Schnelle Lieferzeiten dank flexibler Logistik

Entgegen aller Krisen­stimmung hat die Baumann Group in den vergangenen Jahren kräftig in die Digitalisierung ihrer Logistik investiert. Das Ergebnis: Verkürzte Liefer­zeiten und effizientere Prozesse. So verschafft sich das Unter­nehmen nicht nur deutliche Wettbewerbs­vorteile, sondern entlastet auch die Mit­arbeitenden.

Geschmeidig rotiert der Roboter­arm auf seiner Fahr­achse und hebt riesige Platten vom Band in übermanns­hohe Regale. Ein paar Meter von ihm entfernt, drehen zwei Gabel­stapler ihre Runden und transportieren Material zum Roboter – ganz ohne Fahrer. Bedient werden sie von einem Mitarbeiter am Bildschirm, der in der Nähe sitzt. Was futuristisch anmutet, ist beim Küchen­hersteller Burger Küchen­möbel GmbH, der Teil der Baumann Group ist, Alltag. Am Traditions­standort, an dem schon seit 1917 Küchen gebaut werden, ist längst die Zukunft eingezogen.

„Wir sind ein inhaber­geführtes Unternehmen in dritter Generation. Trotz der 1.200 Menschen, die mittlerweile für die Baumann Group arbeiten, sind wir noch immer ein Familien­unternehmen“, so Sabine Brock­schnieder, Geschäfts­führerin im Bereich Finanzen, Personal und Recht bei der Baumann Group­. Das Unternehmen mit Haupt­sitz in Löhne stellt Küchen­möbel unter den Marken Bauformat und Burger her. Zum Sortiment gehören auch Badmöbel und Elektro­geräte. Der Slogan „The kitchen family“ ist nicht nur ein Versprechen an Partner, sondern steht zudem für die Beziehung zu den Mitarbeitenden. Auch deren Bedürfnisse waren es, die die Digitalisierung der Produktion in Burg bei Magdeburg voran­getrieben haben.

Mit Digitalisierung auf Kundenwünsche reagieren

„Die Wünsche unserer Kunden haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Von den 500 bis 600 Küchen, die täglich unser Werk verlassen, gleicht kaum eine mehr der anderen“, erläutert Brock­schnieder. Die Kundinnen und Kunden erwarteten mehr Flexibilität in der Gestaltung, dazu gehören große Schubladen, breite Korpusse und eine große Farb­auswahl. Das beeinflusse auch die Produktion. „Viele der Einzel­teile, aus denen wir unsere Küchen herstellen, sind heute viel zu schwer für unsere Mitarbeitenden. Gleichzeitig müssen wir in der Fertigung und Logistik maximal flexibel sein, um die Kunden­wünsche umsetzen zu können“, erklärt die Geschäfts­führerin. Damit dies gelingt, sind in den vergangenen Jahren fast 50 Millionen Euro in die Digitalisierung und Automatisierung von Produktion und Logistik geflossen.

„Wie viele andere Unternehmen haben auch wir uns mit Begriffen wie Industrie 4.0 oder Losgröße 1-Fertigung beschäftigt“, so der technische Leiter Martin Schockwitz. Das Resultat: Die Anschaffung und Vernetzung von automatisierten Fertigungs­zellen mit Roboter­handling sowie autonome Transport­systeme. „Das ist der Schlüssel für eine leistungs­fähige Produktion“, erläutert Schockwitz.

Flexible Logistik sorgt für Schnelligkeit

Zuschneiden, bohren, sortieren – das alles sind Aufgaben, die heute die 14 roboter­gestützten Fertigungs­zellen übernehmen. Das bietet laut Chris Bayer, Leiter der Instand­haltung, viele Vorteile: „Die Roboter sind rund um die Uhr verfügbar und außerdem wartungs­freundlich. Sie lernen dank der Verknüpfung mit Vision-Systemen das Sehen. So können sie selbst­ständig Bauteile identifizieren und entsprechend handeln.“ Gleich­zeitig sorgen die fahrer­losen Transport­systeme nicht nur für reibungslose Abläufe, sondern auch für Sicherheit. „Die Fahrzeuge können auch bei laufender Produktion in den Sicherheits­bereich der Fertigungs­zellen hineinfahren. Für unsere Mitarbeitenden wäre das viel zu gefährlich“, erläutert er.

Auch auf wichtige Kenn­zahlen wirken die Investitionen sich bereits positiv aus. „Die Stück­kosten haben sich verringert, weil wir mit gleichem Personal­aufwand mehr Output erzielen. Der Ausschuss hat sich ebenfalls reduziert und wir können sehr niedrige Durch­laufzeiten in der Produktion sicher­stellen“, so Schockwitz. Mit einer garantierten Liefer­zeit von 15 Tagen – vom Auftrags­eingang bis zur Zustellung ins Küchen­studio – verschafft das der Burger Küchen­möbel GmbH Wettbewerbs­vorteile. „Das ist eine Geschwindigkeit, die sonst kaum einer in Deutschland leisten kann. Das passt zu unserem Ziel: Wir wollen schneller sein als andere und dabei etwas mehr können“, sagt der technische Leiter stolz.

Investitionen gegen die Krise

Sabine Brockschnieder, Geschäftsführerin der Baumann Group
Sabine Brockschnieder, Geschäftsführerin im Bereich Finanzen, Personal und Recht bei der Baumann Group

Angesichts der jüngsten Heraus­forderungen war es für die Baumann Group nicht immer einfach diesem Anspruch gerecht zu werden. „Corona, Ukraine-Krieg, steigende Energie-, Material- und Frachtkosten, Fachkräfte­mangel – seit vier Jahren versuchen wir in einer Art Stand­spagat die Balance zu halten. Trotzdem sind wir gut aufgestellt“, fasst Geschäfts­führerin Brockschnieder die aktuelle Situation zusammen.

Um die wichtigen Investitionen dennoch schultern zu können, hat das Unter­nehmen unter anderem den ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit der KfW in Anspruch genommen. „Ohne die Unterstützung der KfW hätten wir das alles nicht in so kurzer Zeit geschafft“, ist die Geschäfts­führerin überzeugt.

Auch für die weitere Zukunft gibt es Pläne. Als nächstes wird die Schubkasten­fertigung optimiert. Außerdem sind laut Brock­schnieder eine neue Logistik­halle und neue Maschinen geplant. „Der Masterplan bis 2030 steht: Wir digitalisieren und automatisieren weiter. Das ist die Zukunft.“

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