Produktion per Touchscreen
Die Produktion ist in vollem Gange. Trotzdem steht nur ein einzelner Mitarbeiter in der 2.000 Quadratmeter großen Produktionshalle der Weilburger Graphics im bayerischen Gerhardshofen. Er kann die gesamte Lackherstellung mithilfe eines Tablets steuern. Das bedeutet allerdings nicht, dass das Unternehmen Arbeitsplätze abgebaut hat. „Ganz im Gegenteil. Es wurden seit Inbetriebnahme der Anlage etwa zehn Prozent mehr Mitarbeiter eingestellt. Besonders im Logistikbereich, um der erhöhten Produktion Rechnung zu tragen“, sagt Geschäftsführer Günter Korbacher.
Noch vor einiger Zeit waren zum Teil Anlagen aus den 1980er-Jahren im Einsatz. Jetzt läuft die Herstellung bei der Weilburger Graphics über eine hochmoderne Produktionsanlage. Mithilfe von Tablets oder einem fest installierten Bildschirm steuern die Mitarbeiter die Anlage. Je nach gewünschtem Produkt geben sie per Touchscreen ein, welche Flüssigkeit in welcher Menge benötigt wird“, sagt die Technische Leiterin Dr. Jutta Richter. Die 14 Tanks und Behälter sind über Datenleitungen mit dem System verbunden.
„Wir haben mit der neuen Anlage die Produktionszeiten um ein Vielfaches verkürzt“, sagt Geschäftsführer Günter Korbacher. Vorher wurden innerhalb von zwei Stunden etwa fünf Tonnen Lack produziert, jetzt sind es 30 Tonnen. Im Jahr können anstatt 14.000 nun bis zu 22.000 Tonnen Lack hergestellt werden.
Doch bis die Anlage in Betrieb genommen werden konnte, war es ein weiter Weg. Bereits 2014 begann Dr. Jutta Richter gemeinsam mit Kollegen und externen Beratern mit der Planung. „Eine Machbarkeitsstudie ergab, dass wir mehr Platz und Höhe für eine neue Anlage brauchten“, sagt Jutta Richter. Also wurde das Versandlager zur neuen Produktionshalle umfunktioniert. Dafür musste die Bodenplatte verstärkt, eine neue Druckluftanlage und eine Mittelspannungsstation eingebaut werden. Zudem entstand ein neues Versandlager.
Während die alte Anlage weiterhin produzierte, begann im Juli 2018 der aufwendige Aufbau der neuen. Um die 6,40 Meter hohen, 3,30 Meter breiten und 2,3 Tonnen schweren Tanks mit einem Kran in das Gebäude transportieren zu können, war die Öffnung des Dachs notwendig. Nach sieben Monaten wurde die Produktionsanlage fristgerecht in Betrieb genommen. Rund sieben Millionen Euro hat die neue Anlage gekostet. Ein Teil davon wurde mit dem Digitalisierungs- und Innovationskredit der KfW finanziert. „Diese Anlage ist eine Investition in die Zukunft, um künftig im internationalen Markt wettbewerbsfähig zu sein“, sagt Günter Korbacher.
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