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    KfW Research

    Geschäftsmodellinnovationen

    Geschäftsmodellinnovationen bezeichnen Änderungen im grundlegenden Ansatz, wie Unternehmen Werte schaffen, diese Werte den Kunden und Nutzern bereitstellen und dabei Gewinne erzielen. Zu diesen zentralen Elementen eines Geschäftsmodells zählen:

    • Das Nutzenversprechen, d. h. der Wert, den die Leistungen des Unternehmens für potenzielle Kunden oder Nutzer haben und damit deren Zahlungsbereitschaft bestimmen.
    • Das Ertragsmodell, d. h. in welcher Form bzw. über welche Wege Erlöse und Gewinne erzielt werden.
    • Die Wertschöpfungsarchitektur, d. h. wie die Leistungen im Zusammenwirken von Lieferanten und Geschäftspartnern erstellt und den Kunden oder Nutzern angeboten werden.
    Schaubild für Geschäftsmodelle

    In der volkswirtschaftlichen Literatur wurden Geschäftsmodell­innovationen bislang nur selten in den Blick genommen. Typischerweise werden dort Innovationen in der anhand der Kategorien Produkt- und Prozessinnovationen erfasst (gemäß der Definition im Oslo Manual von OECD und Eurostat). KfW Research hat daher beim Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), Karlsruhe, eine Studie in Auftrag gegeben, die die Geschäftsmodell­innovationen in mittelständischen Unternehmen untersucht.

    Die zentralen Untersuchungsergebnisse sind:

    • Derzeit besteht keine allgemein anerkannte Abgrenzung von Geschäfts­modellinnovationen. Daher werden in der Untersuchung drei verschieden breite Abgrenzungen von Geschäftsmodell­innovationen analysiert, die unterschiedlich hohe Ambitionsniveaus beinhalten (Kasten: „Abgrenzung von Geschäftsmodell­innovationen“).
    • Die engste verwendete Abgrenzung („umfassende Geschäfts­modellinnovation“) erfüllen 7 % der mittelständischen Unternehmen. „Kern-Geschäftsmodell­innovationen“ nehmen 14 % der Unternehmen vor. Die breiteste und am wenigsten anspruchsvolle Definition erfüllen 28 % der Mittelständler („Geschäftsmodell­innovation im weiten Sinn“). Damit kommen Geschäftsmodell­innovationen im Mittelstand selbst in einer sehr breiten Abgrenzung deutlich seltener als „traditionelle“ Produkt- und Prozessinnovationen vor (2022: 40 %).
    • Für alle betrachteten Abgrenzungen von Geschäftsmodell­innovationen gilt, dass deren Hervorbringen kaum in einem Zusammenhang mit der Größe des Unternehmens steht. Die betreffenden Anteile unterscheiden sich nach der Unternehmensgröße nur um wenige Prozentpunkte.
    • Nur ein kleiner Anteil der Unternehmen mit Geschäftsmodell­innovationen bringt nicht zugleich auch Produkt- bzw. Prozess­innovationen hervor. Für die vergleichsweise anspruchsvollen Abgrenzungen von Geschäftsmodell­innovationen fällt der jeweilige Anteil mit 2 bzw. 3 % für umfassende bzw. Kern-Geschäftsmodell­innovationen ausgesprochen gering aus. Selbst für die weite Definition von Geschäftsmodell­innovationen beläuft sich dieser Anteil auf lediglich 8 %.
    • Mittelständische Unternehmen, die Geschäftsmodell­innovationen hervorbringen, sind erfolgreicher als Unternehmen ohne Geschäftsmodell­innovationen. So erzielen Unternehmen, die Geschäftsmodell­innovationen mit Produkt- und Prozess­innovationen kombinieren, einen höheren unmittelbaren Innovationserfolg. Die Kombination von Geschäftsmodell­innovationen mit Produktinnovationen steigert den mit neuen Produkten erzielten Umsatzanteil; die Kombination von Geschäftsmodell­innovationen mit Prozess­innovationen den Erfolg bei der Kostensenkung.
    • Geschäftsmodellinnovationen stehen auch in einem positiven Zusammenhang zur Unternehmens­performance. Für Unternehmen mit Geschäftsmodell­innovationen können eine höhere Produktivität und eine höhere Exportquote ermittelt werden.
    • Unternehmen, die alle drei Innovationsarten kombinieren, verzeichnen das stärkste Umsatz- und Beschäftigten­wachstum.
    • Insgesamt gilt, dass die konkrete Performance­wirkung von Geschäftsmodell­innovationen davon abhängt, welches Element eines Geschäftsmodells verändert wird.
    • Die Wirkungen von Geschäftsmodell­innovationen auf die Unternehmens­performance von mittelständischen Unternehmen sind bislang kaum erforscht. Die hier durchgeführten Untersuchungen liefern daher wichtige Indizien dafür, dass Geschäftsmodell­innovationen von einer hohen Bedeutung für den Unternehmenserfolg sind. Dies deutet darauf hin, dass auch Geschäftsmodell­innovationen sowohl aus einzelwirtschaftlicher als auch aus wirtschaftspolitischer Perspektive wertvolle Innovationen darstellen.
    • Geschäftsmodellinnovationen stehen in einem engen Zusammenhang zu Digitalisierung und Klimaschutz­investitionen. Der Zusammenhang ist bei Geschäftsmodell­innovationen mit einem hohen Ambitionsniveau enger als bei breit abgegrenzten Geschäftsmodell­innovationen. Die Wahrscheinlichkeit sowohl Klimaschutz- als auch Digitalisierungs­vorhaben durchzuführen, steigt von den Unternehmen mit Geschäftsmodell­innovationen im weiten Sinn, über die Unternehmen mit Kern-Geschäftsmodell­innovationen bis zu den Unternehmen mit umfassenden Geschäftsmodell­innovationen von +127 über +160 bis auf +217 %.
    • Auch in Unternehmen, die ausschließlich Klimaschutz­investitionen bzw. ausschließlich Digitalisierungs­vorhaben durchführen, ist der Zusammenhang bei umfassenden Geschäftsmodell­innovationen am stärksten ausgeprägt (+156 bzw. +126 %). Für die umfassenden Geschäftsmodell­innovationen zeigt sich darüber hinaus, dass ein engerer Zusammenhang zu Klimaschutz­investitionen als zu Digitalisierungs­vorhaben besteht

