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KfW Award Leben 2022
Nachhaltig, innovativ, zukunftsweisend

Der Klimawandel, die Digitalisierung sowie der demografische Wandel stellen auch unsere Städte vor enorme Herausforderungen. Es braucht innovative Konzepte und mutige Lösungen für die Städte von morgen. Um nachhaltige und zukunftsweisende Projekte in Städten und Gemeinden ins Rampenlicht zu stellen, hat die KfW Bankengruppe den KfW Award Leben ausgerufen. Der Award wird im Jahr 2022 zum ersten Mal verliehen.
Bis zum 14.April 2022 konnten sich Kommunen jeder Größe sowie Unternehmen in kommunaler Trägerschaft mit Projekten bewerben, die zur Verbesserung der Lebensqualität beigetragen haben. Integration, Innovation, Bezahlbarkeit und Nachhaltigkeit sind nur einige Kriterien dabei.
Prämiert wurden Projekte in den Kategorien „Energetische Stadtsanierung“, „Digitale Bildung“ sowie „Soziales und bezahlbares Wohnen“. Die Erfolgsbeispiele sollen Impulse für die Städte von morgen liefern und andere zum Nachahmen motivieren.
10 Preisträger-Projekte hat die 12-köpfige Jury aus Fachexperten ausgewählt, die sich über ein Preisgeld von insgesamt 50.000 EUR freuen dürfen.
Digitale Bildung
In der Kategorie „Digitale Bildung“ werden kommunale Projekte ausgezeichnet, die Bildung und Ausbildung auf digitalem Wege erfolgreich umgesetzt haben.
Die IHK für Ostfriesland und Papenburg veranstaltet seit 2005 eine Präsenz-Ausbildungsmesse zur beruflichen Orientierung. Pandemiebedingt stellte man diese 2020 auf ein digitales Format um, da die Zielgruppe fast ausschließlich mobile Endgeräte nutzt. Ähnlich einer Online-Jobbörse konnte die Messe weiterhin jährlich stattfinden. Die Ausbildungsbetriebe können Inhalte wie z.B. Imagevideos einstellen und Chat-Angebote für Schüler/Innen eigenverantwortlich unterbreiten. Die Messe kann in den Wirtschaftsunterricht eingebunden, aber auch außerhalb der Schulzeit genutzt werden.
Kooperationspartner sind: die Stadt Emden, die IHK für Ostfriesland und Papenburg, die Digitalagentur wemotion aus Leer in Ostfriesland sowie die Bildungsregion Ostfriesland, die die Schulen über die Potentiale und Einsatzmöglichkeiten der Messe im Unterricht informiert.
Die Digitalmesse entwickelte sich zur ständig abrufbaren Plattform unabhängig von Messezeiten. Sie ist ein niedrigschwelliges Angebot für Schüler/Innen sowie Lehrkräfte mit einer übersichtlichen Präsentation der Ausbildungsbetriebe. Der Recherche- und Bewerbungsprozess, auch für Praktikumsplätze, wird dadurch für die Schüler/Innen erheblich erleichtert. Der Bezug zu den regionalen Unternehmen wird außerdem praxisnah im Unterricht hergestellt. Der unkomplizierte digitale Kontakt zwischen Schüler/Innen und Betrieben per Chat-Funktion stellt einen dauerhaften räumlichen und zeitlichen Gewinn dar.
Nächstes Entwicklungsziel der Plattform ist es, spezifische Angebote für die Präsentation der ostfriesischen Kommunen zu schaffen.
Seit 2019 schafften die Preisträger kommunenübergreifend und gemeinschaftlich die Voraussetzungen für eine einheitliche und funktionale digitale Infrastruktur an insgesamt 8 Schulen der Region.
Sie etablierten flächendeckende Netzversorgung, stabiles WLAN, umfassende Ausrüstung mit Endgeräten sowie moderne Präsentationstechniken in den Klassenräumen. Kernstück des Projekts sind zur Gewährleistung der umfassenden Nutzung der digitalen Geräte regelmäßige Kommunikation, ein umfassendes Lernmanagementsystem sowie Fortbildungen der Lehrkräfte.
Eine interdisziplinäre Projektarbeitsgruppe besetzt mit Vertretern aus Politik, Verwaltung, Schule, Elternschaft und IT-Dienstleistern und eine hauptamtliche Kraft managten erfolgreich die drei Faktoren Ressourcen, Kommunikation und Partizipation. Mehr als 2.000 Lernende haben nun flächendeckenden Zugang zu den neuen Medien, die einerseits den analogen Unterricht ergänzen und andererseits die Möglichkeit bieten, den Umgang mit Fake News, Cyber Mobbing und möglichen Suchtfaktoren zu erlernen.
