Life Science Innovation II der Münchner Risikokapitalgesellschaft TVM Capital. In den Fonds ist auch KfW Capital, Beteiligungstochter der KfW, mit Unterstützung des ERP-Sondervermögens investiert. Auch wenn die initialen Kosten für die Etablierung des Gesamtprozesses (mit Abstrichspatel, Webportal, digitaler Dokumentation, Rückführung der Befunde, Methodenvalidierung) hoch waren, wird die Covid-19-Testung zu einem guten Umsatzjahr des Unternehmens beitragen.

Die Debatte darüber, warum dieser getestet werde und jener nicht, geht dem Centogene-CEO gegen den Strich. Es müssten so viele Menschen wie möglich sein. Dafür sprächen auch die Erfahrungen am Frankfurter Flughafen: So gut wie alle Infizierten waren symptomfrei, die meisten von ihnen kamen nicht aus Risikostaaten. Centogene selbst teste daher auch unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen: Schüler, Altenheimbewohner, Polizisten, Konzertbesucher, Orchestermusiker, Fußballfans, Flugreisende. Die Tests sind nach der Überzeugung von Rolfs auch ein Mittel, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Das sei ebenso essenziell wie die Gesundheitsversorgung. Selbst ein reiches Land wie Deutschland könne nicht jeden ökonomischen Verlust auffangen.

Der Laborcontainer vor dem Terminal 1 des Frankfurter Flughafens ist bereits Geschichte und auf die nächste Reise gegangen, weitere Container werden gerade für neue Standorte gebaut. Getestet wird von Centogene zwar nach wie vor am Airport, die Tests werden inzwischen aber in einem nahe gelegenen zertifizierten Labor analysiert.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 14. Oktober 2020; aktualisiert am 26. Oktober 2020.