    Abgrenzung von Geschäftsmodellinnovationen

    Als Unternehmen mit Geschäftsmodell­innovationen im zentralen Bereich des Geschäftsmodells („Kern-Geschäftsmodell­innovation“) gelten Unternehmen, die Änderungen beim Nutzenversprechen oder beim Ertragsmodell vornehmen. Änderungen bei diesen Facetten des Geschäftsmodells wirken sich grundlegend auf die Positionierung des Unternehmens im Markt (hinsichtlich des Leistungsangebots und der Art der Gewinnerzielung) und gegenüber Wettbewerbern aus und verändern seine Attraktivität für Kunden und Nutzer der Leistungen.

    Eine umfassende Geschäftsmodell­innovation liegt vor, wenn zusätzlich zu Geschäftsmodell­innovationen im Kernbereich sowohl eine Veränderung in der Wertschöpfungs­architektur hinsichtlich der Beschaffung als auch hinsichtlich der Absatzseite stattgefunden hat. Die Veränderungen der Wertschöpfungs­architektur können die bestehenden Beziehungen oder auch neue Beziehungen betreffen. Diese Definition ist deutlich anspruchsvoller, da sie erfordert, dass die betreffenden Unternehmen ihr Geschäftsmodell an mehreren zentralen Stellen anpassen.

    Schließlich sind Unternehmen mit Geschäftsmodell­innovationen im weiteren Sinn Unternehmen mit Änderungen bei zumindest einer der vier Facetten Nutzenversprechen, Ertragsmodell, bestehende beschaffungsseitige Wertschöpfungs­architektur sowie bestehende absatzseitige Wertschöpfungsarchitektur. Geschäftsmodell­innovationen im weiteren Sinn umfassen im Vergleich zu Kern-Geschäftsmodellinnovation somit auch jene Unternehmen, die Änderungen bei der bestehenden Wertschöpfungsarchitektur realisiert haben, ohne das Nutzenversprechen oder das Ertragsmodell angepasst zu haben.

    Stand: Januar 2025

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    KfW Research, KfW Bankengruppe, Palmengartenstr. 5-9, 60325 Frankfurt,

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