Die mittelständische Praxis PlatinumDent in Rheinland-Pfalz zeigt, wie Digitalisierung auch in kleinerem Maßstab funktionieren kann – mit klarer Planung, verlässlicher Förderung durch die KfW und einem realistischen Blick auf das Machbare.
PlatinumDent? Der Taxifahrer in Idar-Oberstein hat den Namen noch nie gehört, obwohl er den Ort in- und auswendig kennt. Erst als er hört, dass es sich um den Nachfolger der Praxis Dr. Krieger handelt, weiß er, wo er hinfahren soll. Wer eine etablierte Arztpraxis übernimmt, tritt oft in große Fußstapfen, Generationen von Patientinnen und Patienten haben sich an Personal und Abläufe gewöhnt. So auch bei PlatinumDent im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein. Zahnarzt Michael Feulner hat zwei Jahre lang seine Assistenzzeit in der Praxis absolviert. Damals war sie noch nach dem Gründer Dr. Franz-Werner Krieger benannt. 2024 hat Feulner die Praxis übernommen, ihr einen neuen Namen gegeben und direkt begonnen, die Abläufe grundlegend zu modernisieren – sprich: sie digitaler zu machen. Sein Ziel: weniger Papierkram, mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten und ein attraktiver, zukunftsfähiger Arbeitsplatz für das gesamte Team.
Im Rahmen des Projekts absolvierte er den KfW Digitalisierungs-Check, der auch unabhängig von einer Kreditbeantragung genutzt werden kann. In einem Frage-und-Antwort-Format klopft das Tool auf der Website der KfW in ca. 20 Minuten den Digitalisierungsgrad des Unternehmens ab und gibt daraufhin unmittelbar Empfehlungen für mögliche nächste Schritte. Außerdem werden Praxisbeispiele und Erfahrungsberichte anderer Unternehmen bereitgestellt. „Der Digitalisierungs-Check hat mir wichtige Denkanstöße gegeben“, sagt Feulner. „Ich habe klarer gesehen, wo meine Praxis gerade steht und wo wir uns noch weiter digitalisieren könnten.“
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Schon in seiner Assistenzzeit hatte Feulner die Abläufe in der Praxis gut kennengelernt. Mit der Übernahme stand fest: Er möchte Bewährtes erhalten und zugleich die Zukunft im Blick behalten. Als technikaffiner Mensch lag für ihn die Digitalisierung nahe – aus Überzeugung. „Natürlich gibt es gesetzliche Vorgaben für die Digitalisierung wie die elektronische Patientenakte“, sagt er. „Ich sehe aber vor allem die Chancen für meine Praxis – zum Beispiel den Service für Patientinnen und Patienten zu verbessern, die Bürokratie zu reduzieren und Mitarbeitenden flexiblere Arbeitsmodelle zu ermöglichen.“
Am 1. Oktober 2025 begann die umfassende technische Umstellung: Server und Praxisrechner wurden erneuert, die Software auf den neuesten Stand gebracht und das Team geschult. Zwei spezialisierte IT-Dienstleister begleiteten den Prozess – einer für die allgemeine Praxis-IT, einer für die Röntgensoftware. Termine mussten koordiniert werden, die Firmen waren angesichts des im Oktober 2025 auslaufenden Windows-10-Supports stark ausgelastet. „Es wirkt auf den ersten Blick wie ein riesiger Berg“, sagt Michael Feulner, „aber Schritt für Schritt findet man die passende Lösung. Wichtig ist, sich Partner zu suchen, denen man vertraut.“
Ein sichtbarer Fortschritt für Feulners Praxis ist die digitale Terminvergabe, die den Patientinnen und Patienten rund um die Uhr zur Verfügung steht. Das Terminbuch, in dem die Mitarbeitenden Namen und Daten handschriftlich vermerkten, hat ausgedient. Im nächsten Digitalisierungsschritt der Praxis können auch Aufklärungs- und Einwilligungsdokumente vollständig digital auf Tablets unterschrieben werden – rechtssicher, einfach und ohne umständliches Ausdrucken und Einscannen. Doch die Modernisierung betrifft mehr als den Kontakt mit Patientinnen und Patienten. Auch das Team profitiert: Verwaltungsaufgaben können künftig teilweise aus dem Homeoffice erledigt werden – ein Vorteil gerade für Mitarbeitende mit Kindern. „Viele hätten schon längst mehr arbeiten wollen, aber die Familienzeiten ließen es nicht zu. Mit der Digitalisierung schaffen wir neue Freiräume“, erklärt Feulner.
Digitalisierung ist für ihn auch ein entscheidender Faktor im Wettbewerb. Junge Patientinnen und Patienten erwarten digitale Services, ebenso neue Mitarbeitende, die bereits während ihrer Ausbildung mit modernen Systemen vertraut werden. „Wenn eine Praxis hier nicht mithält, wird es schwer, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen“, betont Feulner. Auch die ältere Generation im Team bringt Erfahrung ein – und lernt gleichzeitig die neuen Prozesse. „Manche sind zurückhaltender, aber alle sind offen. Wir nehmen uns die Zeit, damit jede und jeder mitkommt.“ Das zeigt sich auch daran, dass Vorgänger Krieger weiterhin mitarbeitet – voller Leidenschaft und Erfahrung aus mehr als 30 Berufsjahren.
Heute hat Feulners Praxis sechs Behandlungszimmer, ein eigenes Labor und beschäftigt 14 Mitarbeitende, darunter drei Auszubildende. Damit ist sie breit aufgestellt und kann ein großes Spektrum von Prophylaxe über Chirurgie bis hin zur Zahntechnik abdecken. Der neue Praxisname PlatinumDent steht bewusst nicht mehr für den Inhaber allein, sondern für ein modernes Konzept mit „State of the Art“-Anspruch.
Für die nächsten Jahre hat Feulner viel vor: Er will weg von analogen Dokumentationen, hin zu Spracherkennung und KI-gestützten Abläufen. Auch automatisierte Recall-Prozesse zur Patientenbindung, also Erinnerungen an die Vorsorge oder an Prophylaxebehandlungen, stehen auf der Agenda. „Wir wollen uns immer am neuesten Stand der Medizin orientieren – und unseren Mitarbeitenden wie unseren Patientinnen und Patienten zeigen, dass moderne Zahnmedizin mehr ist als Technik: Sie schafft Sicherheit, Vertrauen und Komfort.“
Die Digitalisierung ist für Feulner kein Selbstzweck, sondern Teil eines umfassenden Anspruchs: bestmögliche Versorgung, effiziente Abläufe und ein Arbeitsumfeld, das verschiedene Generationen zusammenbringt. „Ich freue mich auf das Neue – weil es den Alltag leichter macht und den Blick wieder stärker auf das Wesentliche lenkt: die Zahnmedizin.“
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