Portrait von Frau Manon
KfW Capital

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Food Tech schafft Lösungen

Manon Sarah Littek, Co-Gründerin des Green Generation Fund und erste Gewinnerin des neuen KfW Capital Awards als Best Female Investor, über Food Tech, angemessene Renditeerwartungen und pflanzliche Eier.

Dr. Manon Sarah Littek
Bild von Manon Littek

ist Co-Gründerin des Green Generation Fund, der nach einem überzeichneten ersten Closing bereits 100 Millionen Euro von über 30 Investoren eingesammelt hatte. Der Fonds investiert frühphasig in Food-- und Green-Tech-Start-ups.

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Frau Littek, Sie haben in diesem Sommer mit ihrer Geschäftspartnerin Janna Ensthaler den Green Generation Fund aufgelegt – mit einem Fondsvolumen von 100 Millionen Euro, was im Markt als großer Erfolg gewertet wurde. Wie sieht Ihr Investmentfokus aus?

MANON SARAH LITTEK Wir konzentrieren uns auf die Kategorien Food Tech und Green Tech. Das 1,5-Grad-Klimaziel werden wir nicht mehr erreichen und laut Experten ist das 2-Grad-Klimaziel bereits in Gefahr. Auch im Bereich Ressourcenverbrauch und Biodiversität müssen wir handeln. Wir sind davon überzeugt, dass Innovationen in den Bereichen Green Tech und Food Tech hier maßgebliche Lösungen schaffen können und daher die wichtigsten Themen unserer Zeit sind.

Muss man heute noch Abstriche bei der Rendite hinnehmen, wenn man in Green Tech oder Food Tech investiert?

Nein, im Gegenteil. Lösungen in Food Tech und Green Tech beeinflussen die entscheidendsten Ökosysteme unserer Zeit. Denken Sie an den Klimawandel, die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen, aber auch an Lieferketten- und Ernährungssicherheit bei steigender Weltbevölkerung: Um hier positiv Einfluss zu nehmen, bedarf es extremer Fortschritte in beiden Bereichen. Im Gegensatz zu den meisten generalistischen Impact Funds investieren wir fokussiert und erwarten Renditen vergleichbar mit den etablierten Tech-Fonds.

Award-Gewinnerin Littek mit 2 weiteren Personen vor der Pressewand
Ausgezeichnet

Manon Sarah Littek wurde 2022 in der Kategorie Best Female Investor zur ersten Gewinnerin des neuen KfW Capital Awards gekürt.

Sie investieren in Amerika, aber immer mit Blick auf Deutschland. Ihr Sitz ist in Berlin. Wie bewerten Sie die Gründerinnenszene in Deutschland?

Im Food Tech gilt Deutschland international als Motor für Innovation und Fortschritt, was wir starken Universitäten wie der TU München, der RWTH Aachen und Kooperationen mit Forschungsinstituten wie dem Fraunhofer-Institut verdanken. Wir sehen gerade bei Deep-Tech- und Bio-Tech-Ansätzen frühphasig deutlich mehr Tiefe in der Entwicklung. Zudem hat sich hier eine starke Szene an Angel- und Frühphasen-Investoren etabliert. Im Vergleich zu Asien und den USA hinken wir kapitalseitig jedoch noch immer deutlich hinterher. Es mangelt in Deutschland noch immer an Wachstumskapital.

Produktbild von Littek
Green Food

Sie interessieren sich schon seit Jahrzehnten für gesundes Essen, sind selbst Vegetarierin. Auch beruflich sind Sie fest mit dem Thema Food Tech verbunden. Warum haben Sie gerade dieses Thema zu Ihrem Beruf gemacht?

Angefangen hat meine Überzeugung von rein pflanzlichen Produkten beim Thema Tierwohl, später ging es mir vor allem um einen gesunden Lebensstil, dann kamen Themen wie Klima und Ernährung hinzu. Als Investorin sehe ich, dass Food der größte Markt der Welt ist. Gleichzeitig wächst unsere Bevölkerung, und die meisten Ressourcen auf unserer Erde werden irgendwann erschöpft sein. Es gibt in diesem Bereich viele spannende Innovationen und Technologien mit echtem Impact.

Spiegeleier mit Brot auf einem Teller
Alternative Proteine

Sehen aus wie Spiegeleier, riechen wie Spiegeleier, sind aber keine. Die Firma Neggst, ein Spin-out aus dem Fraunhofer-Institut hat das erste pflanzliche Ei mit Schale entwickelt.

Können Sie uns erklären, was genau im Bereich Food Tech momentan besonders spannend ist?

Ein großer Fokus im Markt liegt derzeit weiterhin – völlig zu Recht – auf alternativen Proteinquellen. Denn Massentierhaltung und traditionelle Landwirtschaft sind für ein Drittel der Klimakrise verantwortlich, sie verbrauchen 70 Prozent des Frischwassers und 40 Prozent des Landes. Bei steigender Weltbevölkerung von acht auf zehn Milliarden Menschen müssen wir die klassische Landwirtschaft massiv transformieren, wenn wir alle ernähren und trotzdem den Planeten erhalten wollen. Die größten Hebel sind alternative Proteine, die nicht vom Tier stammen – und eine Transformation in der Landwirtschaft in nachhaltiger und regenerativer Form. Unsere Portfoliofirma Neggst entwickelt das erste pflanzliche Ei mit Schale. Neggst ist übrigens ein Spin Out aus dem Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung.

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investiert in deutsche und europäische Venture Capital-Fonds, die sich an Unternehmen in der Wachstumsphase in Deutschland beteiligen und so deren Kapitalbasis stärken.

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Beim Thema New Protein gibt es auch spannende neue Technologieentwicklungen im Bereich Precision Fermentation und Mycelium. Milchproteine werden etwa in Stahlcontainern durch Mikroorganismen als "Muttertier“ hergestellt, wie bei unserer Portfoliofirma Change Foods. Diese Produktionsform bekommt in der Krise starke Bedeutung, weil sie eine unabhängige regionale Lieferkette darstellt und gegen Wettereinflüsse resistent ist. Viele Staatsfonds im Mittleren Osten und Asien investieren gerade massiv in diesen Bereich. Ansonsten betrachte ich Themen wie Food-as-a-Medicine, regenerative Landwirtschaft und Lösungen für die Bioökonomie als zentral für die nächsten Jahre.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 11. April 2023.