Um neue, digitale Formate im Schulunterricht, schwerpunktmäßig im MINT Bereich, zu entwickeln und auszuprobieren, kooperieren Kreis und Stadt Olpe mit der Universität Siegen. Die Preisträger verbinden damit effizient Wissenschaft und Praxis der Didaktik sowie Technik. Ziel ist es, Bildung unter den Aspekten Teilhabe, Nachhaltigkeit und Digitalisierung voranzubringen.
Ein digital voll ausgestatteter Klassenraum mit verschiedenen Endgeräten, VR-Brillen und Kamerasystemen in den Räumlichkeiten des Städtischen Gymnasiums Olpe ermöglicht es, digitale Methoden im geschützten Raum zu testen. Lehrkräfte erhalten Feedback der Wissenschaftler/innen und eignen sich somit einen souveränen Umgang mit digitalen Lehrmethoden an. Erfahrene und angehende Lehrkräfte, Lernende und Wissenschaftler/innen profitieren vom engmaschigen Austausch gleichermaßen.
Energetische Stadtsanierung
In der Kategorie „Energetische Stadtsanierung“ werden kommunale Projekte prämiert, die einzelnen kommunale Lebensbereiche oder auch ganze Quartiere möglichst umfassend klimagerecht gestaltet haben.
Ziel des Projektes ist die Selbstversorgung der Altstadt mit Energie und Wärme. Das Ergebnis ist wegweisend für andere Kleinstädte in Thüringen.
Besondere Herausforderungen für die kommunale Energiewende: der denkmalgeschützte Stadtkern ist über Jahrhunderte gewachsen und liegt innerhalb der alten Stadtmauern. Die Dächer können nicht mit Photovoltaik besetzt werden, auch gibt es keine Möglichkeit zur Dämmung der historischen Fassaden. Die besondere Topografie auf einem Bergsporn mit kleinteiligen Gebäuden wird überwiegend von den Eigentümern bewohnt, Kommunikation und Partizipation zwischen Stadtverwaltung und Bürgern ist sozial enorm wichtig.
Im Rahmen der energetischen Lösung für Geisa befeuern Holzabfälle aus dem nahen Stadtwald ein Nahwärmeversorgungsnetz, dem die kommunalen und bald auch privaten Gebäude angeschlossen sind. Die ursprünglichen Ölkessel wurden durch Hackschnitzanlagen ersetzt und ermöglichen den Nutzern stabile Preise und die Abkopplung vom Weltmarkt. Solarzellen außerhalb der Altstadt auf dem Dach des neuen Bauhofes und im Gewerbegebiet tragen zur Versorgung mit Strom bei.
Die Mobilität wurde verbessert: ÖPNV-Ausbau durch Rufbus, Schaffung von neuen Fußwegeverbindungen- und sicherem Radwegenetz. Die Rekultivierung einer ehemaligen Industriebrache und die Sanierung des historischen Schlossgartens laden zu Festen, Sport und Entspannung ein.
Sennestadt war als prominente Modellstadt der Nachkriegsmoderne ein Zukunftsversprechen für viele Familien. Als Klimaquartier zeigt Sennestadt heute, wie es gelingt, modellhafte Projekte, Kooperationen, Verfahren, Technologien und Finanzierungsmodelle zu entwickeln, zu erproben und zu vermitteln.
Am Beispiel einer zentralen Industriebranche, dem Schillingelände, verbinden sich hohe architektonische Anforderungen, höchste Energieeffizienz und Klimaschutzstandards sowie überzeugende Qualitätssicherung mit einem konsequent durchdachten, lokal verankerten städtebaulichen Konzept. Lokale Energie- und Dienstleistungsinfrastruktur, kalte Nahwärme, Breitbandnetz, Fertigbautechnologie für Effizienzhäuser Plus und Ladeinfrastruktur für Elektromobilität treffen auf nachbarschaftliche Gemeinschaft und einen städtebaulichen Bestand in Veränderung.
Neubau und energetische Stadtsanierung konnten in einem Konzept zusammengeführt werden, weil sich die gemeinnützige Sennestadt GmbH als städtische Gesellschaft im Stadtumbau engagiert. So ist es beispielsweise gelungen, über das Projekt „Farben der Sennestadt“ technische Sanierungsanlässe bei Wohnungsunternehmen in identitätsstiftende Sanierungsqualitäten zu lenken. Eine geplante Stadtbahnverlängerung mit Radwegeausbau von Bielefeld nach Sennestadt, der On-Demand-Busverkehr ANTON und Mietertickets für den ÖPNV runden das neue Zukunftsversprechen ab.
Den Preisträgern gelang die Transformation vom Plattenbau zur klimaneutralen, grünen Wohnanlage mit hoher Lebensqualität und attraktiver Mobilitätslösung.
Die Ausgangssituation erschien 2009 nahezu hoffnungslos: die einkommensschwächsten Bürger Potsdams wohnten in den rund 3.000 Wohnungen. Von Beginn an beteiligte die Landeshauptstadt Potsdam die Bewohnerschaft an den Umbauplänen u.a. durch ein Begegnungszentrum, digitale Medien und kulturelle Veranstaltungen.
Im Zentrum der energetischen Erneuerung steht die Wärmeversorgung mit digitaler Steuerung, die mittels Power to Heat und Solarthermie, auf „grüne Fernwärme“ umgestellt wird. Die Gebäude wurden umsichtig und nachhaltig saniert, der Energiebedarf damit halbiert und Photovoltaikanalagen auf den Dächern installiert.
Verbesserungen auch bei Mobilität und Verkehr: die Hauptstraße wurde zum Park aus- und umgebaut und damit der Durchgangsverkehr drastisch verringert, gleichzeitig stärkte das Konzept Radverkehr, ÖPNV und Fußgängerverkehr.
Der Masterplan verhilft Drewitz zum Status eines „ersten CO2-neutralen Stadtteil Potsdams“ und agiert damit als Vorreiter. Die Siedlung entwickelt sich zur „Stadt der kurzen Wege“ durch Erweiterung der sozialen, kulturellen, medizinischen und kommerziellen Infrastruktur mit einem ausgezeichneten Image.
Soziales und bezahlbares Wohnen
In der Kategorie „Soziales und bezahlbares Wohnen“ sucht die KfW kommunale Wohnbauprojekte, die Marktausgleich und Bezahlbarkeit im Fokus haben oder eine soziale Funktion erfüllen
Mitten im Grünen ist auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei in Hannover-Kirchrode an der Bleekstraße ein neues Wohnhaus für ehemalige Wohnungslose entstanden.
Die Soziale Wohnraumhilfe (SWH) betrieb auf dem ca. 5.000 qm großen Grundstück bereits seit Mitte der 1990er Jahre ein Haus mit sechs Wohneinheiten. Da das Grundstück verwildert und das Bestandsgebäude in die Jahre gekommen war, wurde es abgerissen und seitens hanova neu geplant:
Der neue Gebäudekomplex, welcher als innovativer Holzmodulbau in KfW55-Standard entstand, umfasst sowohl 18 Ein-Zimmer-Apartments mit Pantryküche als auch einen Innenhof. Der Gartenanteil wurde an die Solidarische Landwirtschaft Hannover verpachtet und wird durch Ehrenamtliche der Kirchengemeinde ökologisch bewirtschaftet. Die SWH stattete 18 Menschen in Wohnungsnot mit unbefristeten Mietverträgen aus und betreut die neuen Mieter und Mieterinnen sozialpädagogisch.
Die Ziele des ausgezeichneten Projekts sind im strukturschwachen, ländlichen Gebiet den alten Ortskern zu beleben und bezahlbaren sowie barrierefreien Wohnraum zu bieten. Die Vergabe der insgesamt sechs Wohnungen erfolgte an einkommensschwache, bedürftige und/oder eingeschränkte Personen. Gestalterisch überzeugt das Objekt auf ganzer Linie durch seine typischen Lichthöfe und die giebelständische Fassade.
Das originale „Oberschätzlhaus“ am Marktplatz musste wegen fehlerhaften Baumaßnahmen abgebrochen werden und hinterließ viele Jahre eine schwer bebaubare Lücke. Nachdem schließlich die Gemeinde das Grundstück erwarb, realisierte sie mit Unterstützung eines örtlichen Architekturbüros den Ersatzneubau in ortstypischer Bauweise, der sich harmonisch in die Silhouette der Kleinstadt einfügt.
Ökologisch setzen die Preisträger auf Nachhaltigkeit wie mit dem Anschluss des Gebäudes ans örtliche Nahwärmenetz (Hackschnitzel) und der Dämmung mit recyceltem Material. Modernes, Individuelles Wohnen mit kurzen Wegen zur Stärkung des gemeinschaftlichen Lebens wird so möglich.
Der Freistaat Bayern ermöglicht Erwachsenen über den zweiten Bildungsweg das Abitur nachzuholen. Wer in Augsburg am Bayernkolleg auf das Abitur lernt, kann direkt neben der Schule wohnen. Der Freistaat bietet für die gesamte Schulzeit bezahlbare teilmöblierte Appartements des Bayernkollegs an.
In unmittelbarer Nähe zur denkmalgeschützten ehemaligen Pädagogischen Hochschule gelegen, greift das Gebäude den Bezug zum ehemaligen Campuskonzept aus den 1950er Jahren mit seinen charakteristischen Stilelementen auf.
Die Preisträger tragen somit einem besonderen Lebensabschnitt Rechnung: Fantasievolle Räume der Gemeinsamkeit, wie die von außen sichtbaren Sitzerker, und Rückzugsorte in Gestalt der 51 Einzel- und 5 Mutter-Kind und barrierefreien Appartements statt überteuertem, vereinzeltem Leben in der Stadt.
Man handelte ökologisch weise durch eine nachhaltige Bauweise im Passivhausstandard, der alte Baumbestand wurde weitgehend erhalten. Der langgestreckte, zweifach abgewinkelte Baukörper fügt sich harmonisch in die gesamte Hochschulanlage ein und liefert damit einen städtebaulichen Mehrwert für Augsburg.
Viele Menschen mit Behinderungen möchten nicht mehr in besonderen Wohnformen, sondern selbstbestimmt in ihrer eigenen Wohnung leben. Die Selbstständiges Wohnen gGmbh (SeWo) baut als Tochtergesellschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe neuen Wohnraum für Menschen mit besonderen Unterstützungsbedarfen. Zurzeit herrscht ein eklatanter Mangel an funktionalem Wohnraum zu erschwinglichen Preisen für diese Zielgruppe.
Beim Projekt handelt es sich um die Etablierung funktioneller Neubauten mit Modellcharakter an Standorten in Westfalen-Lippe. Diese sind bedarfsgerecht ausgestattetet, barrierefrei, bezahlbar und infrastrukturell gut angebunden. Angepasste Technikunterstützung im Rahmen der Haustechnik vervollständigt die Anforderungen an das zukunftsfähige Wohnen.
Die inklusive Projektumsetzung erforderte eine gute Kooperation und Expertise der beteiligten Akteure sowie einen interdisziplinären Ansatz (Planung, Bau, Technik, Pädagogik, Immobilienwirtschaft). Die Förderung einer Quartiers- und Teilhabegestalter/in in jedem Wohnprojekt eröffnet Optionen für gesellschaftliche Teilhabe.
Das Projekt hat damit Signalwirkung für die gelungene Inklusion in Quartieren. Begegnungen von Menschen mit und ohne Behinderungen werden im Alltag selbstverständlicher. Es ergeben sich auch neue Perspektiven: Zukünftig könnte der Umbau von geeigneten Bestandsimmobilien in den Fokus rücken, da sich die Suche nach unbebauten Grundstücken zunehmend als limitierender Faktor beim Neubau herausstellt.
Jury Digitale Bildung
- Jacob Chammon
Geschäftsführender Vorstand, Forum Bildung Digitalisierung - Dr. Maximilian Müller-Härlin
Referatsleiter im BMBF (Grundsatzfragen der Digitalisierung Strategien für die Wissensgesellschaft, Koordinierung) - Dipl.-Ing. M.Eng. Architektin Barbara Pampe
Vorständin der Montag Stiftung (Bildung und Architektur)
Jury Energetische Stadtsanierung
- Alexander Handschuh
Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes - Christian Huttenloher
Generalsekretär Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau & Raumordnung e.V. - Univ.-Prof. Dr.-Ing. Matthias Koziol
Vizepräsident für Forschung und Transfer an der Brandenburgischen TU Cottbus - Dipl.-Ing. Cornelia Rösler
Bereichsleiterin Forschungsbereich Umwelt, Deutsches Institut für Urbanistik - Eva Witt
KfW Bankengruppe, Bereichsleiterin Individualfinanzierung & Öffentliche Kunden
Jury Soziales und bezahlbares Wohnen
- Jochen Dietrich
Redaktionsleiter, n-tv - Univ.-Prof. Dr. Christine Hannemann
Leiterin des Fachgebiet Architektur- und Wohnsoziologie an der Universität Stuttgart - Dipl.-Ing. Thomas Kaup
Bund Deutscher Architekten BDA, Vizepräsident - Dipl.-Ing Monika Thomas
Staatsrätin der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, Hamburg